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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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er sich auf die Knie fallen lassen ...
    Da!
Es näherte sich ein weiteres Auto.
    Er stellte sich an den Straßenrand und begann mit den Armen zu fuchteln, kaum dass die Lichtkegel der Scheinwerfer ihn streiften.
    »Hilfe!«
    Der Fahrer bremste nicht.
    »Bleiben Sie doch stehen!« Er schleuderte es dem Fahrzeug flehend entgegen.
    Das Auto raste an ihm vorbei. Aus einer Pfütze spritzte eisige Brühe auf und ergoss sich über ihn. Egal, er war sowieso durchnässt bis auf die Haut. Schlimmer fand er das schockierte Gesicht des Fahrers, das er hinter der Scheibe hatte ausmachen können.
    »Verflucht, ich tue Ihnen doch nichts!«, brüllte er dem Pkw hinterher, dessen rote Rücklichter bereits wieder in der Dunkelheit verschwanden.
    Donner grollte, Sekunden später folgte der Blitz. In dem kurzen Moment grellen Lichts bemerkte er seine zerrissene Hose, das zerfetzte, blutige Hemd, die vom Sturz zerschrammten Hände. Er hatte eine ungefähre Ahnung, wie sein Gesicht aussehen mochte.
    So einen Anhalter würdest du auch nicht mitnehmen!
Niedergeschlagen schleppte er sich den Straßenrand entlang. Früher oder später – wohl eher später – würde er in ein Dorf kommen. Dort würde er Hilfe finden oder sich ein Taxi rufen, das ihn zurück nach Berlin brachte.
    Berlin! Großstadt. Anonymität. Sicherheit.
    Mehr Sicherheit jedenfalls als in dieser Hütte im Nirgendwo!
    Er fluchte. Warum zum Teufel hatte er sich bloß dazu überreden lassen? Ausgerechnet ein Haus in der Uckermark, in der gottverlassenen Einöde Brandenburgs, mitten im Wald, Dutzende Kilometer vom nächsten Dorf entfernt und noch viel weiter von Berlin.
    Der Regen setzte wieder ein. Eine Windböe peitschte bitterkalt in sein Gesicht. Er presste die Augenlider zu schmalen Schlitzen zusammen. Deshalb sah er die Scheinwerfer erst, als sie ihn fast erreicht hatten. Er stutzte. Es waren rote Rücklichter, die immer heller wurden. Dann begriff er.
    Was für ein Glück!
    Er eilte auf das Fahrzeug zu, das mit laufendem Motor am Straßenrand parkte. Im Innern brannte schwaches Licht. Es fiel auf eine junge, brünette Frau, die mit verkniffenem Gesicht eine Straßenkarte studierte. Sie gähnte. Offenbar hatte sie sich verfahren – und das um diese nachtschlafende Zeit.
    Er lächelte bitter, als er an seine eigene Odyssee durch die Brandenburger Wälder dachte. Er verlangsamte seine Schritte und näherte sich behutsam dem Auto. Um nichts in der Welt wollte er die Frau erschrecken. Sie war seine einzige Chance. So gut es ging, wischte er sich das Blut von den Kleidern. Als er die Beifahrertür erreichte, hüstelte er, doch Wind und Regen verschluckten das schwache Geräusch.
    Vorsichtig klopfte er gegen das Seitenfenster. Die Frau schrak entsetzt zusammen, der Straßenplan flatterte in hohem Bogen durch das Fahrzeug. Im gleichen Moment umfasste sie mit der einen Hand das Lenkrad und legte mit der anderen den Gang ein. Der Motor heulte auf.
    »Nein, fahren Sie nicht!«, brüllte Brandner. »Sie müssen mir helfen!« Seine Stimme versagte, war nur noch ein heiseres Krächzen. »Bitte, das ist ... ein Notfall.«
    Die Verzweiflung in seinem Gesicht ließ die junge Frau die Hand vom Lenkrad nehmen, langsam, als sei sie noch unschlüssig, ob sie nicht doch lieber das Weite suchen sollte, ließ dann aber die Fensterscheibe auf der Beifahrerseite einen Zentimeter hinunter.
    »Hilfe!«, wiederholte Brandner. Das Sprechen fiel ihm schwer. »Sie müssen mir helfen.«
    Sie musterte ihn skeptisch. Ihr Blick fiel auf sein blutverschmiertes Hemd. »Hatten Sie einen Unfall?«
    Er nickte. »Ich muss in die Stadt.«
    »Soll ich Ihnen einen Arzt rufen?« Sie griff zu ihrem Handy. »Oder die Polizei?«
    »Nein, nein«, erklärte er rasch. »Bringen Sie mich nur nach Berlin, bitte. Dort können Sie mich ...«, er hustete, »bei einem Arzt absetzen.«
    Sie runzelte die Stirn. »Aber bei einem Unfall sollten Sie ...«
    »Bitte«, unterbrach er sie, »nur nach Berlin. Mehr verlange ich gar nicht. Nur nach Berlin.«
    Nach einem kurzen Zögern öffnete sie die Beifahrertür. Sie breitete ihre Jacke auf dem Sitz aus.
    »Sie wird ... schmutzig werden«, sagte Brandner und zupfte an seinen durchnässten Klamotten, bevor seine Hände die blutige Schulter berührten und er vor Schmerz zusammenzuckte.
    »Geht schon in Ordnung. Ist ja schließlich ein Notfall.« Sie zuckte mit den Achseln. »Eine Jacke kann man waschen.«
    Brandner nickte dankbar und setzte sich in das warme Fahrzeug. Er machte die Tür

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