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Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Titel: Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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herumtrieb? Dass Joachim möglicherweise seine hübsche Kollegin tackerte und dass ihre Schwiegermutter heimlich in ihrer Wohnung herumspionierte? Dass sie zwar wieder malte, ihre Bilder aber mit Küchenmessern zerschnitt?
    Zum Teufel! Warum eigentlich nicht? Anne hatte die Nase voll von klammheimlichen Umwegen und Abwegen und peinlichen Sachen, die unter dem Deckel bleiben mussten. Stockend erst, dann immer flüssiger, begann sie zu erzählen.
    Es wurde ein langes Telefonat. Oma Brownie unterbrach sie kein einziges Mal. Auch dann nicht, wenn Anne etwas länger nachdachte oder um Worte rang. Alles, wirklich alles erzählte sie ihrer Mutter und ließ nichts aus.
    »Das wär’s so ziemlich«, schloss sie ihren Katastrophenbericht ab.
    Erschöpft lehnte sie den Kopf an die Wand.
    »Das klang wie ein großes, großes Ausatmen«, sagte Oma Brownie nach längerem Schweigen. »Jetzt beginnt die Phase des Einatmens. Damit du neue Energien sammelst. Ich freue mich, dass du auf die Reise gegangen bist. Sie wird dich dorthin tragen, wo du hingehörst.«
    »Und wo ist das?«
    »Das weiß man immer erst am Ende der Reise«. Oma Brownie lachte leise. »Sieh mich an. Ob ich angekommen bin, oder ob das hier nur eine Station ist – keine Ahnung.«
    »Wie kannst du nur so gelassen sein?«, fragte Anne ratlos. »Wenn nichts sicher ist, woran soll man sich denn festhalten?«
    Wieder lachte Oma Brownie ihr leises, weises Buddhalachen. »Loslassen, meine Kleine, loslassen ist das Geheimnis.«
    ***
    Es war Anne ein Rätsel, wie sie den Tag hinter sich bringen sollte. Und das auch noch ohne Ausfallerscheinungen, Dauergähnen und Konzentrationsschwächen. Ein Tag im Liegestuhl wäre ihr lieber gewesen, doch pflichtbewusst, wie sie nun mal war, schleppte sie sich in die Praxis.
    Ihr Leben war eine einzige Problemzone. Niemand ahnte es. Weder Doktor Arenson, der freundlich wie immer war, noch die Patienten, die eine ausgeglichene, höfliche Empfangsdame im weißen Kittel sahen. Nur hinter der Fassade, da brodelte es gewaltig. Fragen über Fragen bestürmten Anne, während sie nach außen hin die Form wahrte.
    Würde sich Joachim endlich melden? Hatte Lars die Schlafsackparty gut überstanden? Ging es Tess gut? Sann der Fürst der Finsternis auf Rache? War Marc wirklich mit ein paar blauen Flecken davongekommen? Annes Kopf war gestopft voll. Und als wäre das nicht genug, verhielt sich Leila sehr merkwürdig. Die Arzthelferin schnitt Anne, ging ohne ein Wort, ohne einen Blick an ihr vorbei. Leider gelang es Anne nicht, sie für ein Gespräch unter vier Augen in einem geeigneten Moment abzupassen. Ahnte Leila, dass Anne ihr auf die Schliche gekommen war? In jedem Fall war der Medikamentendiebstahl zu heikel, um am Telefon darüber zu sprechen.
    Als der Zeiger der Praxisuhr sich endlich auf die Drei schob, stellte Anne den Computer aus. Geschafft. Wie sie sich aufLars freute! Sie konnte es kaum erwarten, ihn wieder in die Arme zu schließen.
    Auf dem Weg in die »Villa Sonnenschein« machte Anne einen kleinen Umweg und fuhr bei einer Gärtnerei vorbei. Sie wollte ihm auf dem Balkon eine eigene Ecke einrichten, mit Pflanzkästen für Blumen, Tomaten und Gurken. Nachdem sie gesehen hatte, wie viel Freude Lars am Buddeln und Blumengießen bei Oma Brownie hatte, schien ihr das eine gute Idee zu sein. Er konnte eine Aufmunterung gebrauchen. Es brach Anne das Herz, dass ihn Joachims Abwesenheit derart belastete.
    Der Besitzer der Gärtnerei ließ sich Zeit. Umständlich erläuterte er jedes einzelne Samentütchen, fachsimpelte über Sonnenstände, Wassermengen und Düngersorten. Anne wollte nicht unhöflich sein. Geduldig hörte sie sich alles an, während sie ein ums andere Mal auf die Uhr schaute.
    Schließlich verließ sie das gläserne Gewächshaus mit zwei großen Tüten und dem guten Gefühl, etwas wirklich Sinnvolles für ihr Kind getan zu haben. Joachim überhäufte seinen Sohn immer nur mit Nintendospielen. Typisch Technikfreak. Jetzt würde Lars mit seinen eigenen Händen säen, gießen, hegen, pflegen und vielleicht im Sommer seine ersten Tomaten ernten. Anne konnte schon den Stolz in den Augen ihres Sohnes sehen. Lars, der kleine Gärtner. Zum Geburtstag würde sie ihm eine kleine Gärtnerschürze schenken, mit seinem eingestickten Namen darauf.
    Während Anne auf die Schnellstraße bog, sah sie wieder zur Uhr. Ein paar Minuten Verspätung würde sie haben. Aber was machte das schon, gemessen an Lars’ Begeisterung, wenn sie ihm ihre

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