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Gibraltar

Gibraltar

Titel: Gibraltar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Reh
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besuchen konnte, wie sie wollte, ebenso wie das Nachbarhotel, das mit Animationsangeboten ganz auf die Bedürfnisse von Kindern zugeschnitten war. Und auf diese Weise war sie, woran sie zwischenzeitlich kaum noch zu glauben gewagt hatte, in den Genuss eines Urlaubs gekommen, wie er eigentlich nur kinderlosen Paaren in ihren ersten Jahren vorbehalten war; sie erlebte Tage von beinahe unbeschränkter Freizügigkeit und Lust mit Bernhard. Ihr Schlafzimmer, das von einem gazeumspannten Himmelbett ganz dominiert wurde, grenzte über einen breiten Durchgang direkt an die Terrasse und den Privatgarten ihres Bungalows, so dass sie sich drinnen wie draußen völlig zwanglos bewegen konnten. Sie verzichteten auch darauf, sich gänzlich vom Personal abzuschotten, denn wer wollte schon auf das Privileg verzichten, einmal von hinten bis vorne bedient zu werden, wenn es einem plötzlich nach einem Cocktail verlangte.
    Sie wollte ständig mit ihm schlafen. Vielleicht, wenn sie die Safari gemacht hätten, mit der sie Bernhard ständig in den Ohren lag, wäre sie weniger auf ihn fixiert gewesen; doch zu diesem Zeitpunkt wollte sie unbedingt das Gefühl auskosten, dass sie alles bekommen konnte, was sie wollte, jederzeit. Sie lag im Halbschatten der Terrasse, ihren schon halb gerundeten Bauch eben mit Sonnenmilch eingecremt; Bernhard stand, nur mit einer weißen Tennishose bekleidet und unverschämt braun gebrannt, auf dem Grün und übte mit einer Golfausrüstung, die er sich eben hatte bringen lassen, putten.
    Allein der Gedanke, dass es möglich war, von ihrer ohnehin schon privilegierten Stellung aus noch höher zu gelangen, noch freier und unabhängiger zu werden, vielleicht ein eigenes Haus zu bauen und am Wochenende, nur weil man eben mal eine   Nero Intrecciato   bei Bottega Veneta kaufen wollte, für einen Nachmittag im Charterjet von London nach Paris zu fliegen – dieser Gedanke erregte sie. Er sah zu ihr hinüber und schlug den Ball; er traf sein Ziel in einer perfekt harmonischen sanften Kurve. Bernhard lächelte. »Ich weiß noch nicht.«
    Sein Zögern, dachte sie damals, sei nur vorübergehend, eine Unsicherheit, die auf seiner Loyalität zu Johann beruhte. Sie konnte das verstehen: Bernhard hatte sich nie in den elaborierten Kreisen designierter Topmanager bewegt, sondern sich alles, angefangen bei der Realschule, selbst erkämpft. Johann war sein Förderer gewesen, und sie fand diesen Zug sentimentaler Dankbarkeit für den Menschen, der ihm den Aufstieg ermöglicht hatte, rührend. Noch hatte sich Bernhard nicht emanzipiert von solchen Bindungen. Doch spätestens mit ihrer Heirat hatte sich für Bernhard eine neue Lebensallianz ergeben, die alle bisherigen Verbindlichkeiten löste; so hatte sie es damals empfunden, und so war es noch heute. Was zwischen ihnen war, setzte jede andere Verpflichtung, Regel oder Bindung außer Kraft.
    »Das wirst du noch«, hatte sie gesagt und ihr Bikini-Oberteil aufgehakt. Sie verstanden sich wortlos, wie durch unerklärliche Alchemie. Sie musste nichts weiter tun, als ihre angewinkelten Beine ein wenig zu öffnen. Bernhard sah sie, lächelte, kam zu ihr heran und kniete sich vor sie. Er wusste, wie sehr sie es liebte, von ihm liebkost zu werden, sie musste nichts tun, als es geschehen zu lassen … Jetzt, und im Bemühen, ihrem erotischen Spiel stets eine neue Nuance hinzuzufügen, ließ er den Schaft des Golfschlägers mit zarter Unmissverständlichkeit an ihrer Scham entlanggleiten, so dass sie spüren konnte, wie das Blut sie durchpulste und sie sich ihm unweigerlich öffnete. Jetzt schon, und obwohl es noch gar nicht begonnen hatte, gierte sie nach jenem orgastischen Schauern, das sie von der süßen Folter ihrer Lust erlösen würde. Er achtete darauf, nicht zu tief in sie einzudringen, doch sie wollte ihn überall in sich spüren … Wie hypnotisiert starrte sie auf das in ihr verschwindende Stahlrohr; Schweiß troff von der prall gespannten Haut ihres Bauches, und als sie kam, zerschmolz die Welt unter ihrem Blick zu einem glühenden Punkt aus Hitze und Frieden. Sie hatte keine Ahnung, wie lange Valerie schon mit Muthoni, dem Pagen, im Garten gestanden hatte.
    »Betriebswirtschaft, erstes Semester«, polterte nun Gudvang. »Jede geschäftliche Transaktion hat zwei Seiten: Je günstiger ich abschließe, desto ungünstiger für die Gegenseite.   Quid pro quo . Das liegt nun mal in der Natur der Sache.«
    »Ich weiß nicht, ob man das so verbissen sehen muss.« Sie lächelte

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