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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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aufs Land sollen. Sie müssten sich nur frische Bettwäsche mitnehmen. Was ist denn passiert?«
    »Nichts.«
    »Und warum ist sie dann sauer?«
    Er zögerte, rieb sich die Augen. »Ich war auch da.«
    »In der Datsche?«
    »Ja.« Er wartete wieder einige Sekunden. »Ich war nicht alleine.«
    Ellens Augen flackerten.
    »Du kannst dich doch an meinen Fall erinnern? Den ermordeten Lehrer? Wir haben vor ein paar Tagen darüber gesprochen. Es gab einige Komplikationen. Seine Witwe …«
    »Ist es die auf dem Foto in deiner Jacke?«
    Überrascht schaute er sie an. »Wieso warst du an meiner Jacke?«
    Ellen erschrak über die Schärfe in seiner Stimme. Sie klappte das Bullauge der Waschmaschine auf, zerrte seine Jacke aus dem nassen Durcheinander und drückte sie ihm unsanft in den Arm. »Sie war dreckig und hat gestunken. Ich habe sie gewaschen.«
    Der Champagner im
Dark Heaven.
Der Steinboden in der Umkleide. Natürlich.
    Sie streckte ihm das Polaroid entgegen. »Warum hast du dieses Foto bei dir?«
    »Das ist es, was ich dir sagen wollte … es ist die Witwe. Frau Brodbeck. Ihr Mann wurde erschossen.«
    »Auf dem Foto macht sie aber nicht den Eindruck, als wäre sie sehr traurig. Und warum bist du an ihrer Seite?«
    »Das Foto ist 20 Jahre alt. Ich war mal mit ihr zusammen.«
    »Ach, die alte Jugendliebe!«
    Das Gespräch nahm eine Wendung, die ihm nicht behagte. »Ich sagte doch, es gab einige Probleme. Jud… Frau Brodbeck wurde bedroht. Ich habe sie in die Datsche deiner Eltern gebracht.«
    »Läuft so was normalerweise nicht anders ab?«
    »Ja, schon, aber …«
    »Und warum erfahre ich davon nichts?«
    »Die Gelegenheit hat sich einfach nicht ergeben.«
    »Vielleicht hast du einfach nur ein bisschen zu viel Zeit in der Datsche verbracht?«
    »Ellen!« Nein, die Richtung, in die sich der Dialog entwickelte, war ihm ganz und gar nicht recht.
    »Ist das die Arbeit, über die du nicht mit mir reden kannst?«
    »Das ist doch ausgemachter Blödsinn!«
    »Ist es das? Herrgott, Paul, nur weil ich nicht sofort wieder mit dir ins Bett hüpfe, vögelst du eine andere? Und dann auch noch ausgerechnet in meiner Datsche?«
    »Ellen, es ist nur …« Mit einem Stoßseufzer brach er ab. »Es ist nichts passiert.«
    »Und wobei hat Jessy dich in der Datsche erwischt?«
    »Bei nichts, das sage ich doch: Sie hat da etwas missverstanden.«
    »Vielleicht sollte ich sie einfach mal fragen. Was meinst du, Paul? Soll ich Jessy anrufen?«
    Ihre Tochter würde von der Couch berichten, dem Kaminfeuer, dem Glas Wein, einer Umarmung. Nichts wirklich Schlimmes, aber doch zweideutig genug, um missverstanden zu werden.
    Ellen schüttelte fassungslos den Kopf. »Wenn deine Mutter das alles mitbekäme …«
    Das ist das nächste Problem.
»Mama hatte gestern einen Herzinfarkt. Sie liegt in der Charité.«
    »Was für ein Glück für dich! Jetzt brauchst du dich überhaupt nicht mehr um sie zu kümmern.«
    »Was redest du für einen Unsinn.«
    Seine Frau lächelte ihn an. Aber es war nicht
ihr
Lächeln. Es war die Ausgeburt des giftigen Sarkasmus, der ihn von ihr distanzierte und sie beide zu der Trennung geführt hatte. »Sieh es so«, sagte sie. »Jetzt hast du noch mehr Zeit für deine Witwe …«
    »Ellen!«
    »Paul«, sagte seine Frau, und ihre Stimme wurde leiser. Sie drehte sich um und wies die Stufen hinab ins Erdgeschoss. »Ich glaube, es ist besser, wenn du wieder deinen Koffer packst!«

101
    Berthold Ehrenstein war der Letzte, der an diesem Morgen im Preußischen Landtag zur Fortführung der Koalitionsgespräche eintraf. »Habt ihr schon gehört?«, fragte er in die Runde, während er sich einen brühend heißen Kaffee in die Tasse goss. »In Mitte haben sie eine junge Prostituierte gefunden – ermordet.«
    »Was?«, entwich es Anton Heiland, Bürgermeister in spe.
    Karl-Edmund Hönig zuckte zusammen, als hätte man ihn gerade mit einem nassen Waschlappen aus dem Schlaf geholt. Er hielt sich den Magen.
    »Ist was mit dir?«, erkundigte sich Frieder von Hirschfeldt leise.
    Karl-Edmund nestelte am Saum seines Pullunders. »Nein, was soll denn sein?«
    »Du siehst so blass aus.«
    »Ich habe nur schlecht geschlafen.«
    Von Hirschfeldt wandte sich an Ehrenstein. »Wann haben sie die Ermordete gefunden?«
    Der Angesprochene nippte an seinem Kaffee. »Himmel, ist das heiß.« Er setzte die Tasse ab. »Heute Morgen. Hab’s gerade in den Radionachrichten vernommen.«
    »Weiß man schon Näheres über die Hintergründe?«
    »Du meinst, ob

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