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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Puff, sondern um den einzig geöffneten Supermarkt in ganz Berlin.
    Kalkbrenner wies sich dem Portier gegenüber aus und fragte nach dem Betreiber. Flink griff der alte Mann in seine Tasche, holte ein Funkgerät heraus und nannte zwei Nummern. Vermutlich der Code für:
Polizei am Eingang.
    Kurz darauf schneite ein bulliger Mann um die Ecke, der – anders als seine Sicherheitsleute – mehr Fett als Muskeln besaß. Er stellte sich als Frank Lehnhoff, der neue Geschäftsführer, vor und öffnete eine unscheinbare Tür, die neben dem Haupteingang lag. Durch einen schmalen, unsauber verputzten Flur gingen sie in sein Büro. In dem großen Raum mit riesigem Schreibtisch zeigten Flatscreens den Vorplatz, die Tür und die Gänge im
Apollo
. Einblick in die Amüsierzimmer gewährten sie nicht.
    Lehnhoff gab sich wortkarg, deshalb kam Kalkbrenner direkt zur Sache. »Kennen Sie Frau Melanie Hauser?«
    »Wen?«
    »Betty.«
    »Einen Moment.« Lehnhoff rief die Personalliste auf und scrollte sich durch eine Tabelle. »Stimmt, Melanie arbeitet im Verlies.«
    »Wo bitte?«, hakte Berger argwöhnisch nach.
    »Im Verlies. So nennen wir unsere SM-Spielräume.«
    »Ist sie heute auch da?«, fragte Kalkbrenner.
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Sie ist nicht zur Arbeit erschienen.«
    »Und Sie fragen sich nicht, warum sie fehlt?«
    Lehnhoff hob resigniert die Schultern.
    »Geht das auch ein bisschen präziser?«, verlangte Kalkbrenner.
    »Manchmal kommen und gehen die Frauen. Das ist ärgerlich, aber man kann dagegen nichts unternehmen. Es stecken einfach noch die alten Milieustrukturen in den Weibern.«
    Berger setzte zu einem wütenden Protest an, doch Kalkbrenner wollte nicht mehr um den heißen Brei herumreden. »Melanie Hauser ist tot.«
    »Oh«, sagte der Mann. »Das tut mir leid.«
    Es klopfte. Der Leibwächter, der schweigend an der Tür gestanden hatte, öffnete. Ein Mädchen stakste spärlich bekleidet auf hohen Absatzschuhen ins Zimmer. Berger zog die Stirn in Falten, als die junge Frau ihnen völlig ungeniert den halb nackten Körper präsentierte. Sie reichte Lehnhoff zwei Personalausweise.
    »Entschuldigen Sie mich kurz«, sagte er zu den beiden Beamten, stemmte sich aus seinem Ledersessel hoch und legte die Dokumente auf den Kopierer. Er notierte sich Telefonnummern, die ihm das Mädchen sagte, gab ihr die Ausweise zurück und schob die Kopien in einen Hefter. Die junge Frau verließ den Raum.
    »Es haben sich wieder zwei vorgestellt.« Lehnhoff glitt mit seinem beleibten Körper zurück in den Chefsessel. »Sie sehen, die Frauen kommen und gehen …« Er zeigte ein zufriedenes Lächeln.
    »Der Tod einer Ihrer Angestellten geht Ihnen anscheinend nicht sonderlich nahe«, stellte Kalkbrenner fest und musterte den Mann dabei eindringlich.
    Der Geschäftsführer zeigte keine Regung. »Es ist traurig, das sagte ich doch schon.«
    »Nein, Sie sagten, es tue Ihnen leid.«
    »Ja, richtig.«
    »Sie haben nicht zufällig etwas in Ihrem Laden …«
    »Wir sind ein Unterhaltungsbetrieb!«
    »… okay, in Ihrem Unterhaltungsbetrieb bemerkt?«
    »Was hätte ich denn bemerken sollen?«
    »Frau Hauser wurde ermordet.«
    Lehnhoff hob hilflos die Hände. »Wollen Sie mich dafür verantwortlich machen? Soweit mir bekannt ist, haben Sie die Leiche nicht bei uns gefunden?«
    »Aber vielleicht hat Frau Hauser Ihren Mörder ja hier getroffen? Gab es Streit? Auseinandersetzungen? Mit wem hatte sie gestern zu tun?«
    Lehnhoff lachte auf. »Haben Sie eine Ahnung davon, wie viele Gäste wir täglich zählen? Wenn wir auf alles und jeden achtgeben müssten, dann …«
    »Vielleicht haben die anderen Frauen ja etwas bemerkt.«
    »Das glaube ich kaum.«
    »Wir möchten sie lieber selbst fragen.«
    »Kein Problem, wenn Sie sich den Gepflogenheiten des Hauses anpassen.«
    Bergers Sorgenfalten auf der Stirn wurden tiefer. »Wie dürfen wir uns die vorstellen?«
    »Sie ziehen sich in der Umkleide aus, bekommen einen Bademantel, Sandaletten, und dann können Sie sich wie jeder andere Mann im Haus mit den Frauen unterhalten.«
    »Sie machen Witze?« Berger war sichtlich unwohl bei der Vorstellung.
    »Vergessen Sie es!«, meinte auch Kalkbrenner.
    »Ich glaube, Sie haben keine Vorstellung davon, was wir hier machen«, sagte der Geschäftsführer
.
»Wir führen einen Unterhaltungsbetrieb, 24 Stunden am Tag, mit täglich mehr als 500 Gästen. Zur Stunde haben wir Hochbetrieb – und Männer in Kleidung würden ihn nur stören.«
    »Sie meinen

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