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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Ehe widerte mich an. Seine Krankheit widerte mich an. Ich war gefangen in diesem gottverdammten kleinbürgerlichen Leben.«
    »Deshalb bist du ausgebrochen, ins
Dark Heaven
. Und ins
Obsession

    »Ja, Paul. Das war wie ein neues Leben für mich.«
    »Ein Doppelleben.«
    »Na und? Es war schön. Es war voller Leidenschaft. Etwas, was mir Matthias niemals gegeben hat. Kannst du dir vorstellen, wie das ist, nach Jahren endlich wieder etwas zu spüren?«
    Kalkbrenner konnte es. »Aber warum musste dein Mann sterben?«
    »Ich wollte niemanden umbringen. Aber …«
    »… dein Mann kam hinter deine Affäre.«
    »Ja, durch einen dummen Zufall.«
    »Deshalb habt ihr ihn umgebracht.«
    »Es war Davids Idee: Matthias’ Krankheit, die Konflikte in der Schule, Schüler, denen man den Mord zutraute. Dann das viele Geld. Er wollte mir all das bieten, wonach ich mich gesehnt hatte. Er liebte mich. Es war seine Idee. Alles war Davids Idee.«
    »Auch, dass die Zeugen sterben mussten? Die beiden Jungen? Samuel Dossantos?«
    »Sie drohten, den Plan zu vereiteln.«
    »Und warum Betty?«
    »Betty?« Sie blickte auf, ihm ins Gesicht. »Wer soll das sein?«
    »Ich hab dir schon von ihr erzählt. Die Prostituierte. Warum musste sie sterben?«
    »Das weiß ich nicht. Keine Ahnung, ich kenne sie nicht.«
    Kalkbrenner forschte in ihrer Miene nach Anzeichen einer Lüge, konnte jedoch nichts entdecken. Aber das hatte nichts zu bedeuten. Die ganzen letzten Tage war er schließlich ihren Täuschungen erlegen. Wie hatte ihm das passieren können? Wo war seine Intuition geblieben? Wo war
er
gewesen?
    »Komm zu mir«, sagte Judith, und ihre Hände umfassten seine Wangen, bogen sein Gesicht zu ihr herab. Sie küsste ihn auf die Lippen. »Ich liebe dich.«
    Als sie von ihm abließ, protestierte er schwach: »Wir haben uns 20 Jahre lang nicht gesehen!«
    »Ich weiß«, sagte sie und sah ihm in die Augen. »Aber hat dich das gestört? Vor zwei Tagen? In der Nacht?«
    Die Lust, ihr Drängen, die Begierde.
Nein, es hat mich nicht gestört.
Wie leicht es ihm gefallen war, sich ihr hinzugeben. Aber er war nicht der Einzige gewesen. Oder doch?
    Abermals erriet Judith seine Gedanken. »Glaubst du wirklich, ich hätte Block jemals lieben können?« Sie streichelte wie zum Trost seine Hand. »So wie dich?« Ihre blauen Augen schauten zu ihm auf. »Das ist mir bewusst geworden, als du am Sonntag plötzlich vor meiner Tür aufgetaucht bist. Erst war ich erschrocken. Dann überrascht. Schließlich begriff ich dein Erscheinen als einen Wink des Schicksals – für uns beide. Das war es doch, was du gewollt hast: einen Neuanfang.« Sie rückte näher an ihn heran. »Deshalb bist du doch heute hier.« Sie lehnte sich an seinen Arm. »Weil wir uns lieben!«
    »Weil wir uns lieben«, wiederholte er.
    Die Sonne versank im Meer. Dunkelheit breitete sich auf dem Strand aus. Eine junge Familie ein Stück weiter baute noch mit ihren kleinen Kindern eine Sandburg. Zwei Frauen schlenderten gemächlich am Wasser entlang, in ein angeregtes Gespräch vertieft. Ein älterer Herr joggte mit seinem Hund vorbei.
    Die anbrechende Nacht brachte Kalkbrenner Frieden. Der Tod war weit weg.
Ein neues Leben.
Die Vorstellung war verlockend.
    Judith verstand ihn. Sie hielt noch immer seine Hand, beugte sich vor, berührte ihn, wollte ihn erneut küssen. Ein Geräusch ließ sie in der Bewegung erstarren.
    Die beiden Frauen waren plötzlich ganz nah. Sie sahen aus wie Schwestern. In der Hand der einen lag eine Pistole. Reflexartig griff sich Kalkbrenner an die Brust, aber seine Dienstwaffe hatte er in Berlin zurückgelassen. In einem anderen Leben.
    Ein leises
Plopp
war zu hören. Ein roter Fleck breitete sich auf Judiths Kleid aus. Kalkbrenner sprang auf. Zu spät. Noch ein
Plopp.
Judith sackte auf die Knie. Ihre Lippen zitterten. Die blauen Pupillen flackerten.
Warum?
    Kalkbrenner sank neben ihr in den Sand, umfasste ihr Gesicht, hielt es in seinen Händen. »Das wollte ich nicht«, flüsterte er und erwartete einen weiteren Schuss. Diesmal würde er ihm gelten. Er schaute zu den beiden Mörderinnen auf, doch sie waren verschwunden.
    Er fluchte.
Beim nächsten Mal sollten Sie die Verfolgung den Profis überlassen.
Wieder hatte er nicht aufgepasst. Er allein hatte die Schwestern auf Judiths Spur gesetzt.
    Ihr Kopf sackte leblos zur Seite. Ein weiterer Satz drängte sich in Kalkbrenners Gedanken. Er wehrte sich nicht gegen ihn.
Erst wenn man alles hinter sich gelassen hat, hat man die

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