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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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geschaut, anfangs Videos, später DVDs. Besonders gerne hatte er die alten James-Bond-Streifen mit Sean Connery und Roger Moore geguckt. Meist war Kalkbrenner lange vor Ende eingenickt, aber es war ein schönes Gefühl gewesen, dabei nicht allein zu sein. Vielleicht würde ja dann auch ihr Schweigen erträglicher werden.
    »Es ist schon spät«, gab Ellen zu bedenken.
    »Ich weiß.« Kalkbrenner stellte den Teller auf den Küchentisch, setzte sich und begann zu essen. Er war überrascht, wie gut es schmeckte.
    Ellen merkte ihm sein Erstaunen an. »Deine Kochkünste sind gar nicht mal so übel.«
    »Danke, aber Jessy hätte das mindestens genauso gut hingekriegt.«
    Ellen nickte, nicht ohne Stolz. »Sie ist erwachsen geworden, unsere Tochter.«
    »Den gleichen Gedanken hatte ich vorhin auch.«
    »Erschreckend, oder? Als hätten wir nichts davon mitbekommen.«
    Er wusste, was Ellen damit andeuten wollte. Er betete, dass sie es dabei beließ. Sie tat ihm den Gefallen. »Ich bin müde. Bist du mir böse, wenn ich ins Bett gehe?«
    »Nein, wieso sollte ich dir böse sein?«
    »Gute Nacht dann.« Ihre Hand streifte seinen Kopf, ein kurzes Streicheln über die Haare. Schon stieg sie die Stufen zum Schlafzimmer hinauf.
    Kalkbrenner ging ins Wohnzimmer und versank in dem Kissenmeer. Es war gemütlich, genau das, was er in diesen Minuten brauchte. Er streckte sich auf der Couch aus, ohne seine Kleider auszuziehen. Bernie rollte sich an seinen Füßen zusammen und schnarchte kurz darauf.
    Auch Kalkbrenner schloss die Lider. Vor seinen Augen tauchte Miguel Dossantos auf. Wie erschüttert der Portugiese über den Tod seines Sohnes gewesen war! Kalkbrenner war sich nicht sicher, ob er Mitleid empfinden sollte. Absurd war es sowieso, dass sie für einen Kriminellen, der offenbar Dutzende von Leichen im Keller hatte, jetzt auf Mörderjagd gehen mussten. Aber Mord war nun mal Mord, da machte das Gesetz keinen Unterschied.
    Die Gedanken brachten ihn auf das Versprechen, das er Brodbecks Witwe gegeben hatte. Judith. Was für ein seltsamer Zufall. Was wäre wohl gewesen, wenn sie sich unter anderen Umständen wiedergetroffen hätten? Er versuchte, es sich auszumalen. Da waren noch so viele andere Fragen, die er ihr gerne gestellt hätte. In Gedanken zählte er sie auf, kam jedoch nicht weit. Der Schlaf war schneller.

53
    »Was soll ich tun?« Dossantos schrie, und seine Stimme hallte von der hohen Decke seines Arbeitszimmers wider. »Was verdammt noch mal soll ich denn tun?«
    »Dich beruhigen«, sagte Claudio.
    »Mich beruhigen?«, brüllte Dossantos, dessen Trauer jetzt dem Zorn gewichen war. Mit der Faust hieb er auf die weiße Couch. Es war ihm völlig gleichgültig, ob er dabei das kostbare Leder zerstörte. »Mein Sohn wurde ermordet, und du willst, dass ich mich beruhige? Warum sollte ich das tun?«
    »Weil du ansonsten vielleicht eine Dummheit begehst.«
    »Ich sage dir, wer hier eine Dummheit begangen hat: diese beiden verfickten russischen Brüder.«
    »Und was willst du tun? Willst du mit deinen Jungs zu ihnen marschieren und sie der Reihe nach erledigen? Ist es das, was du willst?«
    Dossantos öffnete den Mund und wollte alle erdenklichen Todesarten aufzählen, auf die er die Mörder seines Sohnes umbringen würde. Am besten gefiel ihm die Hummer-Variante. Wenn man die Tiere in dem Aquarium über Tage hinweg nicht fütterte, wurden sie gierig und verbissen sich in alles, was man ihnen entgegenhielt. Auch in menschliche Körperteile. Aber es kam kein Wort über seine Lippen, nur ein verzweifeltes Seufzen. Er ließ die Arme kraftlos am Leib hinunterhängen und blickte sich Rat suchend in seinem Arbeitszimmer um, als sei irgendwo an der weißen Wand die Antwort verborgen. Oder hinter der edlen Ledercouch. Unter dem Perserteppich. Auf den Marmorfliesen oder dem riesigen Mahagonischreibtisch.
    »Ich weiß, wie du dich fühlst«, sagte der Anwalt.
    »Ach, wirklich?« Dossantos’ Schädel fuhr wütend empor. »Hast du auch schon mal deinen Sohn verloren, ja?«
    »Nein, das nicht.«
    »Dann halt den Mund.«
    Für Minuten sagte keiner etwas. Nur das gelegentliche Kratzen der Hummerscheren am Aquariumglas erfüllte den Raum. Und ein Klopfen an der Tür. »Was ist?«, fauchte Dossantos.
    Magda steckte ihren Kopf herein. »Wollen Sie Kaffee und Kuchen, bitte?«
    »Nicht jetzt, verdammt!«
    Erschrocken zog die Haushälterin ihr grauhaariges Haupt zurück.
    Wieder verging eine Weile, bis Dossantos schließlich feststellte: »Das ergibt

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