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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Vorhang in ein benachbartes Zimmer: der Umkleideraum mit einer Reihe verschließbarer Garderobenschränke.
    Kalkbrenner folgte ihr, sich an das Champagnerglas klammernd. Sie taxierte ihn erneut mit einem schnellen, geübten Blick und nahm ein weißes Hemd und einen schwarzen Anzug aus einem großen Wandschrank. »Das müsste deine Größe sein.« Sie reichte ihm die Kleidungsstücke. »Es ist natürlich frisch gewaschen.«
    Zaudernd nahm Kalkbrenner die Kleider entgegen.
Spätestens jetzt solltest du für klare Verhältnisse sorgen
. Er leerte das Glas. Dann wandte er sich einem der Garderobenschränke zu.
    Ein Surren ertönte von der Tür her. Neue Gäste. Um sie zu empfangen, verließ Sybill mit einer Entschuldigung die Umkleide.
    Hastig zog Kalkbrenner sein Schulterhalfter hervor und packte es in den Schrank. Ebenso schnell streifte er sich die Jacke ab.
    »Wenn du dich umgezogen hast, folgst du einfach der Treppe in den Keller.« Sybills Stimme erklang so plötzlich aus dem anderen Zimmer, dass ihm vor Schreck die Jacke aus der Hand glitt und auf den steinigen, sandigen Boden fiel.
    Als ihr Kopf neben dem Vorhang auftauchte, hatte er die verschmutzte Jacke bereits wieder aufgehoben und im Schrank verstaut. Die SIG Sauer lag versteckt darunter. »Am Ende der Treppe ist eine Tür. Dahinter wirst du alles finden, was du möchtest.«
    Was möchte ich?
Angeregt durch den Champagner wirbelte die Frage durch Kalkbrenners Schädel. In der schwarzen Abendgarderobe, die Sybill ihm ausgehändigt hatte, schritt er die von Kerzen beleuchtete Treppe in den Keller des
Dark Heaven
hinab. Die verklinkerten Wände schmückten kunstvoll arrangierte Akte von Frauen und Männern, die Masken wie aus einer venezianischen Oper trugen.
    Die Treppe endete an einer Stahltür. Leise erklang Musik von der anderen Seite.
    Die Frage sollte wohl eher lauten:
Was mache ich hier?
Doch ihm blieb keine Zeit für weitere Zweifel. Schritte näherten sich von oben, gefolgt von einem ausgelassenen Lachen. Er drückte die Tür auf und trat in ein mittelalterliches Schloss: Hohe Steinmauern und Holzpfeiler stützten die gewölbte Decke. Zwischen den massiven Trägern gab es abgetrennte Sitznischen an kleinen Tischen; der hintere Teil des Raumes wurde von einer rustikalen Theke beherrscht. Überall flackerten Kerzen auf massiven Ständern.
    Noch wundersamer aber war die Ansammlung der Menschen, über deren Köpfen unaufdringliche Musik waberte. Viele der Männer waren wie Kalkbrenner eher vornehm gekleidet. Andere trugen Hosen aus Lack oder Leder, durchscheinende Netzhemden oder überhaupt kein Oberteil. Die Mehrzahl der Frauen trug unglaublich hohe Absatzschuhe, dazu Kleider, Korsetts oder nur knappe Bustiers.
    Nichts daran wirkte schmuddelig. Das
Dark Heaven
war mit keinem herkömmlichen Bordell zu vergleichen. Es war … ja, was eigentlich?
    Kalkbrenner bestellte an der Theke einen Prosecco. Es war das Einzige, was ihm für den Moment passend erschien. Das Getränk war gerade serviert worden, als eine Frau ihn ansprach. »Du bist noch nicht oft hier gewesen, oder?«
    Ich bin hier noch nie gewesen.
Er bejahte fast schüchtern.
    »Das sieht man dir an.«
    Verlegen strich er sich über den Anzug. »Ich wusste nicht, dass es einen Dresscode gibt.«
    »Nein«, lächelte sie, »ich meinte nicht wegen deiner Kleidung. Man sieht es deinem Gesicht an. Du siehst so aus, als wüsstest du nicht, was du hier sollst.«
    Womit du gar nicht mal so unrecht hast.
Er trank einen Schluck Prosecco. »Eigentlich wollte ich mich nur mal umschauen.«
    »Soll ich dir alles zeigen?«
    An ihren Körper schmiegte sich ein Lackkleid wie eine zweite Haut. Es endete oberhalb ihrer vollen Brüste. Ihr Gesicht war schmal und wurde von langen, brünetten Haaren umrahmt. Sie war circa Mitte dreißig. Jemand, der sich hier auskannte, war vielleicht gar nicht mal verkehrt. »Von mir aus.«
    Als hätte sie nur darauf gewartet, hakte sie sich bei ihm ein und zog ihn in eines der Gewölbe. »Ich bin Katrin.«
    »Ich heiße Paul.«
    Sie führte ihn an kleinen, dunklen Verschlägen vorbei. Einige waren mit Türen verschlossen, andere nur mit einer Gardine verhangen. Hinter manchen hörte er ein Stöhnen. Wieder andere Kammern besaßen überhaupt keinen Sichtschutz. In einem Raum war ein schweres Holzkreuz an der Wand befestigt, Hand- und Fußfesseln befanden sich an den vier Enden. Es war unschwer zu erkennen, wozu die Vorrichtung benutzt werden konnte. An der Wand hingen Peitschen in

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