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Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt

Titel: Gideon Crew 02 - Countdown - Jede Sekunde zählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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jemandem, der genau wusste, was er da tat.«
    Es entstand ein kurzes Schweigen, während ihnen die Implikationen bewusst wurden.
    »Also, wann haben Sie Ihre Ermittlungen beendet? Ich habe Sie ein halbes Dutzend Mal auf dem Handy angerufen. Sie hatten es ausgeschaltet.«
    Plötzlich stieg wieder dieses düstere Gefühl in Gideon auf. Er hatte nicht vorgehabt, Fordyce irgendetwas zu erzählen, hörte sich aber trotzdem sagen: »Ich musste ein paar Tests machen lassen.«
    »Tests? Was für Tests?«
    »Das ist persönlich.«
    Die rognons waren in der Butter fest geworden und waren jetzt hellbraun. Gideon legte sie sorgfältig auf einen Teller, den er auf dem Herd erwärmt hatte. Fordyce schaute auf den Teller, sein Gesicht legte sich langsam in Falten.
    »Sind das etwa …?«
    »… Nierchen. Lassen Sie mir ein, zwei Minuten Zeit, um die Reduktion zuzubereiten.« Gideon gab Schalotten, Brühe, Gewürze und einen ordentlichen Schuss Rotwein in den Rechaud.
    »So etwas esse ich nicht«, sagte Fordyce.
    »Das sind nicht mal Lammnieren – nur Kalb. Und Frank, mein Schlachter in der Stadt, hatte Rindermark vorrätig. Darum essen wir à la Bordelaise anstatt flambés. « Gideon würzte die Reduktion nach, dann schnitt er die Nierchen sorgfältig kreuzweise in Scheiben – perfekt durch, in der Mitte schön rosa –, schwenkte sie im Rechaud in der Sauce, gab das Rindermark hinzu und arrangierte schließlich alles auf zwei Tellern zusammen mit den gedünsteten Artischocken aus dem Backofen.
    »Bringen Sie den Wein mit«, sagte er und trug die Teller in den Wohnbereich hinter der Küche.
    Fordyce ging widerstrebend hinter ihm her. »Ich habe es Ihnen doch gesagt, ich esse das nicht. Innereien sind nicht mein Fall.«
    Gideon stellte die Teller auf einen niedrigen Tisch vor dem Ledersofa.
    Fordyce nahm auf dem Sofa Platz und starrte missmutig auf seinen Teller.
    »Probieren Sie doch mal.«
    Der Agent hob Messer und Gabel, zögerte.
    »Nur zu. Seien Sie ein Mann. Wenn es Ihnen nicht schmeckt, hole ich Ihnen aus der Küche eine Tüte Tortilla-Chips.«
    Behutsam schnitt er ein winziges Stück ab und probierte es argwöhnisch.
    Gideon nahm selbst einen Bissen. Perfekt. Wie konnte man etwas so Köstlichem widerstehen?
    »Wird mich wohl nicht umbringen«, sagte Fordyce und schob sich ein größeres Stück in den Mund.
    Minutenlang aßen sie schweigend. Dann sagte Fordyce: »Ist irgendwie schon komisch, hier draußen zu sitzen, im Wald, Mittag zu essen und Wein zu trinken – der übrigens ausgezeichnet ist –, wo wir doch gestern erst einen Flugzeugabsturz überlebt haben. Ich fühle mich irgendwie erneuert.«
    Das ließ Gideon an seine Diagnose denken. Und daran, wie er den Nachmittag verbracht hatte.
    »Was ist mit Ihnen? Fühlen Sie sich auch wie neugeboren?«
    »Nein«, sagte Gideon.
    Fordyce hielt inne und sah ihn an. »Hey, alles in Ordnung?«
    Gideon trank einen großen Schluck Wein. Er merkte, dass er zu schnell trank. Wollte er wirklich, dass das Gespräch in diese Richtung ging?
    »Schauen Sie, wollen Sie wirklich nicht darüber reden? Ich meine, das war echt ein Heidenschreck.«
    Gideon schüttelte den Kopf und stellte sein Glas ab. Er spürte den überwältigenden Wunsch, darüber zu sprechen.
    »Das ist nicht das Problem«, sagte er schließlich. »Ich bin darüber hinweg.«
    »Worum geht’s also?«
    »Dass es mir … jeden Morgen als Erstes einfällt.«
    »Was einfällt?«
    Einen Augenblick lang gab Gideon keine Antwort. Er wusste nicht, warum er das gesagt hatte. Aber nein, das stimmte nicht: Er hatte es aus demselben Grund gesagt, weshalb er Fordyce in die Hütte eingeladen hatte. Ob es ihre gemeinsamen Ermittlungen, ihre gemeinsame Bewunderung für Thelonious Monk oder einfach nur die Tatsache war, dass sie den gestrigen Absturz überlebt hatten, er betrachtete Stone Fordyce inzwischen als Freund. Vielleicht – mal abgesehen vom alten Tom O’Brien in New York – als einzigen Freund.
    »Mir wurde mitgeteilt, dass ich eine tödliche Krankheit habe«, sagte er. »Jeden Morgen habe ich ungefähr ein, zwei Minuten Ruhe – und dann fällt es mir ein. Und darum fühle ich mich nicht wie neugeboren, erneuert, was immer.«
    Fordyce hörte auf zu essen und sah ihn an. »Sie verarschen mich, oder?«
    Gideon schüttelte den Kopf.
    »Was ist es? Krebs?«
    »Etwas, das unter dem Fachbegriff Aneurysma Vena Galeni bekannt ist, ein Gestrüpp von Arterien und Venen im Hirn. Statistisch bleibt mir noch rund ein Jahr,

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