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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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zusammen ihren Höhepunkt erlebten.
    Langsam kamen sie wieder zu Atem. Der Schweiß trocknete auf ihren heißen Körpern und kühlte angenehm. Nüchternheit kehrte zurück. Er starrte an die Zimmerdecke. Durch das Fenster schienen die Schatten der Pappeln nach ihm zu greifen. Der Wind ließ sie sich vor- und zurückbiegen.
    »Was ist mit dir?« Judith lag neben ihm, den Kopf auf seiner Brust, die Hand auf seinen Lenden. Er spürte ihren Atem auf seinem Körper. Gänsehaut verursachte ihm einen Schauer.
    »Ich weiß nicht«, sagte er, »das ist alles so …«
    »Verrückt?« Ihr Kopf hob sich empor, und ihr Mund verschloss den seinen, bevor er eine Antwort geben konnte. Als sie sich von seinen Lippen löste, konnte er im Mondlicht ein Lächeln erkennen. »Manchmal muss man einfach verrückte Dinge tun
.
«
    In Gedanken vollendete er den Satz:
Denn später zeigt sich, so verrückt sind sie gar nicht.
    Er versank in ihren Augen. Sie hatten ihm bereits vor 20 Jahren das Gefühl vermittelt, das Wichtigste auf dieser Welt zu sein. Schon damals war er für sie bereit gewesen, verrückte Dinge zu tun.
    Er horchte in sich hinein: Sein Gewissen schwieg. Nichts von dem, was geschehen war, kam ihm falsch vor. Im Gegenteil: Er wollte mehr davon. Durch das nächtliche Zwielicht suchte er ihren Mund. Er schlang seinen Arm um sie. Genoss die Wärme, die noch immer von ihrem nackten Körper ausging.
    Er legte sich auf sie, drang erneut in sie ein, und sofort fanden sie ein gemeinsames Tempo. Es war, als wären keine zwei Jahrzehnte vergangen. Das Auf und Ab seiner Hüften wurde schneller. Judiths Augen waren geschlossen. Aus ihrem Mund entrang sich ein genussvolles Seufzen. Fast unhörbar hauchte sie: »Mein Held.«

121
    Wie versprochen wurde von Hirschfeldt von dem LKA-Beamten nach Grunewald gebracht. Während der Fahrt schwiegen sie. Erst als Harenstett den Wagen vor der Villa mit den gelben Säulen ausrollen ließ, wagte von Hirschfeldt die Frage zu stellen: »Und was machen wir jetzt?«
    Harenstett machte den Motor aus. »Ganz einfach: Wir ziehen die Anklage zurück.«
    »Das kann nicht Ihr Ernst sein!« Noch immer sperrte sich von Hirschfeldt dagegen, das Unausweichliche zu akzeptieren. »Er kann damit nicht durchkommen. Das ist unmöglich!«
    »Ihre politische Laufbahn ist bisher ohne nennenswerte Rückschläge vonstattengegangen, oder?«
    »Ich hatte eine Glückssträhne«, erwiderte von Hirschfeldt. »Ich glaube, so nannten Sie es.«
    »So wird es wohl gewesen sein. Aber ich habe Ihnen auch gesagt: Der Portugiese ist ein gerissener Hund.«
    »Nein, Sie sagten: ›Der Teufel ist ein Eichhörnchen.‹«
    Harenstett atmete schwerfällig aus. »Lassen wir die Phrasendrescherei. Die Wahrheit ist die: Dossantos ist wieder einmal entkommen. Schade um seine mutige Frau …«
    »Sie nehmen ihren Tod so einfach hin?«
    »Was sollen wir denn tun? Noch einmal bei Dossantos einfallen? Wir haben nichts mehr gegen ihn in der Hand. Kein Richter wird sich mit einem neuerlichen Durchsuchungsbeschluss in die Nesseln setzen. Und davon mal ganz abgesehen wird Dossantos nicht so dumm sein, seine entführte Frau in die eigenen vier Wände zu schaffen. Er wird sie umbringen lassen, und niemand wird sie je wieder zu Gesicht bekommen. Das müssen wir wohl oder übel akzeptieren.«
    »Das werde ich nicht. Mein Ruf steht auf dem Spiel.« Von Hirschfeldt hieb mit der Faust in seine andere Handfläche. »Wie meinten Sie noch? Ich habe den Mund zu voll genommen?«
    »Sie werden es überstehen.«
    »Und Sie?«
    »Was soll mit mir sein? Es ist nicht das erste Mal, dass mir Dossantos einen Zahn gezogen hat. Ich habe mich beinahe schon dran gewöhnt.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht.«
    »Sie haben recht.«
    »Wir bleiben also an ihm dran?«
    Harenstett drehte den Zündschlüssel. Der Motor sprang wieder an. »Natürlich. Früher oder später geht uns der Fisch ins Netz. Und das waren ausnahmsweise Ihre Worte.«
    Von Hirschfeldt wollte den Wagen verlassen, doch Harenstett hielt ihn am Jackenärmel fest. Für Sekunden glitt sein Blick forschend über von Hirschfeldt, der darunter sichtlich schrumpfte. »Und Sie haben wirklich keine Ahnung, wer es ihm gesteckt haben könnte?«
    »Nein, wirklich nicht.«
    »Wenn Sie es wüssten, würden Sie es mir sagen?«
    »Selbstverständlich.«
    Die Lüge kam ihm leicht über die Lippen. Er war schließlich Politiker. Er hatte das Lügen gelernt. Aber das machte die Sache nur noch schlimmer. Erst recht, als Harenstett ihn

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