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Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit

Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit

Titel: Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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einem großen Schornstein, der sich fünfzig Meter in die Luft erhob. Der Wind hatte aufgefrischt, und das kleine Boot pflügte durch die kabbelige See, die Wellen klatschten gegen den Rumpf. Dunkle Wolken huschten über den Himmel, Möwen schwebten auf den Luftströmen und kreischten laut.
    Gideon konsultierte die Seekarte, die er kurz zuvor gekauft hatte, und bestimmte die unterschiedlichen Landmarken mit bloßem Auge: die Execution Rocks, die Blauzes, Davids Island, High Island, Rat Island. Er wollte ein Gefühl für die Wegpunkte auf der Fahrt bekommen. Wenn er das nächste Mal hier entlangkam, würde es dunkel sein.
    Das Boot tuckerte wegen des mickrigen Motors nur im Schritttempo durch die Wellen. Ganz allmählich zeichnete sich Hart Island im Nebel ab.
    Die Insel war knapp anderthalb Kilometer lang und von einem lichten Wald bedeckt, in dem vereinzelt Ruinen von Backsteingebäuden standen. Als er etwa hundert Meter vom Ufer entfernt war, drehte er die Ruderpinne und begann, um die Insel herumzufahren und sie mit seinem Fernglas zu inspizieren. Der große Schornstein erhob sich aus einem am Ostufer gelegenen Ruinenkomplex, der früher einmal ein Kraftwerk gewesen zu sein schien. Überall Riffe und Felszungen. Alle paar hundert Meter waren am Ufer riesige, werbeplakatähnliche Schilder aufgestellt, die warnten:
    New York City Justizbehörde
    SPERRGEBIET
    Betreten verboten Anlegen verboten. Ankern verboten
    ZUWIDERHANDLUNGEN WERDEN STRAFRECHTLICH VERFOLGT
    Während sich Gideon dem Nordende der Insel näherte, wurden Aktivitäten darauf erkennbar. Er schaltete den Motor in den Leerlauf und betrachtete die Szenerie durch sein Fernglas. Hinter einem Schutzschirm aus Eichen sah er eine Gruppe Häftlinge in orangefarbenen Overalls, die auf einem Feld arbeiteten. In der Nähe stand ein Schaufelbagger, der Motor im Leerlauf. Die Männer luden von der Ladefläche eines Pick-ups Kiefernsärge ab, die sie neben einen frisch ausgehobenen Graben stellten. Mehrere schwer bewaffnete Justizvollzugsbeamte standen herum, beobachteten das Treiben, gestikulierten und riefen Anweisungen.
    Gideon ließ das Boot treiben, setzte seine Beobachtungen fort und machte sich dabei hin und wieder Notizen.
    Schließlich befriedigt, ließ er den Motor wieder an und fuhr weiter am Westufer der Insel entlang. Ungefähr auf halber Strecke kam ein langer Sandstrand mit diversem Strandgut in Sicht, darunter Müll, Treibholz und alte Bootsrümpfe. Der Strand endete an einer Betonmauer, hinter der sich der Gebäudekomplex des ehemaligen Kraftwerks erhob. Auf die Backsteinfassade des Hauptgebäudes war ein mindestens dreißig Meter langer und zehn Meter hoher Schriftzug gemalt.
    GEFÄNGNIS
    ZUTRITT VERBOTEN
    Gideon beschloss, mit seinem Boot neben der Ufermauer anzulegen, die an eine Salzmarsch angrenzte und hinter einer Reihe tückisch aussehender Riffe lag.
    Mit geringer Geschwindigkeit steuerte er das Boot in Richtung Land, zwischen den Riffen hindurch. Kurz darauf schaltete er den Motor ab, sprang aus dem Boot in die Wellen und zog es watend auf den Strand.
    Er sah auf die Uhr: dreizehn Uhr.

61
    Gideon ging den Strand hinauf, stieg über die niedrige Ufermauer, huschte in die Deckung einiger Bäume, dann blieb er stehen, um eine Bestandsaufnahme zu machen. Zu seiner Linken lag ein offenes Feld, hinter dem die Kraftwerksruine stand. Zur Rechten, zurückversetzt vom Strand, befand sich eine Siedlung kleiner Bungalows, vollständig erhalten, mit Straßen, Straßenbeleuchtung, Garagenauffahrten und Bürgersteigen. Das Ganze sah aus wie eine ganz normale, altmodische Vorstadt – außer dass alles in Ruinen lag, die Häuser verfallen, die Fensterrahmen zerbrochen und schwarz, die Dächer eingestürzt. Rankpflanzen überwucherten die Straßenlaternen und begruben die Häuser unter sich, die Straße war ein Spinnennetz von Rissen, durch die Unkraut und verkümmerte Bäume sprossen.
    Er wartete, alle Sinne aufs äußerste gespannt. In der Ferne, zum Ende der Insel hin, war das leise Brummen des Schaufelbaggers zu hören, der ein Massengrab aushob. Aber dieser mittlere Abschnitt der Insel schien verlassen zu sein. Gideon holte aus seiner Tasche ein Google-Earth-Foto, das er ausgedruckt hatte, und kundschaftete ein paar Minuten lang die Gegend aus. Dann ging er, während er sich immer wieder vorsichtig umschaute, eine überwucherte Straße entlang und über das breite Feld in Richtung des Ruinenkomplexes, den er vorhin schon gesehen hatte. Ein in die

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