Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)
werden.
»Das Fessel-Equipment ist im Eintrittspreis inbegriffen«, fuhr er fort. »Ihr müsst nur an der Bar danach fragen. Gummiknüppel und Lederpeitschen kosten extra. Die Getränke natürlich auch.«
Ähem. Gummiknüppel? Lederpeitschen? Am liebsten hätte Anne auf der Stelle die Flucht ergriffen. Vielleicht gab es Dinge, die man besser nicht erfuhr. Und sie hatte nicht vor, Joachim mit Folterwerkzeugen zu überraschen.
Tess reckte das Kinn vor. »Gibt’s auch Flutscher hier?«
»Flogger!« Anne stupste Tess mit dem Ellenbogen an. »Das Teil heißt Flogger!«
Mann, war das peinlich!
»Klar«, erwiderte der Mann mit einem abschätzigen Grinsen. »Wer von euch wird denn gefixt?«
Wir wollen doch nur zugucken!, dachte Anne. Aber der Typsah nicht so aus, als ob er es auf zahlendes Publikum abgesehen hätte, das aus sicherem Abstand heraus das Geschehen beobachtete. Zwei Hausfrauen auf Sightseeing-Tour – nur gucken, nicht anfassen! – waren hier ganz bestimmt nicht erwünscht.
Todesmutig hob sie also die Hand. »Ich!«
»Du willst dich fesseln lassen?« Jetzt war es Tess, die Anne in die Seite knuffte. »Das war aber nicht abgemacht!«
»Und wenn schon – mitgefangen, mitgehangen!«
»Könnten sich die Damen vielleicht mal einigen?«, fragte der Mann. Er gähnte gelangweilt und schob eines seiner Stachelarmbänder etwas höher, sodass man das Tattoo darunter in voller Schönheit bewundern konnte: einen rosenumwundenen Phallus.
»Geht klar, ich fixe meine Freundin«, erklärte Tess.
Anne musste schon wieder lachen. »Aber fix, wenn’s möglich ist.«
»Ich bin jetzt schon fix und foxi!«, platzte Tess los.
Sie lachten Tränen.
»Seid ihr sicher, dass ihr die richtige Location erwischt habt?«, unterbrach der Typ in Leder ihr munteres Geplänkel. »Wir sind hier nicht im Häkelclub.«
»Ganz sicher«, bestätigte Anne und blinzelte ihre Lachtränen weg.
Sie holte ihr Portemonnaie heraus, aber Tess kam ihr zuvor. Flink zog sie zwei Fünfzigeuroscheine aus ihrer Handtasche und legte sie auf den Tresen.
»Der Abend geht auf mich. Auch wenn ich mehr ackern muss als du, meine liebe Anne. Schließlich kannst du gemütlich abhängen, und ich muss dich fesseln.«
Davon träumst du aber auch nur, dachte Anne. Sie hatte nicht die Absicht, die Nacht als verschnürtes Postpaket zu verbringen.
»Da drüben ist der Umkleideraum«, brummte der Mann, während er die beiden Geldscheine in seine Lederhose steckte. »Samstags keine Straßenkleidung. Nur Lack, Leder, Fetisch, Fantasy, Grunge, Hauptsache, ihr zeigt eure Reize.«
Nonchalant öffnete Tess ihren Mantel, unter dem sie nichts als ihr Halsband, ihre Lederkorsage, einen Lederslip und halterlose Strümpfe trug. Der Typ starrte kurz darauf, dann nickte er das Outfit ab.
»Und du?«, wandte er sich an Anne.
Es widerstrebte ihr, bei dieser Fleischbeschau mitzumachen. Trotzig verschränkte sie die Arme über ihrem Trenchcoat. »Ich habe eine rote Spitzenkorsage und Strapse an. Irgendwelche Beschwerden?«
»Ah«, sagte der Mann anerkennend. »Eine Zofe in einer süßen Spitzenkorsage. Du wirst viele Fans haben. Zofen sind hier sehr beliebt. Stehe ich auch total drauf.«
Du kannst mich mal, grollte Anne innerlich. Dir mach ich garantiert nicht die Zofe. Wär ja wohl noch schöner!
Er gab ihnen zwei schwarze Augenmasken und demonstrierte, wie man sie aufsetzte.
Tess legte ihre Maske an. »Wie sehe ich aus?«
»Wie einer von den Panzerknackern«, kicherte Anne. »Und ich?«
»Wie Zorros kleine Schwester«, gluckste Tess.
»Da lang«, schloss der glatzköpfige Hüne seine Einweisung ab. Er zeigte auf eine schmale Tür. »Daneben sind die Toiletten, falls die Damen sich noch mal erleichtern wollen. Kondomegibt’s im Automaten. Viel Spaß, man sieht sich. Wollte immer schon mal eine Anfängerzofe erziehen.«
Das war doch einfach nicht zu fassen! Anne drehte sich abrupt um und zog Tess hinter sich her. Hatte er sie tatsächlich so plump angemacht? Was bildete der sich ein? Dagegen war Marc ja ein Kavalier alter Schule!
»Da hat aber jemand eine Eroberung eingesackt«, stichelte Tess vergnügt, während sie durch die Tür schritten.
»Kannst ihn haben, den tätowierten Vollpfosten. Der hat ja wohl ein Piercing im Hirn. Ich und eine Zofe, so weit kommt’s noch!«
Als sie die Umkleide betraten, einen voll verspiegelten Raum mit Metallspinden, verstummten sie. Ein Paar mittleren Alters zog sich gerade um. Und das Seltsame war: Die beiden sahen so gar
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