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Gib mir Menschen

Gib mir Menschen

Titel: Gib mir Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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Kairo, in Lateinamerika von Brasilie und in Europa von Leningrad und Berlin. Dies waren die klassischen Denkzentren, und es waren auch heute noch die Hochburgen des unselbständigen Denkens. In Nordamerika waren von Anfang an viele kleine Denkzentren wie Pilze aus dem Boden geschossen, die heute in der Usa vereinigt waren.
    Nachdem in den Entwicklungsländern die wichtigsten Probleme der Menschheit gelöst waren, konnte man sich den zweitrangigen, wie Umweltschutz und Bildungsüberschuß, in den Industrieländern widmen.
    Aber seltsamerweise wurde den Neuerern wie Cyril Corby hier der größte Widerstand entgegengebracht, und vor allem Europa war und blieb der gefährlichste Krisenherd. Es kam zu einer regelrechten Massenhysterie, als die Gesetze für das computergesteuerte Denken vom Europarat verabschiedet wurden. Demonstrationen, Terroraktionen und regelrechte Bruderkriege waren die Folge. Europa stand in Flammen, die Völker trieben in die totale Anarchie. Bevor es jedoch soweit kommen konnte, übernahm die KODE die Macht und beschloß die allgemeine »Zwangsbeglückung«. Der Friede kehrte nach Europa zurück, das Abendland wurde wieder zum Nabel der Welt.
    Aber es gab noch genug subversive Elemente, die sich zu straff geführten Organisationen zusammenschlossen und die böse Saat des freien Denkens von den Stätten der abendländischen Kultur zurück in die inzwischen befriedeten Länder der dritten Welt trugen. Und in Neutral-Asien hatten die Freidenker ihren bisher größten Erfolg erzielt.
    In Bangla Desch waren Autodafés für Denkmaschinen an der Tagesordnung. In Kalkutta war das Lager der CCCP gesprengt worden, und aus Katmandu hatte der Piratensender der Freidenker das Gerücht verbreitet, daß es in der ganzen Stadt keinen einzigen Computer mehr gäbe. Die Esemde verkündeten triumphierend, daß sich die Menschen in Katmandu wieder die Haare wachsen ließen und daß sich keiner mehr eine Tonsur rasieren ließ, um sich die Kahlstellen mit Computer-Sensoren akupunktieren zu lassen. Wer in den Straßen Katmandus mit einem Denk-Käppi angetroffen wurde, mußte mit den schlimmsten Repressalien rechnen.
    Eine Zwangsbeglückung mit umgekehrten Vorzeichen also? Was bahnte sich da in Fernost an? Wenn das Feuer des freien Denkens weiter um sich griff, würde es irgendwann auch über die Grenzen der westlichen Welt greifen. Aber die Denkanstalten waren entschlossen, dieser Entwicklung einen Riegel vorzuschieben. Der Nachrichtensprecher wußte von der Konferenz der KODE in Tokio zu berichten, daß in nächster Zukunft einschneidende Gegenmaßnahmen zu erwarten waren.
    Vom Vertreter der CCCP, Cyril Corby III, wurde der Vorschlag eingebracht, in Neutral-Asien den Megakill einzusetzen. Die Anwendung der Demolitionsbombe stieß aber bei einigen Konferenzteilnehmern noch auf Ablehnung, weil ihre Wirkung sich nicht steuern ließ und auch für Unschuldige, treue Computer-Denker, die Gefahr bestand, daß ihre Emotionen abgetötet werden würden. Der Sprecher fuhr mit Nachdruck fort:
    »Aber Corby III bleibt mit Recht dabei, daß dieses Opfer gebracht werden muß, um die Welt zu retten. Er sagte wörtlich: ›Lieber einige Demolierte mehr, als eine Horde von Idioten, die in ihrem blinden Fanatismus die Errungenschaften unserer Zeit zerstören wollen, um unsere Zivilisation in die finstere Vau-Effeszett zurückzuwerfen.‹«
    Dem war eigentlich nichts hinzuzufügen. Wenn ich in diesem Moment einen jener Langhaarigen ohne Käppi zwischen die Finger gekriegt hätte, ich hätte ihm eigenhändig die Haare büschelweise zu einer Tonsur ausgerissen, um ihm dann das Käppi der CCCP überzuziehen. Barbarische Bande! Die Hexenverfolgung des Mittelalters war nichts gegen das Kesseltreiben der Freidenker in Fernost. Her mit der Demolitionsbombe!
    Der Nachrichtensprecher verwies anschließend noch auf die Open-End-Diskussion auf Kanal eins, an der auch namhafte Soziologen und Kybernetiker anderer Parteien teilnahmen und zu der selbstverständlich auch Fremddenker eingeladen waren, die bei der Konkurrenz denken ließen.
    Danach kam etwas Werbung in eigener Sache.
    »Zum Abschluß möchte ich noch einmal an unsere Werbeaktion erinnern. Hilf auch du, lieber Mitdenker, daß Cyril Corby Computer zur stärksten Partei der Welt wird. Für jedes geworbene Mitglied gibt es eine Minute Sendezeit auf deiner Regionalfrequenz. Für das volle Dutzend geworbene Mitglieder winken fünf Minuten im Weltprogramm, so daß du die Chance erhältst, deine

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