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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Absatzschuhen hoben und ihre Schenkel elegant streckten. Er stellte sich vor, wie sie in High Heels vor ihm stand. Oder in einem Korsett. Er dachte an Christin. Dann an Sybill. Schließlich an Katrin, die unbekannte Frau aus dem
Dark Heaven.
Jetzt wieder an Ellen.
    Er schenkte Sekt nach, trank noch einmal einen langen Zug. Er pickte sich Erdnüsse aus der Schale und schob sie in seinen Mund. Während Ellen seinen Bewegungen folgte, rutschte die Decke ein Stück hinunter. Seine Frau trug die gleiche Bluse wie vor zwei Tagen. Nackte Haut. Pralle Brüste. Ein anregender Strom sammelte in seinen Lenden neue Kraft.
    Ein Parfümduft drang ihm in die Nase. Nicht
Chanel No. 5
, aber der Duft nebelte ihn ein. Vielleicht spürte er auch den Alkohol, der durch sein Blut floss. Erst der Champagner, dann der Prosecco. Jetzt der Sekt. Das war nicht viel, aber er hatte seit dem Whopper und den Pommes am Mittag nichts mehr gegessen.
    Sein Gesicht war dem seiner Frau ganz nahe. Wie war das geschehen? Er hatte es nicht mitbekommen. Sein Mund berührte Ellens Lippen. Es fühlte sich gut an. Deshalb umgriff er ihren Nacken und zog sie zu sich heran. Seine Zunge schob sich vor. Seine Hand fuhr unter ihre Bluse, wanderte empor, berührte den Ansatz ihrer Brüste. Sie waren nicht mehr so straff wie die von Christin, hingen seit der Schwangerschaft ein bisschen durch. Aber das störte ihn nicht. Er spürte ihre Haut unter seinen Fingern.
Er
spürte nackte Haut. Nackte, glatte, warme Haut.
Das Gefühl elektrisierte ihn.
Wie lange war das her?
Noch mehr Lust in seinem Körper. Dazu der Alkohol. Die Eindrücke der Nacht. Er wollte Ellen. Jetzt sofort.
    Plötzlich zog sie seine Hand unter ihrer Kleidung hervor und rückte von ihm ab. »Es tut mir leid.«
    Verwundert und verärgert hielt er die Luft an.
    »Wir sollten nichts überstürzen.«
    Im Fernseher lief Werbung. Zwei spindeldürre Teenager in BH und String wälzten sich zu schwülstiger Synthesizermusik auf einem roten Bettlaken und versprachen, es ihm jetzt und sofort zu besorgen.
    Kalkbrenners steifes Glied schmerzte unter der Jeans. Der Druck wollte nicht weichen. Genauso wie der Groll. Er wusste, dass das nicht fair war, aber er konnte nichts dagegen ausrichten.
    Du bist böse?,
fragte eine peitschenschwingende Domina in engem Lackkorsett.
Ruf mich an!
Er nahm die Fernbedienung und schaltete die Kiste aus.
    »Bist du mir böse?« Ellens Stimme war nur ein zaghaftes Flüstern. Sie stand bereits an der Treppe.
    »Nein«, sagte er. Nur langsam fiel die Erregung von ihm ab. Zurück blieb ein schales Gefühl. Wie nach einer Lüge.
    Ellen ging hinauf ins Schlafzimmer, Kalkbrenner blieb allein zurück. Vor der Couch standen noch ihre Pantoletten.
    Er machte das Licht aus und legte sich unter die Decke. Sein steifes Glied hob das Tuch in die Höhe. Es sah aus wie ein Pilz. Das Mondlicht erhellte das Zimmer. Die Schatten der Bäume im Garten tanzten an der Wand entlang. Wie nackte Frauen, die sich im Takt einer unhörbaren Musik bewegten.
    Er nahm seinen Schwanz in die Hand und begann zu reiben. Er dachte an Ellen. Christin. Ellen. Katrin. Judith. Ellen. Sybill. Wie alt sie wohl war? Nicht weit über 20. Unweigerlich kam ihm Jessy in den Sinn, und er fragte sich, was er wohl gesagt hätte, wenn sie ihm in diesem koketten Aufzug die Tür zum
Dark Heaven
geöffnet hätte. Nein, er wollte sich das nicht vorstellen.
    Ernüchtert legte er sich auf die Kissen zurück. Er wünschte, dass Ellen noch mal herunterkommen würde und ihn auf andere Gedanken brachte. Sich mit ihm nicht nur über seine Arbeit unterhalten wollte. Und auch nicht über seine Mutter. Keine Erklärungen. Keine Vorwürfe. Sie sollte sich einfach auf ihn werfen. Ihn voller Verlangen nehmen, so wie es Christin mit ihrem Freund gemacht hatte. Hingebungsvoll. Leidenschaftlich.
    Stattdessen:
Wir sollten nichts überstürzen.
Ihre Worte. Seine eigenen.
Gib uns ein bisschen Zeit.
    Unruhig schlief er ein.

Berliner Abendblatt, Mittwoch, 3. Oktober 2004
    »Ehrenbürger« wieder auf freiem Fuß
Aus U-Haft entlassen!
    Berlin. Miguel Dossantos, »Ehrenbürger vom Kiez«, ist seit gestern wieder auf freiem Fuß.
    »Dem Gesetz wird endlich Genüge getan«, hatte der designierte Innensenator von Berlin, Dr. Frieder von Hirschfeldt, noch wenige Minuten vor der Verhandlung gegenüber der Presse verlauten lassen. Für den Politiker, der im Vorfeld der Wahlen eine harte Hand versprochen hatte, erwies sich diese Verkündigung als ein leeres

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