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Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition)

Titel: Gib's mir, Schatz!: (K)ein Fessel-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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Bewegung.
    »Die kriegen wir auch noch hin«, sagte Oma Brownie, während sie ihre Scheibe herunterkurbelte, um sich ihrerseits winkend von der Erzieherin zu verabschieden.
    »Was heißt hier – auch? Meinst du im Ernst, du kriegst mich wieder hin?«
    » Wir , Liebes, ich habe von uns gesprochen«, lächelte der untypisch schlanke und untypisch weibliche Buddha an AnnesSeite. »Die menschliche Seele ist kein Motor, bei dem man einfach die Zündkerzen auswechselt und ein bisschen Öl nachkippt. Du musst schon mitmachen.«
    »Gib mir eine Woche«, seufzte Anne, die gerade entdeckte, dass ihr Trenchcoat einige Blutflecken hatte. »Dann müssten sich meine Synapsen wieder sortiert haben.«
    »Es gibt keine Vergangenheit, es gibt keine Zukunft, nur das Jetzt«, wurde sie belehrt. »Schau nicht zurück, und mach dir keine Sorgen um das Vorne.«
    Es wäre Anne lieber gewesen, wenn Oma Brownie Letzteres beherzigt hätte. Beim Fahren schaute sie nämlich dauernd zu ihrer Tochter und nicht auf die Straße. Die Autos, die ihnen schlingernd entgegenkamen, hupten und blendeten in einem fort auf.
    »Könntest du bitte einen Hauch weiter rechts fahren, Schuschu?«
    Annes Mutter schaltete in den nächsthöheren Gang, was der Motor mit einem donnernden Brüllen beantwortete. »Wieso? Der Highway gehört uns! Weißt du noch, wie wir den Highway 1 runtergebrettert sind? Von San Francisco nach L. A .?«
    Oma Brownie hatte zweifellos ihre Qualitäten, Autofahren konnte sie nicht. Noch dazu in dem uralten, schwergängigen Pickup. An der nächsten Kreuzung stoppte sie. Bei ihren Fahrkünsten war es gleichbedeutend mit einer Vollbremsung.
    »Wohin möchtest du? Zu mir oder zu dir?«
    Anne lächelte tapfer. »Es ist eine Ewigkeit her, dass mich das ein Mann gefragt hat. Lass mich überlegen. Am besten zu mir. Für den Fall, dass Lars …«
    »Wo ist er überhaupt?«, fiel Oma Brownie ihr ins Wort. »Hat eine andere Mutter ihn mitgenommen?«
    »Du weißt es noch gar nicht?«
    In groben Umrissen berichtete Anne, was sie von Frau Landmann erfahren hatte. Je mehr sie erzählte, desto grimmiger wurde die Miene ihrer Mutter. In ihren sonst so sanften, sonnigen Gesichtszügen zeichnete sich ein herannahendes Gewitter ab. Sie wusste genau, wie Lars sich gegen Oma Brav sträubte. Und sie liebte Lars über alles.
    »Ruf ihn an«, zischte sie.
    »Wie denn? Lars hat kein Handy.«
    Mit hochgezogenen Brauen betrachtete Oma Brownie das breite Heftpflaster auf Annes Stirn. Dann atmete sie tief eeeeeiiiin und genauso tief aaaaauuuus. Keine Frage, sie musste sich erst mal beruhigen, bevor sie weitersprechen konnte.
    »Liebes«, sagte sie dann sehr, sehr sanft, »ruf deine Schwiegermutter an.«
    Jetzt erst merkte Anne, dass sie wirklich eine extrem lange Leitung hatte.
    »Und ich habe immer gemeint, nur Männer denken im Schritttempo. Sorry. Geht sofort los.«
    Etwas fahrig wühlte sie in ihrer Handtasche und holte ihr Handy heraus. Als sie die Nummer von Mutti im Speicher gefunden hatte, zögerte sie. Es war immer wieder erschreckend, wenn diese Frau sich mit »Westheimer« meldete, mit demselben Namen, den auch Anne trug.
    »Mach schon«, trieb Oma Brownie sie zur Eile an.
    Unglücklich über ihre Ungeduld, fing sie wieder an, tief zu atmen. Zehn Sekunden eeeeeeiiiin, zehn Sekunden aaauuuus. Anne musste nicht mitzählen, um zu wissen, dass es exakt zehnSekunden waren. Auch sie atmete tief ein und drückte auf die Nummer.
    »Westheimer?«
    Gruselig. Anne atmete aus. »Ich bin’s, Anne.«
    »Wer ist da? Ich kann Sie nicht verstehen bei dem Höllenlärm!«
    »Hier ist Anne!«, schrie sie ins Handy. »Hörst du mich?«
    Geklapper und Geraschel, dann war ihr Schwiegervater dran. »Hallo? Wer ist denn da?«
    »Schuschu, kannst du mal anhalten und den Motor ausmachen?«
    Obwohl Anne angeschnallt war, ging sie bei der neuerlichen Vollbremsung fast durch die Windschutzscheibe. Oma Brownie stellte den Motor ab, der einen letzten Knall von sich gab, bevor er jaulend verstummte.
    »Hier spricht Anne. Kannst du mir bitte Lars geben?«
    »Lars?« Erregtes Palaver im Hause Westheimer. »Der ist hier nicht.«
    Mutti übernahm wieder. »Anne, was soll das bedeuten? Erst schlägst du unsere gutgemeinten Sonntagseinladung aus, und jetzt suchst du Lars bei uns?«
    »Hat Joachim ihn denn nicht zu euch gebracht?«
    »Nein, wie kommst du darauf?«
    Es klang echt. Ehrlich erstaunt. Mutti war keine gute Schauspielerin, und lügen konnte sie überhaupt nicht. Wenn sie es versuchte,

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