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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Schriftenreihe zum internationalen Wirtschaftsrecht, die seit geraumer Zeit zuoberst auf dem Stapel noch zu bewältigender Lektüre lag. Nach wenigen Seiten langweilte er sich.
    Er nahm sich das Buch mit dem Titel
Europäisches Kartellverfahrensrecht (einschließlich Fusionskontrollverfahren)
vor. Kurz darauf feuerte er auch das zu Boden. Es interessierte ihn nicht. Er streckte sich nach der aktuellen Ausgabe der
Financial Times
, die er im Tages-Abo erhielt. Er blätterte durch die Seiten, faltete die Zeitung dann aber wieder zusammen. Müde sah er aus dem Fenster. Berlin breitete sich im Panoramaformat unter ihm aus. Würde er die Stadt vermissen?
    An den Büchern und Zeitschriften hing er jedenfalls nicht. Er würde sie nicht mehr brauchen: Nur noch wenige Tage, und Gesetze, Paragrafen, Börsenkurse und Banknachrichten würden für ihn nie wieder eine Rolle spielen.
    Er sah in die TV-Zeitschrift, fand aber keinen Film, der sein Interesse weckte. Fernsehen hatte ihn noch nie begeistern können. Vielleicht würde er später eine DVD gucken. Aber eigentlich verspürte er auch darauf keine Lust. Am liebsten hätte er die Tasche gepackt, sich ins Taxi gesetzt und wäre zum Flughafen gefahren. Er schalt sich wegen seiner Ruhelosigkeit.
Ungeduld provoziert Fehler und erhöht das Risiko.
    Er ließ sich Wasser in die Badewanne einlaufen, gab einen großzügigen Schuss Schaumbad mit Lotusblüte und Kokos hinzu. Ein ausgiebiges Bad würde ihn wieder beruhigen. Gerade wollte er den Frotteemantel ablegen, als sein Telefon ging. Er humpelte zu dem Gerät. »Hallo?«
    »Ich bin’s, Claudio.«
    »Oh«, sagte Block.
    »Enttäuscht?«
    »Nein, nein«, beeilte Block sich zu sagen.
    »Hast wohl eine Dame erwartet.«
    »Nein.«
    »Und wenn schon!« Sein Kollege lachte. »Du hast ja Urlaub!«
    »Stimmt.«
    »Wirst du wegfahren?«
    »Nein, das habe ich eigentlich nicht vor.«
    »Was machst du gerade?«
    »Lesen.« Das war nicht einmal wirklich gelogen. »Schön.«
    Block kam nicht gegen das Gefühl an, dass die Erkundigungen nach seinem Wohlbefinden nicht der Grund für das Telefonat waren. Tatsächlich kam Claudio nun zur Sache: »David, wir haben uns überlegt, dass wir jetzt schon seit über 20 Jahren in der Kanzlei sitzen und es eigentlich an der Zeit wäre, mal zu renovieren.«
    »Davon wusste ich nichts.«
    »Das war auch eher ein spontaner Entschluss. Du weißt schon, frischer Wind und so.«
    »Aha.«
    »Und wir dachten, da du ja jetzt im Urlaub bist, könnten wir mit deinem Büro beginnen. Ich wollte dich nur vorher fragen, ob das für dich in Ordnung ist?«
    Block war verwirrt. »Wo liegt das Problem?«
    »Ich wollte mich nur vergewissern.« Claudio räusperte sich. »Das ist doch in Ordnung, oder?«
    »Aber natürlich.«
    »Dann wünsche ich dir noch einen schönen Urlaub.«
    Mit Befremden legte Block auf. Ein seltsamer Anruf. War es Claudio tatsächlich nur um die Renovierung gegangen? Die Anwaltskanzlei lag in der Friedrichstraße in einem Altbau zwischen modernen, verglasten Geschäftsgebäuden. Die Mehrzahl der Zimmerwände war halbhoch mit Holz verschalt und der obere Teil sowie die Stuckdecken weiß gestrichen. Wo lag das Problem?
    Block ließ das Gespräch noch einmal Revue passieren. Doch da war nichts, was sein Misstrauen mit Gewissheit untermauerte.
    Er schenkte sich einen Whiskey ein. Als der Drink den Weg in seinen Magen gefunden hatte, befand er, dass es nur die Anspannung war, die ihm so zu schaffen machte. Die Furcht davor, entdeckt zu werden. Deshalb vermutete er hinter allem und jedem eine Gefahr.
    Nebenan rauschte unaufhörlich das Wasser. Rasch begab er sich ins Bad. Der Mantel glitt zu Boden, und Block versank im schaumigen Nass.
    Mach dich nicht verrückt.
Er lachte, und das ungewohnte Geräusch hallte von den hohen Wänden zurück. Sollten sich seine Kollegen doch Gedanken über die Renovierung machen. Er träumte derweil von Kuba, Strand und Cocktails.
Wenn die wüssten!

108
    »Was soll das heißen, du warst schon mal im
Dark Heaven
?« Die Stimme seines Kollegen schwankte zwischen Unglauben und Verärgerung.
    »Letzte Nacht.« Kalkbrenner blieb auf dem Gehweg stehen. Sie waren mit getrennten Autos gefahren und hatten sich vor dem SM-Club getroffen.
    »Letzte Nacht?« Berger musterte ihn von der Seite. Eigentlich sprach aus seiner Körperhaltung:
Warum erfahre ich erst jetzt davon?,
doch er fragte nur: »Wieso nachts?«
    »Weil ich selbst erst gestern Abend sehr spät davon erfahren

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