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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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heiß jenuch diesen Somma.« Damit war alles zum Wetter gesagt. »Ihr Freund, der von Hirschfeldt, verursacht ja ’nen janz schönen Wirbel, wa?«
    Halbwegs erleichtert verlangsamte Hönig sein Kautempo.
    »Gefällt mir, det er die Dinge beim Namen nennt. Det machen nich’ alle von Ihra Sorte.« Körber legte die Gabel zurück auf den Teller. Noch immer hatte er nichts von seinem Schnitzel angerührt. »Aber von Hirschfeldt, ick jlobe, der is’, wie er is’. Wissen Se, wat ick meene?«
    Hönig nickte. Er wusste es.
    »Also icke als alter Mann bin ja ma froh, det ick mich nachts wieda unbehelligt auf die Straße trauen kann.«
    Hönig pflichtete ihm bei, und endlich aßen sie schweigend nebeneinander. Schräg gegenüber der Imbissbude versank ein Spielplatz unter Wildwuchs.
    »Können Se sich nich’ mal darum kümmern?«
    »Wieso?«
    »Na, der is’ so verlottert, und da spielt doch sowieso keener mehr druff. Ick kann mich noch jut daran erinnern, wie ick selba uff dem Platz jespielt habe.«
    »Den Spielplatz kenne ich.« Hönig spähte in die aufziehende Dämmerung. Es war jener Bolzplatz, auf dem er in seiner Jugend mit Freunden gespielt und sich ständig die Arme und Beine aufgeschürft hatte. War das schon so lange her, dass er vergessen hatte, wo der Spielplatz lag?
    »Heute ham die Kinder keenen Spaß mehr an solchen einfachen Dingen. Die hocken ja lieba hinter der Glotze oder spielen Computa. Ick seh’s ja an meenen Enkeln.«
    Hönigs Handy klingelte. Es war Frieder. Er hob ab. »Ich hab mir unser Gespräch gerade noch mal kurz durch den Kopf gehen lassen. Es tut mir leid, wenn ich dich so schnell abgefertigt hab. Es ist nur … dir kann ich es ja sagen: Ich muss gleich noch mit Dr. Lothar Lahnstein sprechen. Es geht um die Geschichte mit Dossantos, davon hängt sehr viel ab. Ich habe das Gefühl, wenn das nicht klappt, stehen wir ziemlich dämlich da.«
    Und ich habe das Gefühl, dass ich mein Problem nicht lösen kann. Und dann stehen wir ebenfalls dämlich da.
    »Es ist okay«, sagte Hönig, obwohl er nicht so empfand. Dennoch durfte, konnte und wollte er die Hoffnung nicht aufgeben. »Wir reden ja morgen.«
    »Danke dir, mein Freund.«
    »Ihre Arbeet?«, fragte Körber, als Hönig das Telefon wieder in die Hosentasche stopfte.
    »Ja. Herr Körber, kann ich Sie mitnehmen?«
    »Det wär fein von Ihnen.«
    Gemeinsam fuhren sie die letzten Meter bis zu ihren Grundstücken. Einfamilienhäuser reihten sich aneinander, Abbilder wohlsituierter Idyllen. Und doch verbarg sich hinter so mancher ein familiärer Albtraum.
    In der Ferne grollte ein Gewitter, als sie aus dem Wagen stiegen. »Se hatten recht«, stellte Körber fest. »Det jibt heute noch mächtig wat uff die Rübe.«
    Er verabschiedete sich und stiefelte in sein Haus. Hönig blieb noch kurz neben seinem Wagen stehen. In der Küche brannte Licht.
Hoffentlich war es Martina.
    »Herr Hönig?«, fragte eine Stimme hinter ihm.
    Er drehte sich zur Seite, erwartete noch einmal seinen Nachbarn, der etwas vergessen hatte. Doch vor einer schwarzen Limousine am Straßenrand stand ein Fremder und überragte Hönig um einen Kopf.
    »Ja, bitte?«
    Die hintere Wagentür wurde geöffnet. »Einsteigen!«
    Hönig glaubte, den Mann schon einmal gesehen zu haben, aber das Wann und Wo wollten ihm nicht einfallen. Eine Aura der Bedrohung umgab ihn.
    »Warum sollte ich das tun?«
    Im Wageninneren war im schwachen Licht ein Kopf zu erkennen. Plötzlich wusste Hönig, woher er den Riesen kannte. Er schaute links und rechts die Straße hinunter, aber niemand war da, kein Zeuge der Begegnung. Herr Körber war längst im Haus verschwunden, und in den anderen Gebäuden brannten friedlich die Lichter.
    Hönig trat einen Schritt zurück. »Was wollen Sie von mir?«
    »Ihnen etwas zeigen. Steigen Sie also bitte ein.«
    »Ganz sicher nicht. Ich habe mit Ihnen …«
    Die massive Gestalt schlug zu. Der Schmerz explodierte in Hönigs Magen. Wie ein leerer Kartoffelsack fiel er in sich zusammen. Bevor er auf dem Bürgersteig landete, fing der Hüne ihn auf. Mit einem gezielten Stoß beförderte er Hönig auf die Rückbank des Chrysler.
    Er rappelte sich auf, rang um Luft.
Det jibt heute noch mächtig wat uff die Rübe.
In gewisser Weise hatte Alois Körber recht behalten.
    Hönig spürte, wie der Wagen anfuhr. Dossantos sagte: »Es ist nur zu Ihrem Besten.«

96
    Kalkbrenners Mutter lag im Zimmer 43 auf der Intensivstation der Charité. Sie trug ihr rosafarbenes Lieblingsnachthemd mit

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