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Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Titel: Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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wie Huren vom Straßenstrich? Nach einem Kaffeekränzchen? Nein, nach einem kalt geplanten Seitensprung!
    In heller Panik, aber auch ein bisschen verwundert, hörte sie, wie Joachim die Tür zur Abstellkammer öffnete. Herrje, wassuchte er denn nun eigentlich? Bumm. Die Tür wurde zugeworfen. Joachims Schritte kamen näher. Jetzt drückte er die Klinke der Schlafzimmertür herunter. Nein, bitte nicht! Zu spät. Die Tür ging auf. Gleich würde die Erde beben, ein Tsunami anrollen, der Himmel einstürzen, und das alles gleichzeitig. Man nannte es auch Weltuntergang. Gleich? Jetzt!
    Der Schweiß lief Anne mittlerweile in Strömen am Körper herunter. Ihre Augen waren weit aufgerissen, in ihrem Kopf dröhnte es.
    Da, plötzlich, sah sie etwas durch den Spalt, was sie fast um den Verstand brachte. Sie schloss kurz die Augen und öffnete sie wieder, in der Hoffnung, dass »es« nur eine Ausgeburt ihrer schlimmsten Höllenphantasien war. Aber es war immer noch da. Es war dick. Es war rosa. Es war – Mutti !
    ***
    Systemabsturz. Anne war nicht mehr sie selbst. Wie in Trance durchlebte sie den grässlichsten Alptraum ihres Lebens. Kein Schicksal konnte so teuflisch sein wie dieses. Am ganzen Leib bebend, hing sie an der Kleiderstange und hielt krampfhaft die Schranktür von innen zu. Tess zerkratzte derweil ihren Rücken. Das hier war nicht steigerungsfähig. Dagegen wirkte ihr Strapsauftritt vor den Herren der Kanzlei wie eine launige Einlage.
    Ihr stockte der Atem, als sie sah, wie sich die pudelartige lila Dauerwelle ihrer Schwiegermutter über das ungemachte Bett beugte. Noch nie hatte Anne diese Frau so gehasst. Prüfte sie etwa, ob sich Spuren ehelicher Lust auf dem Laken finden ließen? Wie krank war das denn?
    Während ihr vor lauter Angst fast schwarz vor Augen wurde, regte sich ein unbändiger Zorn in Anne. Hatte doch Joachim seiner Mutter tatsächlich einen Wohnungsschlüssel überlassen! Das Wort Vertrauensbruch reichte gar nicht aus für diese Bodenlosigkeit. Hieß das etwa, Mutti stampfte mit der ihr eigenen Distanzlosigkeit nach Belieben durch die Wohnung, wenn Anne zur Arbeit war? Schnüffelte rum? Fahndete nach belastendem Material, um ihre Schwiegertochter zu kontrollieren?
    Plötzlich schnellte die Dauerwelle ruckartig nach oben. Verdammt! Hatte Mutti Verdacht geschöpft? Hatte sie etwas gehört? Weder Anne noch Tess gaben auch nur den leisesten Mucks von sich. Aber diese Hexe besaß bestimmt so etwas wie einen sechsten Sinn. Den Böse-Schwiegermutter-Instinkt. Prompt erschien ihr feist glänzendes Gesicht hinter dem Spalt zwischen den Schranktüren, nur etwa eineinhalb Meter entfernt. Okay. Das war’s. Anne kniff fest die Augen zu. Ganz, ganz fest, wie ein Kind, das meint, es könne sich auf diese Weise unsichtbar machen.
    Die Stützstrümpfe ihrer Schwiegermutter rieben sich sirrend aneinander, als sie auf den Kleiderschrank zuging. Na, los, dachte Anne. Versetz mir den Todesstoß. Ich kann nicht mehr.
    RRRRING! Das Telefon schellte. Anne öffnete die Augen. Ihre Schwiegermutter war stehen geblieben und horchte. KLICK. Schon setzte sich der Anrufbeantworter in Bewegung.
    Joachims Stimme, freundlich und souverän: »Guten Tag, hier sind die drei Westheimers – leider nur vom Band. Schön, dass Sie anrufen. Hinterlassen Sie bitte eine Nachricht, wir rufen gern zurück!«
    Piiiiep. Wieder Joachims Stimme, dieses Mal leicht gehetzt: »Hallo, ihr beiden Süßen, hier ist Papa. Wollte mich nur mal melden. Alles gut bei euch? Vermisst ihr mich? Ich freu mich schon auf morgen Abend. Lars, kleiner Kumpel, Papa bringt dir was Schönes mit! Bis dann!«
    Mit dem Gesicht ihrer Schwiegermutter ging etwas vor, das Anne mit größter Faszination und einer guten Portion Schadenfreude registrierte. Die Frau war nicht die hellste Kerze am Weihnachtsbaum. Doch selbst Mutti kapierte augenblicklich zwei Dinge. Zum einen, dass Anne und Lars NICHT verreist waren. Und zum anderen, dass sie, prinzipiell jedenfalls, JEDERZEIT zur Haustür hereinkommen konnten. Das war ein dicker Hund.
    Mit letzter Kraft hielt sich Anne an der Kleiderstange fest und betete, dass sie halten würde. Schwedische Möbelhäuser waren für ihr putziges Design und ihre niedrigen Preise bekannt, nicht aber für solide Verarbeitung. Währenddessen spielte sich eine Tragödie im Gefühlshaushalt ihrer Schwiegermutter ab. Sie wusste jetzt, dass ihr Mustersohn sie angeschwindelt hatte mit der angeblichen Reise zu dritt. Außerdem musste sie befürchten, auf

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