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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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eine Tanzpartnerin.
    Dann entglitt Dossantos das Porträt. Mit einem Knirschen und Krachen schlug es auf den Fliesen auf. Der Rahmen verzog sich, das Bild löste sich und flatterte heraus.
    Er bückte sich danach. Versonnen betrachtete er es. »Ach, Cathy«, sagte er zu seiner Frau. »Das ist doch eine verdorbene Welt.«
    Er zerfetzte das Bild und hielt die Schnipsel über die Kerzen. Kleine Flammen züngelten glutrot am Papier. Es kräuselte sich, wurde schwarz und zerfiel zu Asche.
    »Aber wem sage ich das, nicht wahr, Cathy?«
    Seine Frau schwieg noch immer. Also sprang er auf, ging hinüber auf die andere Tischseite und trat neben sie. Bruno hatte Catharina an den Stuhl gefesselt. Zwischen ihren Lippen klemmte ein Knebel. Mit vor Wut flackernden Augen schaute sie zu ihm auf.
    Sie schnappte nach Luft, als er den Stoff aus ihrem Mund zog. Allmählich beruhigte sich ihr Atem wieder.
    »Du Scheusal!«, fluchte sie.
    »Ist das das Einzige, was du mir zu sagen hast?«
    Sie spuckte ihm ins Gesicht.
    Er schlug zu. Ihr Kopf flog zur Seite. Er wischte sich den Schleim von der Wange. Trauer überkam ihn. Aber die gehörte hier nicht hin. Erhobenen Hauptes verließ er den Raum. Neben der Tür wartete Bruno. Gemeinsam blieben sie eine Weile stehen. Irgendwann war von drinnen ein Schluchzen zu hören. Dossantos setzte sich in Bewegung, ging die Treppe hinauf zu den Schlafgemächern.
    »Ich möchte sie nicht mehr sehen«, sagte er auf halber Höhe. »Hast du das verstanden, Bruno?«
    »Logisch, Chef.«
    Dossantos war müde. Der Tag war anstrengend gewesen. Aber in dieser Nacht würde er traumlos schlafen.

Berliner Kurier, Donnerstag, 4. Oktober 2004
    Weiteres Gewaltverbrechen im Rotlichtmilieu?
Prostituierte ermordet
    Berlin. Am Karl-August-Platz in Charlottenburg ist am Mittwochmorgen eine Prostituierte tot aufgefunden worden.
    Der Körper der Frau wies Verletzungen auf, Polizei und Staatsanwaltschaft gehen von einem Gewaltverbrechen aus. Die genauen Umstände sind noch nicht geklärt. Nähere Details wollte die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht bekannt geben. Offenbar gibt es aber einen Zusammenhang zwischen der toten Prostituierten und dem Anschlag auf das
Café Hermano
am vergangenen Sonntag, der
Kurier-
Informationen zufolge auf Auseinandersetzungen im Rotlichtmilieu zurückgeht.

123
    Paul Kalkbrenner legte den Kopf zur Seite. Die tiefroten Sonnenstrahlen hangelten sich über die Bodenfliesen bis zu den Wänden empor. Langsam erhellten sie das Schlafzimmer. Judith lag in seinem Arm, ihr Atem ging sanft und gleichmäßig, ihre Lippen umspielte ein verträumtes Lächeln. Ihr Gesicht war so friedlich, dass es ihn mit Glück erfüllte, es zu betrachten. Dann regte sich das schlechte Gewissen.
    Noch immer trieb ein Mörder in Berlin sein Unwesen. Solange die Hintergründe der Taten nicht aufgeklärt waren, blieb auch Judith in Gefahr. Schließlich waren die Verbrechen der eigentliche Grund, warum sie sich hier in der Datsche versteckt halten musste.
    Das ist das nächste Problem.
    Er wollte Judith nicht wecken. Es war erst drei oder vier Stunden her, dass sie zur Ruhe gekommen und eingeschlafen waren. Behutsam löste er seine Umarmung, kroch unter den Decken hervor und kletterte aus dem Bett. Bernie streckte sich am Boden. Sein Schwanz klopfte freudig auf den Boden.
    Im Bad spritzte sich Kalkbrenner kaltes Wasser ins Gesicht. Er musste einen klaren Kopf bekommen. Während er auf der Toilette saß, überlegte er, wie er weiter vorgehen sollte. Viele Möglichkeiten blieben ihm nicht. Er betätigte die Spülung und kehrte ins Schlafzimmer zurück.
    Judith hatte die Augen geöffnet. An die Stelle ihres Lächelns war ein nachdenklicher Ausdruck getreten. »Ich kann hier nicht bleiben, oder?«
    Er streichelte ihren Arm, die Schulter, den Ansatz ihrer Brüste. Er hätte stundenlang damit weitermachen können, so weich und warm war ihr Körper.
    Bernie tapste heran, legte seine Schnauze auf die Matratze. Seine Augen wanderten zwischen ihnen hin und her.
Streichelt mich auch.
Er wedelte aufgeregt.
    »Nein«, sagte Kalkbrenner, »das geht nicht mehr.«
    »Wegen deiner Frau?«
    »Mhm.«
    »Vielleicht ist es auch besser so.« Judith richtete sich auf. »Nach dem, was letzte Nacht passiert ist.« Die Decke rutschte von ihrem nackten Körper, enthüllte ihre Brüste, den Bauch, den Ansatz ihrer Scham.
    Kalkbrenner zwang die aufwallende Begierde nieder, auch wenn es ihm schwerfiel. Es war besser, sich der Realität zu

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