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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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ganz andere Sachen verschwiegen.
    »Also ist er seit gestern Abend nicht mehr zu Hause gewesen?«
    »Seit er diesen Besuch hatte, ja.«
    Von Hirschfeldt spitzte die Ohren. »Welchen Besuch?«
    »Dieser Portugiese. Dossantos. Über den sie die letzten Tage so viel in der Zeitung geschrieben haben.«
    »Hast du Karl-Edmund darauf angesprochen?«
    »Er sagte nur:
Ist nicht so wichtig.
«
    »Und das kam dir nicht merkwürdig vor? Dein Mann, ausgerechnet mit diesem Schurken?«
    »Natürlich, aber weißt du …« Sie dehnte ihre Worte. »Eigentlich geht es mich schon lange nichts mehr an, was er macht. Das alles ist so … so erbärmlich.«
    Erbärmlich
?
Das war das falsche Wort. Aber was war das richtige? Wie lautete die Wahrheit? Von Hirschfeldt wandte sich ab. »Sobald Karl-Edmund nach Hause kommt, kannst du ihm bitte sagen, dass er sich bei mir melden soll?«
    »Natürlich. Soll ich ihm was ausrichten?«
    »Nein. Ist nicht mehr so wichtig.«

122
    Überraschend verspürte Dossantos Appetit, zum ersten Mal seit Tagen. Obwohl es bereits später Abend war, ordnete er nach seiner Rückkehr ein fürstliches Mahl an. Dafür ließ er sogar den Koch von Bruno aus dem Bett schmeißen.
    Eine Stunde später gab es im Speisezimmer Hummer mit Schalottenbutter, dazu Palmenherzensalat, Limonenmayonnaise und Knoblauchbaguette. Als Getränk wählte Dossantos Champagner.
    Bereits vor dem ersten Schluck fühlte er sich wie euphorisiert. Und er hatte nicht einmal Drogen genommen. Das Wissen, sein Leben wieder im Griff zu haben, machte ihn high. Ja, heute war wirklich ein besonderer Tag. Deshalb gab es auch den Hummer. Zufrieden goss er sich Champagner ins Glas und prostete in die Stille des Zimmers. An seinen Gelenken klimperte es leise. Er hatte den Goldschmuck mit gutem Gewissen wieder angelegt.
    »Auf mich!«, sagte er und konnte ein Kichern nicht unterdrücken. Er hatte Bruno gebeten, ihn allein zu lassen, und seine rechte Hand hatte dem Wunsch entsprochen. Im Augenblick hatte er sowieso anderes zu tun: Er musste sich um das Geld kümmern, das Block veruntreut hatte, und darum, dass es wieder dorthin gelangte, wohin es gehörte. Auf ihn war Verlass. Der gute alte Bruno.
    »Und ich habe an ihm gezweifelt.« Dossantos war über sich selbst entrüstet. »Ich habe tatsächlich an ihm gezweifelt.« Fassungslos kippte er den Champagner hinunter. Seine Augen fanden das Bild an der Wand. Catharina funkelte noch immer wütend auf ihn herab. Ihre Blicke kreuzten sich. »Siehst du, was du damit angerichtet hast?«
    Catharina antwortete nicht. Natürlich nicht. Er strafte das Bild mit Verachtung und widmete sich dem Hummer. Geübt drehte er eine Schere mit Bein von dem roten Rumpf ab, klopfte sie mit dem Messerrücken auf und pulte das Fleisch heraus. Es war weich, aromatisch, fast süß. Seine Hände versanken im Fett, doch das gehörte dazu.
    »Aber ich bin dir nicht mehr böse.«
    Das Champagnerglas rutschte in seiner verschmierten Hand. Nur mit Mühe hielt er es vom Sturz auf den Marmorboden ab. Es wäre auch nicht schlimm gewesen, wenn es zerbrochen wäre. Scherben brachten immerhin Glück. Und er
hatte
Glück. Endlich wieder. Er genoss das Prickeln des Champagners auf seiner Zunge, schluckte genussvoll. »Natürlich ist es schrecklich, Catharina, was du getan hast. Du hast mich hintergangen.«
    Die Kohlensäure des edlen Getränks kitzelte in seiner Nase. Er musste lachen. »Aber die Rechnung dafür wirst du bekommen.« Er rülpste. »Egal, es ist nur konsequent. Was sollen bloß die Leute denken, Cathy? Niemand würde mich mehr ernst nehmen. Ich würde zum Gespött werden. Sie würden über mich lachen:
Verraten von der eigenen Frau. Hahaha
. Nein, das konnte ich wirklich nicht zulassen. Um keinen Preis!«
    Er erhob sich von seinem Stuhl und näherte sich dem Bild. Mit seinen dreckigen Fingern griff er nach dem Rahmen und nahm ihn vom Haken. »Aber das hättest du eigentlich wissen müssen, oder?«
    Seine Frau reagierte noch immer nicht. »Immerhin sind wir schon so lange verheiratet.«
    Er hielt sich ihr Porträt vor die Nase. »Wie gut du damals ausgesehen hast … Ein richtig heißer Feger warst du.« Er seufzte. »Und heute?«
    Er begann eine Melodie zu summen. Es fiel ihm nicht mehr schwer. Seit er sich vor ein paar Tagen wieder an
La Folia
erinnert hatte, war das Lied fest in seinem Gedächtnis verankert. Er schwor sich, es nie wieder zu vergessen, sang und wiegte sich langsam zur Musik. Das Bild drückte er an seinen Körper wie

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