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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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waren. Ihre Hand streifte seinen Oberschenkel. Mit dem anderen Arm umfasste sie seinen Hals und zog ihn zu sich herab. Diesmal ließ er es widerstandslos geschehen.

119
    Block wagte nicht, sich zu bewegen. Nicht nur wegen der Schmerzen, die heiß wie ein Vulkan in seinem Arm brannten. Er gab keinen Laut von sich. Vielleicht würden seine Besucher unverrichteter Dinge das Haus verlassen, wenn niemand ihnen öffnete.
    Eine Weile passierte nichts. Er lauschte in die Stille. Niemand schritt durch den Hausflur. Nicht einmal das Geräusch des fahrenden Lifts war zu vernehmen. Möglicherweise waren sie bereits wieder verschwunden.
    Da erklang ein verhaltenes Surren. Etwas knackte, und die Wohnungstür sprang auf. Miguel betrat in einem seiner edlen Anzüge den Raum. Er entdeckte Block. »David, was ist mit dir?«
    Mit der unverletzten Hand wischte Block sich übers Gesicht. Überrascht spürte er etwas Feuchtes an seinen Fingern. Es waren Tränen.
    Bruno erschien hinter Miguel. Er drückte die Tür zurück ins Schloss, das er vor wenigen Sekunden mit einem kleinen Akkubohrer geknackt hatte. Beide ragten vor Block auf, begafften ihn wie eine gleichermaßen abstoßende und faszinierende Erscheinung: Er war ein behinderter Mann, der sich verzweifelt am Boden wand. Ein sprachloser Anwalt, dem die Tränen in die Augen schossen. Ein betrügerischer Zahlenschubser, den man auf frischer Tat ertappt hatte.
    »Ich bin gestürzt«, sagte er. Seine Stimme war alles andere als selbstsicher.
    Miguel hob die Brauen. »Hattest du es eilig?«, fragte er voller Mitleid.
    Block versuchte sich ein weiteres Mal mit der unverletzten Hand emporzustemmen. Umsonst. Bruno half ihm auf und stützte ihn, bis er die Couch erreicht hatte.
    Dossantos griff nach dem Whiskeyglas und schnupperte daran. »Gibt’s was zu feiern?«
    »Meinen Urlaub«, sagte Block, weil ihm nichts Besseres einfiel.
    »Deinen Urlaub?« Miguel rieb sich nachdenklich die Stirn. Er trug ebenso wie Bruno Handschuhe. »Ein teurer Urlaub, wie mir scheint.« Er betrachtete die
Financial Times.
»Warte mal, lass mich rechnen … Zehn.« Er riss einen Streifen von der Zeitung ab. Gedankenverloren lief er dabei durch das Apartment. »20.« Noch ein Papierstreifen. »Nein, 30.« Ein weiterer Streifen. Dossantos stand jetzt vor einem der Fenster, legte die Zeitung auf dem Sims ab, ließ die Papierfetzen hinabschweben. Er drehte sich abrupt zu Block um. »30 Millionen. Das ist wirklich eine Menge Geld für ein paar Wochen Urlaub, findest du nicht auch?«
    »30 Millionen?« Wie war er dahintergekommen? Verdammt, wie? »Ich weiß nicht …«
    Wie ein Pfeil schoss Miguel auf Block zu und hämmerte ihm mit der Faust ins Gesicht. Ein unangenehmes Knirschen später hielt Block sich stöhnend die gebrochene Nase. Das war kein Schmerz mehr, an dem er Vergnügen finden konnte.
    »Hast du mir nichts zu sagen?«, fragte Miguel.
    Block schwieg. Jedes Wort war eins zu viel.
    »Du hast meinen Sohn umgebracht«, knurrte der Portugiese.
    Block schluckte und schmeckte Blut. Auch seine Hand war damit besudelt. Es tropfte aus seiner Nase auf das Hemd und die Hose.
    »Wer war noch daran beteiligt?«
    »Niemand.«
    Dossantos schlug ein weiteres Mal zu. Diesmal krachte Blocks Kinn. Der Hieb raubte ihm für Sekunden die Besinnung.
    Als er wieder zu sich kam, schwenkte Miguel ein Kuvert vor seinen Augen. Der Brief war an die Kanzlei adressiert. Hinter Blocks Schläfen toste ein Sturm, der nicht länger nur von den Schmerzen herrührte. Er brauchte den Inhalt des Briefes gar nicht zu lesen. Es reichte, dass er die Handschrift erkannte.
    »Man hat dich reingelegt.« Miguels Hinweis war überflüssig.
    Das Blut troff unaufhörlich aus Blocks Nase.
    »Wer ist es?«, verlangte Miguel zu wissen.
    Block bemühte sich um eine Antwort, doch sein Mund verweigerte ihm den Gehorsam. Der Kiefer war ausgerenkt. Er brachte nur ein sabberndes Brabbeln zustande.
    Trotzdem schien Miguel den Namen zu kennen. Erst runzelte er seine Botox-Stirn, dann schien er zu verstehen. Die Falten glätteten sich wieder. »Ich weiß, wer sie ist.«
    Aus irgendeinem Grund überraschte es Block nicht, das zu hören. Aber was spielte das noch für eine Rolle? Er legte seine ganze restliche Kraft in den nächsten Satz, auch wenn er wusste, dass ihn diese Worte nicht retten würden. »Es war nicht … meine Idee.«
    »Das glaube ich dir sogar.« Miguel legte ihm wie zum Trost die Hand aufs Bein. »Aber du verstehst doch sicher, dass ich dich

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