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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Oberkörper über den Holzbock. Ihr praller Po reckte sich ihm entgegen. Die Spuren der letzten Nacht waren verschwunden. Sie lächelte aufmunternd. »Mach ruhig.«
    Er schlug zu.
Je öfter man es tut, umso leichter fällt es.
Er holte erneut aus. Es gefiel ihr. Wie in der letzten Nacht.
    Er griff nach einer der Peitschen. Es zischte, als das Leder durch die Luft flog. Ein Knall, als es ihre Haut traf. Lauter, als sie ein neuerlicher Hieb erwischte. Und noch einer. Er hielt eine Gerte in der Hand. Dann einen Rohrstock. Immer wieder drosch er auf sie ein.
    »Hör auf!«, forderte sie.
    Er knallte ihr den Stock mitten ins Gesicht.
    »Bitte!«, flehte sie. So wie in der letzten Nacht.
    Ihr Schrei erstickte unter seinem nächsten Schlag. Er sah das Flackern in ihren Augen. Nackte Angst.
Das
war keine Lüge mehr.
Das
war die reine Wahrheit. Er hätte sie stundenlang betrachten können.

82
    Die Stimmung unter den Kollegen war mies. Allerdings lag das weder an Kalkbrenners Verspätung noch daran, dass Bergers Zahnschmerzen nicht besser geworden waren. »Hast du das von Dossantos gehört?«, fragte Rita.
    »Ich hab’s sogar gesehen.«
    »Wie? Du warst dabei?« Bergers Blick tadelte ihn:
Wieso erfahre ich das erst jetzt?
    Kalkbrenner berichtete von seiner gestrigen Unterredung mit Harenstett. Sein Kollege hörte aufmerksam zu, spielte nachdenklich mit seinem Bart. Am Ende der Schilderung sagte er sichtlich fassungslos: »Und was machen wir jetzt?«
    »Was wohl? Unsere Arbeit.« Kalkbrenner ging in sein Büro.
    »Wie denn? Wie kommen wir jetzt noch an Dossantos ran?«
    Die Mittagssonne entlud ihre ganze Hitze in den Raum. »Gar nicht.«
    »Das ist doch eine Frechheit. Wir sollten mit Dr. Salm reden. Schließlich war er es doch, der den Fall so schnell …«
    »Dr. Salm?«, unterbrach ihn Kalkbrenner mit der Andeutung eines ironischen Lachens. Er öffnete das Fenster. »Für den ist die Welt doch wieder in Ordnung: Der vermeintliche Amoklauf an der Schule ist ein ganz normaler Mordfall. Jugendkriminalität? I wo. Ist doch alles halb so wild im Kiez.« Er verschränkte die Arme vor der Brust, dachte an die Worte des Schuldirektors Dr. Börgers.
Niemand wird sich mehr für eine Änderung der Verhältnisse einsetzen.
»Und dass der Lehrer womöglich in Rotlichtgeschäfte verwickelt war, das dürfte wohl eher ein Fall für die Schulaufsicht sein.«
    »Und was heißt das jetzt?«
    »Wir sind zur Abwechslung mal wieder allein auf uns gestellt.« Kalkbrenner löste die Arme und klemmte sich hinter seinen Schreibtisch. Auf dem Durcheinander lag Brodbecks iBook. »Was ist mit der Anrufliste der Brodbecks?«
    »Ist heute Morgen eingetroffen. Ich gleiche sie gerade mit den Kontakten aus Brodbecks Timer und dem Adressbuch auf seinem Laptop ab.«
    Kalkbrenner klappte das Notebook auf. Mit surrender Festplatte fuhr das System hoch und verlangte nach einem Passwort. »Rita, hat Schöffel dem Rechner ein neues Passwort gegeben?«
    »Killerschüler!«
    Berger rollte mit einem Stuhl heran. »Was ist mit deinen Zähnen?«, erkundigte sich Kalkbrenner, während er das Wort eintippte.
    »Frag nicht.«
    Der Monitor zeigte den Desktop an. Er wirkte ebenso pedantisch aufgeräumt wie Brodbecks realer Schreibtisch. »Nicht besser geworden?«
    »Sonntagabend hab ich ein Eis mit meiner Tochter gegessen. Seitdem macht mich mein Backenzahn wahnsinnig.«
    Ein kleines Icon rechts oben symbolisierte die Festplatte. An der linken Seite klammerte sich eine Übersicht aller verfügbaren Programme an den Bildschirmrand. Auch
iPhoto
, ein Fotoprogramm, war dabei. Eine Art Album. »Vielleicht ist eine Füllung rausgefallen?«
    »Lieber wäre es mir, der ganze Zahn würde rausfallen.«
    »Du solltest heute noch zum Zahnarzt gehen. Denk dran, morgen ist Tag der Einheit. Feiertag. Dann sind die Praxen geschlossen.«
    Kalkbrenner startete
iPhoto
. Ein Fenster ploppte mit einer Liste von einer Unmenge an Bildern auf. Wie der Desktop waren sie ordentlich sortiert. Viele waren gelb- oder grünstichig und zeigten ein Baby, mal allein in der Wiege, mal im Arm seiner Eltern. Es waren Bilder von einem kleinen Jungen und einem Teenager im Kreise seiner Freunde. Urlaubsbilder, Schulaufnahmen, Ansichten von Berlin. Offenbar hatte Brodbeck all seine Kinder- und Jugendfotos digitalisiert. Sie ließen keinen Zweifel an einer glücklichen Kindheit aufkommen. Fast jedes Bild zeigte ihn mit einem Lächeln.
    Es gab Fotos mit Brodbecks Jugendliebe, sogar einige erotische Aufnahmen von

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