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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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fragte: »Habe ich Ihr Wort?«
    Erneut kam die Antwort ohne Zögern. »Sie haben es!«
    In der Villa warteten bereits die Sicherheitsleute auf ihn. Er begrüßte seine Kinder. Friederike, Patrick und Frieder jr. tanzten um ihn herum und schoben ihn in Richtung Keller des Anwesens, wo sich ihre Spielzimmer befanden. Er schüttelte die Rasselbande von sich ab, küsste Patrizia auf die Wange und wollte sich in sein Arbeitszimmer retten.
    »Willst du nicht noch was essen?«, rief seine Frau ihm hinterher.
    »Hab keinen Hunger.«
    »Geht es dir gut?«
    »Ja.«
    Er verriegelte die Tür und setzte sich in den Sessel. Hier konnte er am besten nachdenken. Der Himmel draußen war dunkel. Genauso finster wie seine Gedanken. Er las die Zeitung vom Vortag.
Ehrenbürger verhaftet!
Sosehr er auch überlegte, diesmal brachte ihm sein Lieblingsplatz im Haus keine Erkenntnis. Vielleicht sperrte er sich auch nur dagegen. So wie er sich gegen die Tatsache wehrte, dass Frau Dossantos für immer verloren war. Alles war so abwegig. Absurd. Und deshalb brauchte er Klarheit.
    Er griff zum Telefon, wählte die Nummer. Niemand ging ran. Natürlich, er hatte das Handy ja verloren. Er tippte die Privatnummer ein und lauschte sogleich der Ansage vom Band.
Niemand ist zu Hause. Hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Piep …
    Verdrossen stopfte von Hirschfeldt die Zeitung in seine Jackentasche. Er rief seine Personenschützer und erklärte ihnen, dass er sich noch einmal auf den Weg machen würde.
    »Jetzt noch?«, wollte Patrizia wissen.
    »Wieso? Ist das ein Problem?«
    Sie legte ihre Hand in seinen Nacken, begann zu massieren. Die Nähe war ihm unerträglich. Er stieß sie sanft von sich. »Nicht jetzt.«
    »Warum bist du so gereizt?«
    »Bin ich nicht.«
    »Papa, guck mal«, rief Frieder jr. aus dem Wohnzimmer. »Ich tickere!«
    So nannte sein Sohn das zweifelhafte Vergnügen, das er sich von seinem Vater abgeschaut hatte. Freilich bestand das Tickern nicht aus ernsthaftem Tippen auf der Computertastatur: Frieder jr. hämmerte mit kindlicher Gewalt auf die Tasten ein.
    »Ja, schön.«
    »Ich sehe dir doch an …«, begann Patrizia noch einmal.
    »Herrgott, nein«, schrie er. Sein Sohn schlug noch lauter auf die Tastatur ein. Der alte ausrangierte PC gab wilde Töne von sich. »Und du, verdammt, Frieder jr., kannst du nicht mal still sein, wenn ich mich mit deiner Mutter unterhalte?«
    Die Lippen des Jungen begannen zu beben, seine Augen füllten sich mit Wasser. Friederike stand im Türrahmen und weinte ebenfalls.
    »Entschuldigung«, sagte der Hausherr und verließ seine Familie.
    Der Verkehr hatte nachgelassen. Sie brauchten nur eine halbe Stunde, bis sie Zehlendorf erreichten. Dabei wäre es von Hirschfeldt lieber gewesen, die Fahrt hätte länger gedauert. Je näher er seinem Ziel kam, umso stärker wurde die Beklemmung. Am Ende wäre er am liebsten wieder umgekehrt, aus Angst vor einer Wahrheit, von der er glaubte, sie nicht aushalten zu können.
    Dann stand er vor dem Haus. Es war nicht so ein herrschaftliches Anwesen wie seine Villa in Grunewald. Eher ein gemütliches Einfamilienhaus auf einem ausgedehnten Grundstück, von den Eltern überschrieben und irgendwann in den 70ern restauriert.
    Von Hirschfeldt klingelte. Es dauerte eine ganze Weile, ehe das Licht im Haus anging. Und noch viel länger, bis Karl-Edmunds Frau Martina die Tür öffnete.
    »Hallo, Martina! Ist Karl-Edmund da?«
    »Nein, ich glaube, er war seit gestern Abend nicht mehr zu Hause.«
    Etwas an ihren Worten erregte von Hirschfeldts Argwohn. Doch er war selbst noch immer so in innerlichem Aufruhr, dass er den Grund seines Gefühls nicht benennen konnte. Dann aber fiel es ihm ein. »Du
glaubst

    »Na ja, Frieder, weißt du …«
    »Nein«, sagte er, »ich weiß nichts.«
    »Karl-Edmund und ich, wir …« Ihre Stimme erlahmte. Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar, dann nahm sie einen neuen Anlauf. »Weißt du, Karl-Edmund und ich, wir gehen uns seit einiger Zeit schon aus dem Weg.«
    Obwohl er bereits ahnte, was sie ihm mitzuteilen versuchte, fragte er nach: »Was soll das heißen?«
    »Wir werden uns scheiden lassen«, sagte sie so schnell, dass er die Worte kaum verstand. Doch begriffen hatte er sie längst.
    Die Nachricht verwirrte ihn noch mehr, als er es ohnehin schon war. Sein bester Freund hatte nie auch nur mit einer Silbe erwähnt, dass er vorhatte, sich von seiner Frau zu trennen. Aber überraschte ihn das wirklich noch? Karl-Edmund hatte ihm noch

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