Gib's mir
er. Dann meinte er mit einem Nicken zu Luke: «Ich befürchte, du bist umsonst mitgekommen, Kumpel. Bei dem, was hier gebraucht wird, übersteigen deine Qualitäten die gestellten Anforderungen.»
Wie benommen gab ich Lukes Hand frei.
«Beth», zischte Luke, als wollte er mich zur Besinnung bringen.
«Trotzdem nett ausgedacht, Beth», fügte Ilya hinzu und lächelte mich matt an.
Hinter Ilyas Rücken benahmen sich die übrigen Männer im Zimmer inzwischen wieder, als säßen sie in der Kneipe, Gesprächsfetzen flogen hin und her, es wurden Witze gerissen.
«Sag mir, was hier abgeht», sagte ich leise, ruhig und wie benommen. «Wer ist das?»
«Schick erst mal deinen Freund weg», forderte Ilya.
Ich hielt einen Moment inne, leckte mir über die Lippen. Mein Herz schlug so wild, dass ich mir fast wünschte, es würde ihm gelingen, aus meinem Brustkorb auszubrechen.
«Geh, Luke», bat ich, ohne mich zu ihm umzudrehen. «Geh einfach.»
«Aber Beth», protestierte er. «Du könntest –»
«Bitte», sagte ich ernst. «Ich rufe dich morgen an. Ich komme schon klar. Ich schaffe das. Geh einfach.»
Nach etlichen Schweigesekunden hörte ich hinter mir die Bodendielen knarren, und Luke verschwand.
Ilya schloss die Tür. Das Gerede verstummte.
«Red dir einfach ein, es würde sich hier um eine Phantasie handeln», erklärte Ilya und schob mich weiter in den schwach beleuchteten Raum hinein.
Wenn ich nicht so großen Schiss gehabt hätte, hätte ich womöglich über die Situation gelacht.
«Okaaay», sagte der Bett-Mann in entschlossenem, merkwürdig singendem Ton. «Dann lass sie uns doch mal anschauen, Travis.» Beschwingt setzte er seine Füße auf den Boden und stand auf.
Er sah aus wie ein hochaufgeschossener Kobold: groß und hager, mit schmutzig blondem Stoppelbart und gewelltem Haar, das er hinten zu einem Zöpfchen zusammengezwirbelt hatte. Seine Lippen waren schmal und kalt.
Er deutete mit dem Kopf aufs Bett. «Leg sie da drauf», meinte er zu Ilya. «Und mach ihre Beine auseinander, dass ich schon mal ’n Blick riskieren kann.»
«Fick dich doch selbst», sagte ich. Die Worte waren mir lauter rausgerutscht, als ich beabsichtigt hatte. Ich wollte sie mehr zu mir selbst sagen – eine kleine Geste der Unnachgiebigkeit, während ich noch auf ein Zeichen von Ilya wartete.
«Uuuuuh», höhnte das Koboldgesicht, und rundum ertönte schallend rasselndes Gelächter. «Eine ganz schön aufsässige kleine Kröte, was? Nun, Travis? Willst du sie einweihen, oder soll ich?»
Das Gelächter brandete wieder auf. «Ich bin Zweiter», sagte ein noch jüngerer Typ mit zurückgegeltem Haar und einem silbernen Ring in einem Ohr.
«Nein, das wirst du nicht, du dreckiges Arschloch», johlte der Türsteher-Typ. «Ich fasse doch nix mehr an, wo du schon deinen Schwanz dringehabt hast.»
«Wenn Sie sich bitte ordentlich hinten anstellen wollen, meine Herren», kam von irgendwoher eine andere, spöttische Stimme. Meine Wut kochte langsam hoch, während ich mir das idiotische Geprahle anhören musste, durchsetzt von anzüglichem Gelächter. Ilya, der ein Stückchen hinter mir stand, schwieg zu alldem.
«Nette Gesellschaft hast du dir da ausgesucht», sagte ich scharf und drehte dabei ein wenig den Kopf.
«Ich habe sie mir, verdammt nochmal, nicht ausgesucht», antwortete Ilya mit zusammengebissenen Zähnen.
Das Koboldgesicht kam auf mich zu, widerlich und mit schwingenden Hüften. Ihn umgab eine Aura lässiger Bedrohlichkeit und latenter Gewalt.
«Schau her, Beth», setzte er locker an. «Die Sache sieht so aus: Dein Freund Ilya muss sich noch ein bisschen mehr Zeit erkaufen. Er kommt nicht rüber mit seinen Kröten, und das macht mich gar nicht froh. Also habe ich bei mir gedacht: Nun, Tony, was könnte Ilya denn vielleicht tun, damit du noch für eine Weile die Laune behältst? Und da hab ich eben gedacht: Na, vielleicht versuch ich’s mal mit seiner Freundin. Die gefällt mir eigentlich ganz gut.»
Er grinste, und dabei verzog sich sein Mund zu einem schmalen weißen Strich. Dann hielt er seine Hand theatralisch abgewinkelt vor sich, imitierte eine hohe, mädchenhaft quietschige Stimmlage und sagte: «Ich will deinen Prügel tief in meinem Arsch spüren. Oh, Ilya! Ja! Ja! Ich will deinen Prügel in meinem Arsch. Ich will deinen verdammten Prügel … tief drinnen in meinem verdammten Arsch! Oh! Oh! Gib’s mir, du toller Kerl.»
Gelächter brach aus, tief, verdorben und anhaltend. Verzweiflung begann mich zu
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