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Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt

Titel: Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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in Santa Fe gefahren. Er muss morgen früh aufstehen – einen Flieger nehmen.« Sie brachte die Martinis herüber, er nahm seinen. Genau wie er ihn mochte: voll bis zum Rand, mit einem Stück Zitronenschale und kleinen Eisstückchen darin. Gideon trank einen kleinen Schluck und spürte, wie ihm die Flüssigkeit im Hals brannte.
    Sie nahm neben ihm Platz, lehnte sich an ihn, schmiegte sich an sein Gesicht. »Ich bin ja so froh, dass du wieder da bist. Weißt du, Gideon, ich habe nachgedacht, über uns.«
    Er trank noch einen Schluck. »Dein Vater verreist? Wohin denn?«
    »Maryland, glaube ich.« Mit den Lippen strich sie über seinen Hals und murmelte dabei: »Ich habe große Mühe, meine Gedanken beisammenzuhalten, jetzt, wo du hier bist. Das war vielleicht ein Abend, den wir da in der Höhle verbracht haben. Ich bekomme ihn einfach nicht mehr aus dem Kopf. Vielleicht ist jetzt nicht die richtige Zeit zu reden, aber, wie gesagt, ich habe nachgedacht …«
    »Okay«, sagte Gideon und suchte wieder Zuflucht in seinem Glas. »Was will er in Maryland?«
    »Er recherchiert, glaube ich. Für seinen nächsten Roman …« Wieder Schmusen. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Alles bestens. Ich bin bloß müde. Und ich bin immer noch schmutzig von all der Holzkohle.« Er zeigte vage auf sein rußgeschwärztes Gesicht.
    »Gefällt mir. Sieht sexy aus.«
    »Weißt du, worum es in dem Roman geht?«
    »Hat irgendwas mit Viren zu tun, glaube ich.«
    »Hat dein Vater schon mal Kreatives Schreiben unterrichtet?«
    »Klar. Es macht ihm Spaß. Können wir über etwas anderes reden?«
    Gideon schluckte. »Gleich. Es gibt da einen Workshop in Santa Cruz, von dem ich gehört habe, mit dem Titel Writing Your Life. «
    »Mein Vater unterrichtet dort jedes Jahr. Er findet Santa Cruz großartig.«
    Gideon verbarg seinen Gesichtsausdruck, indem er einen ordentlichen Schluck trank. Die Wirkung des Alkohols machte sich bereits bemerkbar.
    »Er unterrichtet also gern?«
    »Er liebt es. Nach seiner Enttäuschung wegen des Nobelpreises findet er es tröstend, glaube ich.«
    »Du hast den Nobelpreis schon mal erwähnt. Was genau ist denn passiert?«
    Alida trank selbst einen kleinen Schluck. »Mein Vater stand einige Male auf der Shortlist, hat den Preis aber nie bekommen. Und dann ist ihm zu Ohren gekommen, warum er ihn nie bekommen hat – weil er die falschen politischen Ansichten hat.«
    »Was haben seine politischen Ansichten damit zu tun?«
    »Er war früher britischer Staatsbürger. Und als junger Mann war er beim MI6 tätig – das ist der britische Geheimdienst. So eine Art CIA.«
    »Ich weiß, was der MI6 ist.« Gideon war fassungslos. »Ich hatte ja keine Ahnung.«
    »Er redet nie darüber, nicht mal mit mir. Aber egal. Ich weiß es nicht wirklich genau. Es ist nur das, was die Leute sagen. Das Nobelpreis-Komitee hat Graham Greene aus dem gleichen Grund abgelehnt – er hat für den britischen Geheimdienst gearbeitet. Den verdammten Schweden missfällt die Vorstellung, dass ein Autor mit Spionage und Spionageabwehr zu tun hat. John le Carré wird auch nie den Nobelpreis bekommen!« Sie schnaubte verächtlich.
    »War dein Vater verärgert?«
    »Er gibt es nicht zu, aber ich weiß es. Ich meine, er hat nur seine patriotische Pflicht gegenüber seinem Land erfüllt. Es ist demütigend.« Sie hatte die Stimme ein wenig gehoben. »Denk doch mal an die vielen großen Autoren, die übergangen worden sind – James Joyce, Vladimir Nabokov, Evelyn Waugh, Philip Roth. Die Liste ließe sich fast endlos verlängern. Und wer erhält den Preis stattdessen? Autoren wie Dario Fo und Eyvind Johnson!« Sie setzte sich zurück.
    Ihr jäher Gefühlsausbruch verblüffte Gideon derart, dass er vorübergehend vergaß, welch schlechtes Gewissen ihn plagte, weil er Alida etwas vorspielte. »Machst du dir denn … na ja, keine Sorgen, dass dein Vater gerade jetzt nach Maryland fliegt? Ich meine, das liegt doch nahe an Washington.«
    »Die Evakuierungszone ist weit entfernt. Aber egal, ich habe es satt, über meinen Vater zu sprechen. Ich möchte mit dir über uns reden. Bitte.«
    Sie legte ihm die Hand auf die Schulter und sah ihm ins Gesicht; ihre dunkelbraunen Augen funkelten. Weil Tränen darin standen? Mit Sicherheit, weil Liebe darin lag. Und auch Gideon empfand dieses Ziehen im Herzen. »Ich mache mir …«, er unterbrach sich, »… nur Sorgen wegen deines Vaters, wegen dieser terroristischen Situation. Ich würde gern wissen, wohin er in Maryland

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