Gideon Crew 01 - Mission - Spiel auf Zeit
verhüllte Anspielungen auf sein häusliches Umfeld.
»Ach, und hier sind ja seine Testergebnisse. Irgendwer hat mal einen IQ -Test mit ihm gemacht.«
Van Rensselaer warf einen Blick darauf. Sein Gesicht wurde ganz ruhig, fast ausdruckslos; das Papier zitterte ganz leicht. »Ich glaube …«, begann er langsam. »Unter diesen Umständen …. Vielleicht könnten wir hier in Throckmorton doch einen Platz für Tyler finden. Natürlich müssten wir ihn dennoch erst kennenlernen und ein Bewerbungsverfahren durchführen.«
»Wunderbar!«, rief Orchid und klatschte in die Hände. Langsam machte die Sache richtig Spaß.
»Bitte«, sagte van Rensselaer, »nehmen Sie doch Platz.«
»Nur eine Minute noch«, sagte Gideon, als er sich setzte. »Da wären noch ein paar Dinge, die ich klarstellen möchte. Zuallererst: Werden andere asiatische Schüler in seiner Klasse sein? Ich möchte nicht, dass er sich ausgeschlossen fühlt.«
»Absolut«, sagte van Rensselaer rasch und wechselte komplett in den Verkäufer-Modus.
»Und wie viele? Nicht nur in der zweiten Klasse, sondern in der gesamten Grundschule. Ich möchte die Zahlen wissen.«
»Lassen Sie mich die Klassenlisten holen.« Van Rensselaer rief die Empfangsdame ins Zimmer und brachte ihr seine Bitte vor. Kurz darauf kam sie mit einem Blatt Papier zurück. Er warf einen kurzen Blick darauf und schob es über den Schreibtisch. »Sie hat hier aufgelistet, welche Schüler asiatischer Abstammung sind.«
Gideon nahm die Liste entgegen.
»Ich fürchte, ich kann sie Ihnen nicht überlassen. Wir sind natürlich sehr bestrebt, die Privatsphäre unserer Eltern zu schützen.«
»Oh, gewiss, gewiss.« Gideon sah die Liste durch. Fünfzehn Schüler. Unter diesen musste er suchen. Er merkte sich die Namen.
»Mir ist außerdem zu Ohren gekommen«, sagte er streng und legte die Liste zurück auf den Tisch, »dass es hier in der Schule einen schweren Ausbruch von Grippe gegeben hat.«
»Das bezweifle ich.«
»Das hat man mir aber gesagt. Ich habe sogar gehört, dass am siebten Juni, unmittelbar vor der Abschlussfeier, mehr als drei Viertel der Grundschüler erkrankt waren und nicht zum Unterricht erscheinen konnten.«
»Das halte ich kaum für möglich.« Wieder rief van Rensselaer die Empfangsdame zu sich herein. »Bringen Sie mir bitte die Anwesenheitslisten der Grundschüler für den siebten Juni.«
»Wie Sie wünschen.«
»Wie wär’s mit einem Kaffee?«, fragte Gideon und warf einen Blick auf die Kanne in der Ecke.
»Wie bitte? Ach, entschuldigen Sie! Ich hätte Ihnen schon früher Kaffee anbieten sollen. Wie nachlässig von mir.«
»Kein Problem. Ich nehme ihn mit viel Sahne und drei Stück Zucker.«
»Für mich viel Sahne und vier Stück Zucker«, sagte Orchid.
Van Rensselaer erhob sich und machte den Kaffee selbst. Währenddessen kam die Empfangsdame zurück. Sie legte gerade das Dokument auf den Schreibtisch, als Van Rensselaer mit dem Kaffee zurückkehrte. Gideon griff danach und erhob sich von seinem Stuhl, und dabei stieß er irgendwie die Tassen um und verschüttete den Kaffee auf van Rensselaers Schreibtisch.
»Oh, das tut mir aber leid!«, rief er. »Was bin ich doch für ein Tolpatsch!« Er zog ein Taschentuch hervor und fing an, den Kaffee aufzuwischen, trocknete die Papiere ab, pusselte herum, schob alles hierhin und dorthin.
Sie alle machten gemeinsam sauber, als die Empfangsdame mit Papiertüchern zurückkehrte.
»Es tut mir sehr leid«, wiederholte Gideon. »Verzeihen Sie vielmals.«
»Kein Problem«, sagte van Rensselaer in gepresstem Tonfall und betrachtete dabei die feuchten, kaffeefleckigen Unterlagen. »So was kann doch jedem mal passieren.« Doch sogleich hellten sich seine Züge wieder auf. »Wir würden Tyler gern alsbald kennenlernen. Wollen wir schon einen Termin für das Vorstellungsgespräch vereinbaren?«
»Ich rufe Sie an«, sagte Gideon. »Behalten Sie die Akte. Wir müssen uns beeilen.«
Einige Minuten später saßen sie im Auto und fuhren durch das gusseiserne Tor. Orchid bog sich vor Lachen. »Meine Güte, du bist wirklich komisch, weißt du das? Nicht zu fassen, wie der Typ geglotzt hat. Er hat uns für echt fürchterliche Leute gehalten.
Fürchterliche Leute
. Ich kenne mich mit solchen Typen aus – die wollen immer Blowjobs, weil ihre Frauen es nicht mögen, einen …«
»Okay, okay«, sagte Gideon in der Hoffnung, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. »Er wollte den armen Tyler vor uns retten, so viel war
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