Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt
war es vorbei. Die eng um das Grab stehende Gruppe löste sich auf und begann auseinanderzugehen.
Er wartete im Schatten, während die Trauergäste in einer langen, langsamen Prozession den Hügel hinuntergingen, sein Blick auf Alida fixiert, während die Trauernden Alida ihr Beileid aussprachen, sie umarmten, ihre Hand umfassten. Es dauerte alles schmerzlich lange. Zuerst kamen die Friedhofsmitarbeiter, als Nächste eine kleine Gruppe Frauen mittleren Alters, die sich angeregt und leise miteinander unterhielten; dann verschiedene junge Leute und Paare; und schließlich der Pfarrer und einige seiner Assistenten. Er lächelte und nickte Gideon im Vorübergehen pastoral zu.
Als Letzte kam Alida. Er hatte angenommen, sie würde von anderen begleitet werden, aber sie hatte sich ein wenig zurückfallen lassen und verließ als Letzte das Grab. Sie näherte sich ihm. Gebeugt von ihrem Verlust, aber immer noch stolz, den Kopf hoch erhoben und geradeaus blickend, ging sie langsam den langen, schmalen Fußweg zwischen den Gräbern entlang. Sie schien ihn nicht zu sehen. Während sie näher kam, registrierte Gideon eine seltsame Leere in der Magengegend. Jetzt war sie fast bei ihm angekommen. Er war nicht sicher, was er tun sollte – ob er sie ansprechen, vor sie treten, die Hand ausstrecken sollte –, und während sie auf seiner Höhe stand, öffnete er den Mund, um etwas zu sagen, brachte aber keinen Ton heraus. Sprachlos sah er zu, wie sie mit langsamen Schritten vorbeiging, die Augen geradeaus gerichtet, ohne die geringste Regung oder die leiseste Veränderung ihres Gesichtsausdrucks, die hätten erkennen lassen, dass sie ihn wahrnahm.
Er folgte ihr mit dem Blick, während sie weiter den Weg hinunterging, ihm jetzt den Rücken zugekehrt, nicht abweichend von ihrem bewussten, eisigen Schritt. Mehrere Minuten sah er der schwarzen Gestalt hinterher, bis sie hinter dem Gebäude verschwunden war. Er wartete, bis alle Autos weggefahren waren, und dann wartete er noch etwas länger. Schließlich setzte er sich selbst, tief und unsicher durchatmend, auf den schmalen Fußwegen zwischen den Grabsteinen in Bewegung und ging den Kiesweg hinunter bis zu seinem Auto.
78
G ideon bat den Taxifahrer, ihn am Washington Square Park abzusetzen. Er hatte Lust, den letzten Kilometer zum Büro von EES in der Little Street 12th West zu Fuß zu gehen – aber bevor er dies tat, wollte er noch etwas Zeit im Park verbringen und den Sommertag genießen.
Drei Wochen waren vergangen seit der Beerdigung. Unmittelbar danach war Gideon in seine Hütte in den Jemez Mountains geflohen und hatte sein Handy, seinen Telefonanschluss und seine Computer abgeschaltet. Und dann hatte er drei Wochen lang geangelt. Am fünften Tag fing er schließlich diese schlaue alte Cutthroat-Forelle mit einem widerhakenlosen Haken, in der Absicht, sie wieder freizulassen. Was für ein Prachtexemplar sie war: dick, glänzend, mit einer tiefen dunkelroten und orangefarbenen Färbung unter den Kiemen, die der Cutthroat ihren Namen gab. Sicherlich war dies ein Fisch, der edel genug war, um ihn freizulassen, so wie es seinen Grundsätzen entsprach. Aber dann hatte er es seltsamerweise nicht getan. Stattdessen hatte er sie mit zurück in die Hütte genommen, ausgenommen und sich als ganz einfache truite amandine serviert, begleitet von einer Flasche mineralischem Puligny-Montrachet. Alles ohne Schuldgefühle. Und während er sich das einfache, einsame Mahl schmecken ließ, war etwas Sonderbares passiert. Er war glücklich. Nicht nur glücklich, sondern er empfand auch inneren Frieden. Überrascht und neugierig untersuchte er seine Gefühle, und da wurde ihm klar, dass seine innere Ruhe etwas mit der Gewissheit der Dinge zu tun hatte. Mit der Gewissheit seiner Erkrankung und der Überzeugung, dass er Alida nie mehr wiedersehen würde.
Merkwürdigerweise schien diese Gewissheit ihn innerlich zu befreien. Er wusste jetzt, womit er konfrontiert war und was er nie haben konnte. Dies gab ihm die Freiheit, den Rat, den ihm der Arzt am Schluss ihres Gesprächs gegeben hatte, zu befolgen; sich darauf zu konzentrieren, Dinge zu tun, die ihm wichtig waren, und anderen zu helfen. Die Forelle wieder freizulassen wäre eine noble Geste gewesen, aber sie zu essen, das musste er zugeben, war ein noch größeres Vergnügen. Sie zu essen war ihm wichtig. Mitten im Leben sind wir im Tod … Ein weiser Gedanke, der auf Forellen und Menschen gleichermaßen zutraf.
Im Laufe dieser drei
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