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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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hier eine Auseinandersetzung gegeben.«
    »Eine Auseinandersetzung?«
    »Einen Disput.«
    »Ja, ich war dabei.« Dossantos’ Stimme gewann etwas an Festigkeit. »Es war ein Gespräch unter Geschäftsleuten.«
    »Unter Geschäftsleuten?«
    »Genau.«
    Berger studierte seine Notizen. Er spielte an seinen Bartenden herum, und die Zeit verging. »Dann macht es Ihnen doch sicherlich nichts aus, wenn Sie uns die Namen und die Anschrift Ihrer Geschäftspartner verraten.«
    »Die weiß ich nicht. Es waren die Kontakte meines Sohnes.«
    Boccachi trat vor Dossantos. »Meine Herren, ich bitte Sie! Können wir das Gespräch nicht vertagen? Sie sehen doch, meinem Freund geht es nicht gut.«
    »Freund?« Harenstett gab einen grunzenden Laut von sich.
    Dossantos’ Kopf fuhr herum. »Herr Harenstett, ist das alles, was Sie beizutragen haben?«
    »Entschuldigung.«
    Boccachi blieb ungleich besonnener. »Sehen Sie einfach zu, dass Sie die Leute finden, die den Sohn meines …«, er betonte das Wort übertrieben, »…
Mandanten
auf dem Gewissen haben.«
    »Wir sind schon dabei.« Berger strafte Harenstett mit einem verärgerten Blick ab und holte eine Visitenkarte aus seiner Jackentasche. »Wenn wir noch Fragen haben, dann melden wir uns. Und sollte Ihnen etwas einfallen, dann …«
    »… melden wir uns«, vollendete der Anwalt den Satz und ignorierte Bergers Visitenkarte. »Selbstverständlich.«
    Es brauchte keine 15 Jahre Berufserfahrung als Kriminalkommissar, um zu erkennen, dass Boccachi sich nie melden würde.

51
    »Wir haben die Wahl gewonnen«, sprach von Hirschfeldt in das Mikrofon, doch aus den Lautsprechern kam nur ein statisches Knattern. Geduldig wartete er, während ein Tontechniker an dem Kabel herumhantierte.
    Er hatte kurzfristig eine Presseerklärung abgeben wollen, noch dazu in einem Nebenraum, der für solche Zwecke eigentlich nicht ausgestattet war. Sein Referent Schmücker hatte sich zwar rasch noch um entsprechendes Equipment gekümmert, bevor er mit von Hirschfeldt über ein mögliches Statement beratschlagt hatte, aber einen reibungslosen Ablauf garantierte das noch lange nicht.
    Die kurze Verzögerung gab von Hirschfeldt Zeit, seine Rede noch einmal zu überdenken. Die als Einstieg gewählten Worte erschienen ihm in diesem Moment nicht mehr angemessen. Denn obwohl man unmittelbar nach der Wahl seine Reaktion ganz genau analysieren würde, verloren die Wahl und der Sieg angesichts der unangenehmen Neuigkeit, die sich rasant verbreitet hatte, an Bedeutung. Wenn es daran einen Zweifel gegeben hatte, dann beseitigten ihn die Journalisten. Obwohl die Wahlparty einige Räume weiter, im großen Foyer der Parteizentrale, noch immer in vollem Gange war, hatte sich die Reporterschar jetzt nahezu vollständig zur Pressekonferenz eingefunden.
    Ein kleiner Bildschirm diente den Kameraleuten von
TV Berlin
als Vorschaumonitor für die Liveschaltung. Von Hirschfeldt richtete seine Frisur, die unter den vielen Umarmungen der letzten Stunden gelitten hatte. Rechte Ordnung vermochte er trotz seiner Bemühungen nicht mehr in das Haar zu bringen, und auch sein Anzug war mit knittrigen Falten übersät.
    Doch mit der nötigen Entschlossenheit im Gesicht würde er auch über diese kleinen Makel hinwegtäuschen. Er zog die Stirn in Falten und spannte die Lippen an, weil er wusste, dass ihn dies noch strenger wirken ließ. Und genau darauf kam es jetzt an.
    Er tippte mit dem Finger gegen das Mikrofon. Jetzt war die Übertragung einwandfrei. »Wie Sie sicherlich gehört haben, hat es am Alexanderplatz einen tragischen Vorfall gegeben. Mehrere Menschen sind dabei ums Leben gekommen. Ich verurteile diesen Akt barbarischer Gewalt aufs Schärfste und spreche den Angehörigen auf diesem Wege mein tiefes Mitgefühl aus. Nach den Informationen, die ich vor wenigen Minuten erhalten habe, geht die Polizei von einem Brandanschlag aus. Er hat offenbar dem Besitzer des Restaurants gegolten. Wer auch immer dafür verantwortlich ist, ich werte diese schreckliche Tat als einen Angriff. Nicht gegen mich, aber gegen unser politisches Programm. Verstehen Sie: Ausgerechnet am heutigen Tag, an dem der Bürger sich durch sein Votum für unsere Politik der harten Hand entschieden hat, glauben bestimmte Kreise in Berlin offenbar, ein Exempel statuieren zu müssen. Ich werde das nicht hinnehmen. Sobald der neue Senat seine Arbeit aufgenommen hat, werde ich in meiner Funktion als künftiger Innensenator der Stadt Berlin sofort die ersten Maßnahmen

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