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Gib's mir

Gib's mir

Titel: Gib's mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Lloyd
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wollte, in solchen «Nimm mich»-Schuhen zu laufen. Ich denke aber nicht, dass sie mir das abgenommen hat.
    Ich habe ein hautenges, kurzes leuchtend rotes Schlauchkleid gekauft. Es war traumhaft nuttig. Das Beste daran war, dass der Reißverschluss schief war und nicht flach lag, und dass vom Saum ein Faden herunterhing. Ich hatte mir auch jede Menge von Strümpfen und Strumpfhaltern angesehen, aber ich fühlte mich darin aufgetakelt wie ein Transvestit. Also entschied ich mich stattdessen für nackte Beine.
    Das Kleid war verboten eng. Es zeigte krass alle Kurven und Formen und machte ein atemberaubendes Dekolleté, für das ich keinen BH brauchte. Meine Nippel drückten sich durch den glänzenden dünnen Stoff.
    Darunter trug ich einen im Schritt offenen Slip – roter Tüll, eingefasst in schwarze Spitze. Er war kratzig, ein schreckliches Teil, aber ich genoss dieses leichte Unbehagen: Es war wie eine ständige Erinnerung daran, dass meine Unterwäsche billig und vulgär war, so wie auch ich heute Abend.
    Ja, ich sah meiner Rolle entsprechend aus. Ich war verrucht und leicht zu haben, eine Hure zu Ilyas Verfügung.
    Ich kippte den Rest von meinem Wodka hinunter, schüttelte mich, ging dann ins Bad für einen letzten Blick in den Spiegel. Ich sah richtig gut aus, dachte ich, als ich meine mit Lipgloss überzogenen Lippen nachzog.
    Dann stellte ich einen meiner gefährlich hohen Schuhe auf die Kante der Badewanne und fuhr mit einem Tuch in den klaffenden Schlitz meines Höschens. All die Erwartung hatte mich so höllisch geil gemacht. In meiner Spalte pulsierte träge Hitze, und ich war viel zu nass, um das Haus in diesem winzigen Flatterkleidchen zu verlassen und mit einem Slip, der sowieso kaum vorhanden war. Ich wollte auf dem Weg nach drüben ja keine Tropfspuren hinterlassen.
    Ich war bereits im Aufbruch, aber schließlich sorgte meine Nervosität doch dafür, dass ich noch genau aufschrieb, wo ich war, mit wem ich zusammen war und dass wir eine Vereinbarung getroffen hatten, eine Hurenphantasie auszuleben. Nur für den Fall. Dann schlüpfte ich in meinen quietschenden Leopardenregenmantel, holte tief Luft und ging. Es war gerade Viertel nach zehn.

    Draußen lag die von den Laternen erleuchtete Straße still da, und am Himmel funkelten die Sterne.
    Ich sah hinauf zu Ilyas Fenster. Das Bambusrollo war herabgelassen, und dahinter leuchtete rotes Licht. Ich lächelte in mich hinein. Er hatte extra eine bordellrote Glühbirne eingeschraubt, ob aus Witz oder nicht, das konnte ich nicht beurteilen, aber es interessierte mich auch nicht. Es gefiel mir, so anders als all die anderen Fenster. Es war etwas, was jeder sehen konnte, aber nur er und ich konnten es auch verstehen.
    Erregung schüttelte mich, als ich darüber nachsann, wie Ilya mich wohl behandeln würde. Ich war hungrig nach mehr von seinen beleidigenden, schmutzigen Reden; hungrig danach, seine Schlampe und Nutte zu sein.
    Mit unsicheren und ungeschickten Schritten stelzte ich auf meinen geborgten Schuhen quer über die Straße. Die Nachtluft war kühl und frisch, stahl sich heimlich unter mein kurzes Röckchen und strich flüsternd über meine freiliegende, feuchte Spalte.
    Das Tor stand offen, und ich ging die breite Treppe hinauf zu dem Haus, in dem Ilya wohnte, und hielt mich dabei an der blassen Wand fest wie eine Betrunkene, die zu tief in die Ginflasche geguckt hat. Im Dämmerlicht des Hauseingangs ließ ich meinen Blick über die vielen Klingelschilder schweifen, um schließlich meinen Finger auf seines zu legen. Ich klingelte lange und nachdrücklich. Meine kurzen Fingernägel waren knallrot lackiert, und ich hatte den Lack sogar ein bisschen angekratzt, um mein Schlampen-Image zu perfektionieren.
    «Ich bin’s, Beth», sagte ich selbstbewusst, als Ilyas Stimme zu vernehmen war. Dann öffnete sich mir die schwere Tür mit der abgesplitterten Farbe nach einem Schnarren und einem Klick, und ich konnte mich dagegenstemmen und eintreten.
    Die hohe Eingangshalle lag noch für einen Augenblick im Dunkeln, dann wurde sie, mit einem weiteren Klick, von grellem Licht erhellt. Wie bei mir drüben, dachte ich, Zeitschalter oben und unten, damit man nicht so viel Strom verbraucht. Und auch wie in meinem Haus standen unordentlich ein paar Fahrräder im Flur und verströmten einen leichten Gummigeruch. Aber das Gebäude sah nicht so gut aus wie meins. Es wirkte schäbiger, und der Teppich war ein scheußlich gemustertes braunes Unding.
    Ich wackelte die Treppe

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