Gib mir Menschen
eine solche Vereinbarung sprachen, umzustimmen versucht. Ein Argument war, daß ich meiner Pflicht als Erdenbürger, für Nachkommenschaft zu sorgen, um CCCP zu stärken, noch nicht erfüllt hatte. Dieses war nicht von der Hand zu weisen, aber ich konnte Beispiele von verdienstvollen Parteigenossen aufführen, die kinderlos gewesen waren und trotzdem ähnliche Arrangements getroffen hatten. Aber vielleicht waren meine Verdienste um CCCP noch nicht groß genug? Molly jedenfalls hatte zu meinem Antrag vorerst weder Ja noch Nein gesagt, so daß mir wenigstens eine gewisse Hoffnung blieb.
Obwohl, und das darf ich nicht verschweigen, sich Molly ab diesem Zeitpunkt mehr als früher darum bemühte, eine Partnerin für mich zu finden und mir alle möglichen Kandidatinnen schmackhaft zu machen versuchte. Sie bedrängte mich sogar, alte Brieffreundschaften aufzuwärmen und neue zu knüpfen.
Darum nannte ich sie scherzhaft eine Kupplerin.
Der Glockenschlag in meinem Kopf kündigte an, daß Molly-Maid sich wieder in meine Gedanken zu mischen gedachte.
»Jetzt ist es aber genug, Bert Acker!« Ihre Stimme klang streng und entschlossen. Immer, wenn sie so förmlich wurde, da wußte ich, daß sie nicht bereit war, meinen Launen länger nachzugeben. »Beginnen wir endlich den Tag. Es ist neun Uhr. Zeit für die Morgenarbeit.«
Dabei hatte natürlich Molly die Arbeit, und ich das Vergnügen.
Waschen, Rasieren, Darmentleerung und Desinfizierung, der gesamte Komplex der Hygiene war etwas, womit ich mich nicht zu belasten brauchte. Das tat Molly für mich. Sie steuerte den Körper und wählte die rationellsten Bewegungsabläufe, um mit einem Mindestmaß an Aufwand den effektivsten Nutzen zu gewinnen. Essen und Trinken, das ließ ich auch von Molly machen. Sie steuerte das Nervensystem, gab die Befehle zum Schlürfen und Kauen und kontrollierte dabei die Verdauung, den Stoffwechsel und den Blutdruck. Kein noch so begnadeter Arzt hätte mir die Vitaminpräparate so gekonnt spritzen können wie ich es mir selbst unter Mollys Führung tat. Etappenweise Morgengymnastik – und Molly kontrollierte die Atmung, bewegte meine Glieder in perfektem Rhythmus. Und ihre Begleitmusik war ein Ohrenschmaus.
Beim Ankleiden konnte ich mich wie ein unbeteiligter Beobachter betrachten. Es war immer wieder faszinierend, wie ich all diese alltäglichen und doch lebensnotwendigen Dinge verrichtete, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden. CCCP machte es möglich, und für mich war CCCP Molly-Maid. Während Molly die Routine für mich erledigte, konnte ich meinen Geist in das Reginalprogramm von CCCP einschalten.
Es liefen gerade die Morgennachrichten. Die unaufdringliche Buben-Stimme berichtete von Unruhen in Neutral-Asien. Die KODE, die »Koalition der Denkservices«, der auch die CCCP angehörte, wollte in diesem unaufgeschlossenen Gebiet eine gemeinsame Niederlassung errichten, um auch diesen Menschen das Denken zu erleichtern. Aber es gab Schwierigkeiten mit der Bevölkerung, die vermutlich von professionellen Dissidenten aus dem Westen aufgestachelt wurde.
Man versuche sich vorzustellen, daß es in Neutral-Asien zwei Millionen Menschen gab, die noch wie in der Vau-Effeszett lebten, also wie in der Vor-Full-Service-Zeit, wo nur Snobs und Millionäre es sich leisten konnten, für sich denken zu lassen.
Zwei Millionen, eigentlich eine unvorstellbare Zahl. Aber die Dunkelziffer, so der Nachrichtensprecher, war vermutlich noch viel größer. Denn all die vielen Self-Made-Denker, die in den Städten der westlichen Welt im Untergrund lebten, waren nicht zu erfassen. Aber es war erwiesen, daß es in den Ballungszentren des Abendlands einen viel höheren Prozentsatz an Esemde gab als in den weiten Gebieten der ehemaligen dritten Welt. Die Freidenker waren mitten unter uns.
Der Unruheherd in Neutral-Asien war eigentlich ein Ausnahmefall. Die Computer-Revolution hatte zwar ihren Ausgang von den früheren Industriestaaten genommen, aber die Multis wie CCCP, Usa, NIPPON, AUA und Be-ErDe hatten mit dem Aufbau ihrer Denkservice in den unterentwickelten Ländern begonnen. Dies war nötig gewesen, um den Unterentwickelten den Frieden zu bringen, der Bevölkerungsexplosion Einhalt zu gebieten und um den Raubbau an den Rohstoffvorkommen der Erde zu unterbinden. Es war eine Notwendigkeit gewesen, um das Gleichgewicht der irdischen Natur zu erhalten.
In Fernost war der Siegeszug der Denkmaschinen von Peking und Tokio ausgegangen, in Afrika von Nairobi und
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