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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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gemocht, oder?«
    Bruno drehte sich erstaunt um. »Was soll die Frage?«
    »Nur so.«
    Brunos Stimme blieb gefasst, aber er war empört. »Chef, du weißt, wie wir zu dir stehen.«
    Dossantos konnte ihm seine Entrüstung nicht einmal verdenken. Aber es gab einfach zu viele Fragen und zu wenig Antworten in seinem Leben. Er wechselte das Thema, indem er die Straße durch das Rückfenster betrachtete. »Werden wir beschattet?«
    »Hab niemanden entdecken können«, sagte Bruno, in dessen Stimme jetzt Enttäuschung mitklang.
    »Hast du schon was über meine Frau in Erfahrung bringen können?«
    »Keiner unserer Informanten bei der Polizei, weder beim Landeskriminalamt noch beim BKA, weiß etwas über die Aktion.«
    »Aber irgendjemand muss doch etwas mitbekommen haben.«
    »Offenbar wollen sie diesmal ganz sichergehen.«
    Der Wagen rauschte über die Leipziger Straße, vorbei am Bundesrat, wo die Touristen sich die Füße in den Bauch standen. Auch diesmal parkten sie den Chrysler vor dem Hintereingang. Mit schnellen, geübten Augen checkte Bruno die Umgebung, doch es gab niemanden, der ihm gefährlich schien.
    »Bruno«, sagte Dossantos, bevor sie das Gebäude betraten.
    »Was, Chef?«
    »Es war nicht so gemeint.«
    »Ich weiß.«
    »Es ist nur …« Ihm fehlten die Worte. Das ärgerte ihn. Er wollte nicht dastehen wie ein kleiner Junge, der nicht wusste, was er als Nächstes tun sollte.
    Bruno schenkte ihm ein Lächeln. »Es ist okay, Chef. Wirklich.«
    Dossantos sah den Bodyguard an. Wie hatte er nur an seinem treuesten Gefährten zweifeln können?
    Das Büro im
Apollo
war ein karger Raum voller Flatscreens, auf die Kameras die wichtigsten Bereiche des Großraumbordells übertrugen. »Frank, was ist los?«
    Frank Lehnhoff hockte über einer Zeitung und hatte die Boulevard-Seiten aufgeschlagen. Illustres Volk in arroganten Posen präsentierte sich den Kameras.
    Dossantos wollte ihn anschreien.
Hast du nichts Besseres zu tun, als die gottverdammte Zeitung zu lesen?
Aber es kam kein Laut über seine Lippen. Stattdessen musterte er den Kollegen seines Sohnes.
War er Samuels Mörder?
    Endlich sprang Lehnhoff vom Stuhl auf. »Komm mit.«
    Er führte Dossantos und Bruno einen schmucklosen Gang entlang, der nur dem Personal des
Apollo
zugänglich war. Sie schritten die Stufen in den Keller hinab und erreichten eine Tür. Lehnhoff suchte aus einer Unmenge von Schlüsseln den richtigen heraus und schloss auf. Nacheinander traten sie in einen Flur, der zum öffentlichen Bereich des Etablissements gehörte; es war ein gewölbeartiger Tunnel, von dem alle paar Meter eine schwere Holzpforte abging.
    Um diese Zeit herrschte üblicherweise Hochbetrieb in dem Puff
.
Sogar im Keller, dem SM-Bereich, in dem die Frauen die ganz speziellen Gelüste der Freier bedienten, sollte eigentlich das Geschäft brummen. Doch weit und breit war kein Gast in Sicht.
    »Ich habe diesen Bereich für eine Weile sperren lassen«, erklärte Lehnhoff, als könnte er Dossantos’ Gedanken lesen. »So lange, bis du entschieden hast, was wir tun sollen.«
    »Normalerweise ist dir aber klar, was wir in solchen Fällen tun?«
    »Ich hab gehört, was mit dir geschehen ist.«
    Will der mich verarschen?
»Was hat das hiermit zu tun?«
    Lehnhoff blieb geheimnisvoll. »Das wirst du gleich sehen.«
    Er zog eine der massiven Holztüren auf. Zwei Security-Männer, die den Durchgang bewachten, räumten ihre massigen Körper aus dem Weg. Kein elektrisches Licht. Nur Kerzen auf hüfthohen Leuchtern erhellten die Kammer. Aber sie genügten, um zu sehen, was passiert war. Dossantos hatte sich in den vielen Jahren an so einiges gewöhnt, aber dieser Anblick schlug ihm dennoch auf den Magen. Er war dankbar, dass er bis auf die karge Knastkost heute noch nichts zu sich genommen hatte.
    Neben einem mittelalterlichen Folterbock lag eine nackte, rothaarige Frau wie ein Embryo auf dem Steinboden. Ihre gekrümmte Haltung ließ vermuten, dass sie sich gegen die Tortur zu schützen versucht hatte. Doch die zahllosen, tiefen Wunden, mit denen ihr Körper übersät war, ließen keinen Zweifel daran, dass es vergeblich gewesen war. Blut bedeckte den Boden und war sogar bis an die Wand gespritzt.
    Es herrschte gespenstische Ruhe. Totenstille. Nur ein Schnaufen kam von einem Schatten aus der hinteren Ecke.
    Dossantos bewegte sich darauf zu. Bruno trat an seine Seite. Je näher sie dem Geräusch kamen, umso deutlicher stellte es sich als ein irres Kichern heraus.
    »Was ist mit ihm?«,

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