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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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übel, und er rannte auf die Toilette, wo er seinen Kopf über eine der Kloschüsseln hielt. Aber er brachte nichts heraus. Seit der Currywurst mit Fritten gestern Abend hatte er keinen Bissen mehr zu sich genommen. Und die hatte er im Verlies erbrochen. Das Bild der toten Frau in dem Bordell drängte sich in sein Gedächtnis. Er würgte erneut. Diesmal kam bittere Galle.
    Mit Klopapier wischte er sich das Kinn ab, setzte sich auf die Toilette und wartete, bis die Übelkeit nachließ. Danach spritzte er sich am Waschbecken kaltes Wasser ins Gesicht.
    Was hatte Frieder gesagt?
Zikadenweg 3. An der Avus
. Hönig nahm das Telefon und wählte die einzige eingespeicherte Nummer.

106
    »Alle Achtung, Sie schon wieder!« Dr. Wittpfuhls Lächeln wirkte deplatziert. Vor ihm lag die blutige Leiche der jungen Prostituierten. »Haben Sie etwa Sehnsucht nach mir?«
    »Das mit Sicherheit nicht«, sagte Kalkbrenner, dem auch nach 15 Jahren Polizeidienst kein Grund einfallen wollte, weshalb er ein Verlangen nach der unterkühlten Atmosphäre des Instituts für Rechtsmedizin verspüren sollte. »Wir wollen nur so schnell wie möglich erfahren, ob wir mit unserem Verdacht richtigliegen.«
    »Immer schnell, schnell«, kommentierte Dr. Wittpfuhl angesäuert und beugte sich zu der Frau hinab. »Mir scheint, sie hier hat es nicht mehr so eilig.« Mit einem skalpellartigen Instrument schnitt er die Bauchdecke auf. Ein obszöner Spalt klaffte auf, und dem Magen entwich ein saures Gluckern.
    Angewidert trat Kalkbrenner einen Schritt zurück. Berger blieb ungerührt. Auf dem Bauernhof in seiner Heimat waren Schlachtungen und andere blutige Angelegenheiten wahrscheinlich Alltag gewesen. Er war es auch, der fragte: »Irgendwelche Auffälligkeiten?«
    »Ah«, machte Dr. Wittpfuhl und griff zu weiterem Werkzeug, dessen Namen Kalkbrenner nicht kannte. Er legte wenig Wert darauf, dass sich daran etwas änderte. »Ich beginne zu ahnen, worauf Sie hinauswollen.« Er entnahm dem Magen Gewebeproben, legte sie in ein eigens dafür bereitstehendes Glas. Als er damit fertig war, nickte er Berger zu. »Sie hatten recht: Die Frau wurde tatsächlich zu Tode geprügelt. Und ich bin davon überzeugt, dass die Tatwaffe eine Peitsche war. Sehen Sie hier, die Wunde …«
    »Danke, Dr. Wittpfuhl«, unterbrach Kalkbrenner, wenig erpicht auf unappetitliche Einzelheiten. »Noch was?«
    »Sie wurde buchstäblich totgeschlagen.«
    »Gibt es eine Verbindung zu dem Lehrermord? Oder dem Mord an Samuel Dossantos? Irgendeinen Hinweis?«
    »Keiner, der mir bisher aufgefallen wäre«, bedauerte der Mediziner. »Tut mir leid.«
    »Mhm«, machte Kalkbrenner enttäuscht. Also am Ende doch nur ein Zufall? Vermutlich wäre alles andere auch zu gut gewesen.
Die Wahrheit ist niemals einfach.
Noch eine Weisheit seiner kleinen Helferlein.
    Er beobachtete Wittpfuhl bei der Arbeit. Zum Glück rettete ihn das Handy vor weiteren Details. Während Berger sich interessiert vorbeugte, kehrte Kalkbrenner ihm den Rücken. »Harenstett hier. Heute ist dein Glückstag.«
    »Kommt mir bis jetzt noch nicht so vor.«
    »Wieso?«
    »Egal. Schieß los!«
    »Meine Kollegen auf der Straße hatten vor wenigen Minuten einen Einsatz in einem Puff. Eigentlich nur Routine, aber sie wurden fündig. Jemand kannte deine Frau.«
    »Meine ganz bestimmt nicht«, entgegnete Kalkbrenner frostig.
    »Also, ich meine natürlich, die tote Leiche …«
    »Eine Leiche ist immer tot.«
    »Ach, verdammt noch mal, was ist dir denn über die Leber gelaufen?« Harenstett fluchte lautstark in den Hörer. »Die Frau von heute Morgen heißt jedenfalls Melanie Hauser. Als Betty hat sie bis vor Kurzem in einem SM-Club gearbeitet. Und weißt du, wem dieser Club gehört?«
    »Miguel Dossantos.«
    »Endlich mal etwas Gescheites aus deinem Mund.« Harenstett lachte. »Sind wir wieder Freunde?«
    »Wenn du mir sagst, wo sich dieser Club befindet.«
    Doch noch ehe Harenstett ihm antworten konnte, ahnte Kalkbrenner bereits die Antwort. Seine Intuition hatte ihn also doch nicht getrogen.
    »In der Kantstraße. Er heißt
Dark Heaven.
«

107
    Die Warterei war das Schlimmste. David Block beschloss, die Zeit bis zum Samstag als das zu nutzen, was sie offiziell war: Urlaub. So würde niemand, der ihn überraschend besuchte (wovon nicht auszugehen war), auf den Gedanken kommen, dass etwas nicht stimmte. Sicher war sicher.
    Er machte es sich auf seiner Couch bequem und griff nach
The World Bank’s Non-Political Mandate,
einer aktuellen

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