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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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ergreifen. Ich möchte nicht länger die Schlagzeile lesen müssen:
Gewalt in Berlin eskaliert.
Und ich möchte auch nicht lesen müssen:
Polizei ist machtlos.
Nein, Kriminalität hat in Berlin ab sofort keine Chance mehr. Sie haben mein Wort!«
    Ein wildes Durcheinander von Fragen brach über ihn herein. Aber vorerst gab es nichts mehr zu erläutern. Von Hirschfeldt bereitete sich zum Gehen vor. Einige unzufriedene Reporter folgten ihm, doch die Personenschützer schirmten ihn ab.
    »Das war zwar nicht ganz die Rede, die wir vorbereitet hatten …«, sagte Schmücker.
    »Aber sie war gut, oder?«
    »Ja, das war sie. Besser sogar.« Sein Referent schob ihn einen Flur entlang, der tiefer ins Gebäude und nicht zurück zur Wahlparty führte.
    »Wohin gehen wir?«
    »Da ist noch jemand, der dich sprechen möchte.«
    »Ein Reporter?«
    In einem der Büros stand ein älterer Mann. Die Fußaufschläge seines Anzugs waren mit grauer Schlacke verschmutzt. Er nahm einen langen Zug von einem fingerbreiten Zigarettenstummel und drückte ihn dann in einem Pappbecher aus. »Entschuldigen Sie, ich habe eigentlich aufgehört zu rauchen, aber die letzten Monate waren einfach zu stressig.« Er reichte von Hirschfeldt die Hand. Zeige- und Mittelfinger waren gelb vom Nikotin. »Harenstett, Ludwig Harenstett.«
    Schmücker stellte ihn vor: »Herr Harenstett ist Leiter …«
    »Stellvertretender Leiter!«
    »… beim Landeskriminalamt, Abteilung 2. Verantwortlich für Rotlichtkriminalität in Berlin und Umland.«
    »Herr von Hirschfeldt, ich habe eben Ihre Pressekonferenz verfolgen können«, sagte Harenstett. »Sie nehmen den Mund ganz schön voll.«
    »Sind Sie nur gekommen, um mich zu beleidigen?«
    »Nein, ganz im Gegenteil. Ich wollte Sie fragen, ob Sie morgen früh um 11.00 Uhr Zeit haben?«
    »Entschuldigung, aber warum sagen Sie mir nicht erst einmal, was Sie von mir wollen?«
    »Miguel Dossantos.«
    Von Hirschfeldt wies auf die Stühle, die um einen runden Tisch gruppiert waren. »Und?«
    Harenstett ignorierte die Aufforderung. »Es gibt einige Leute, die sich deswegen mit Ihnen unterhalten wollen.«
    »Warum sind sie dann nicht hier?«
    »Sie sind aus verständlichen Gründen noch beschäftigt.«
    »Das ist alles ein bisschen ungewöhnlich, finden Sie nicht auch?«
    »Wollen Sie Ihren Worten nun Taten folgen lassen oder nicht?«
    Mit einem raschen Blick suchte von Hirschfeldt Hilfe bei seinem Referenten. »Der Beginn der Koalitionsverhandlungen ist auf 10.00 Uhr angesetzt«, warf Schmücker ein.
    »Kannst du ihn verschieben?«
    Schmücker wackelte unschlüssig mit dem Kopf. »Ich versuche es.«
    Von Hirschfeldt schaute wieder Harenstett an. »Also gut, dann morgen früh.«

52
    Kalkbrenner schlich durch die dunkle Diele. Bernie hüpfte erfreut um ihn herum und machte es ihm schwer, sich einigermaßen lautlos zu bewegen.
    Im Wohnzimmer knipste Kalkbrenner das Licht an. Auf dem Tisch stand noch das Geschirr vom Abendessen. Daneben lag ein Zettel:
Hab dir dein Essen in den Kühlschrank getan! Küsschen, deine Jessy.
    In ihren Worten konnte er keinerlei Vorwürfe entdecken. Trotzdem verspürte er den Wunsch, es wiedergutzumachen, und wenn er nur die Teller und das Besteck spülte. Er hatte die Hälfte der Messer und Gabeln bereits abgetrocknet und in die Schublade geräumt, als er Ellens Stimme hinter sich vernahm: »Schade mit dem Essen.«
    Seine Frau war in ein Nachthemd gekleidet, darüber trug sie ihren Bademantel und an den Füßen wieder ihre schwarzen, zierlichen Pantoletten.
    »Ich glaube, für Jessy war’s okay.«
    »Meinst du?«
    »Ja.«
    »Was war denn los? Warum hat man dich gerufen?«
    Er wollte nicht darüber reden. Innerhalb von 48 Stunden war er mit zwei Mordfällen und fünf Leichen konfrontiert worden. Er hatte sich eine beschaulichere Rückkehr aus dem Urlaub gewünscht, doch er konnte nichts daran ändern, dass es anders gekommen war. Es war wie immer eine Herausforderung.
    Er spülte den Rest des Geschirrs. Ellen half ihm, es abzutrocknen. Die Teller klirrten, während sie sie in den Schrank stellte. Beide schwiegen während des Abwaschs. Wieder fehlten ihnen die Worte, und das machte die Stille unangenehm.
    »Hast du keinen Hunger?«, fragte seine Frau schließlich.
    »Ein bisschen schon.«
    »Dann iss doch noch was.«
    Er holte einen Teller aus dem Schrank und arrangierte Salat und Garnelen darauf. »Wollen wir noch eine DVD gucken?«, fragte er spontan.
    Früher hatten sie zum Feierabend häufig Filme

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