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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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doch alles keinen Sinn.«
    Claudio kratzte sich an der Stirn. »Ich gebe zu: Mir leuchtet die Geschichte auch nicht ein.«
    »Warum haben sie nicht gleich mich aus dem Weg geräumt?«
    Boccachi öffnete die Knöpfe seines Jacketts und sank auf die Couch. »Ich kann es mir nur so erklären: Sie wollen dich zwar aus dem Weg räumen, aber sie wollen auch, dass du dabei leidest. Also haben sie zuerst Samuel umgebracht.«
    »Das ist …«
    »… ihre Mentalität. Sie wollen, dass du vor lauter Verzweiflung einen Fehler begehst – und das wollen nicht nur die Russen. Auch die Polizei wartet nur darauf, dass du unbedacht handelst.«
    »Die Polizei sollte lieber zusehen, dass sie die Mörder meines Sohnes zur Strecke bringt.«
    »Das wird sie müssen.«
    »Pah!«, machte Dossantos. »Glaubst du das wirklich?«
    »Es ist ihre Aufgabe!«
    Dossantos heulte auf. »Du hast doch den Harenstett gerade erlebt.«
    »Er leitet nicht die Ermittlungen.«
    »Na und?« Dossantos’ Hand fuhr zornig durch die Luft und prallte gegen eine Vase. Sie wackelte, kippte vom Tisch und zerschmetterte laut krachend auf dem Marmorboden. Tausende von Scherben flogen in alle Himmelsrichtungen davon. »Trotzdem will er nichts lieber, als mich hinter Schloss und Riegel zu bringen.«
    »Und genau deshalb solltest du mit Bedacht agieren, auch wenn es dir schwerfällt.«
    Ehrfürchtig schlich Magda ins Zimmer, ein Kehrblech und einen Handfeger in der Hand.
    »Nicht jetzt!«, brüllte Dossantos. »Lass es liegen. Geh!«
    Erschrocken trippelte sie wieder hinaus. Auf halbem Weg begegnete sie Catharina, die sich ins Zimmer schleppte. Bruno wollte sie stützen, doch sie stieß ihn rüde und mit erstaunlicher Kraft beiseite. Sie schlang den Bademantel enger um ihren Körper.
    »Catharina«, sagte Dossantos, »das ist ein denkbar schlechter …«
    »Du Mistkerl!« Sie stand vor ihm, holte aus und schlug ihm mit ihrer Hand wuchtig ins Gesicht. Ein klatschender Laut dröhnte in seinem Ohr. Sein Kopf flog zur Seite.
    An der Tür schaute Bruno bestürzt zu seinem Chef. Claudio senkte betroffen sein haarloses Haupt.
    Catharinas Lippen bebten. »Ich habe es gerade in den Nachrichten gehört!«
    Dossantos rieb sich die Wange. Noch nie,
nie!
, hatte seine Frau die Hand gegen ihn erhoben. Und nie hätte er sich vorstellen können, es einmal ungestraft geschehen zu lassen. Doch jetzt blieb er tatenlos stehen.
Samuel ist wohl das einzig Vernünftige, was ich im Leben zustande gebracht habe.
»Es tut mir leid.«
    Seine Frau brach in Tränen aus. Er ging auf sie zu, doch bevor er sie erreichte, wandte sie sich von ihm ab und rannte mit überraschender Schnelligkeit davon. Sie erklomm die Stufen hinauf zum Schlafzimmer, und er folgte ihr nicht. Er sah ihr nur hinterher.
    Hinter ihm kratzten die Hummer noch immer an den Glasscheiben. Gierig. Und wütend.

Berliner Kurier, Montag, 1. Oktober 2004
    Nach Anschlag auf Szene-Lokal:
»Wahlsieg ist Verpflichtung!«
    Von Hardy Sackowitz
    Berlin. Klares Ergebnis bei den Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus: CDU und FDP stellen die Mehrheit. Die Koalitionsgespräche beginnen schon am heutigen Morgen.
    Der zukünftige Regierende Bürgermeister, Anton Heiland, bekräftigt: »Der Wahlsieg ist uns eine Verpflichtung.« Das ist auch bitter nötig: Denn noch während die Partei ihren Sieg im Konrad-Adenauer-Haus feierte, starben bei einem Anschlag auf das Szene-Lokal Café Hermano vier Personen, darunter auch Samuel D. (27), Sohn des Besitzers Miguel D. Laut Kurier-Informationen geht die Tat auf das Konto des organisierten Verbrechens. Wir berichten weiter.

54
    Der Wecker riss Paul Kalkbrenner aus einem tiefen, festen Schlaf. Durch das Fenster zum Garten strahlte die Sonne herein. Er öffnete die Terrassentür, trat kurz hinaus auf die Wiese und ließ die warmen Strahlen sein Gesicht streicheln. Der Rasen roch feucht im Morgentau. Die Nelken, Geranien und Rosen in den Beeten blühten noch, trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit. Kalkbrenner nahm diese Tatsache als ein gutes Omen für den heutigen Tag, ebenso wie den Duft von frisch gebrühtem Kaffee. In der Küche empfing ihn nicht nur Bernie, sondern auch ein von Ellen reichhaltig gedeckter Frühstückstisch. »Daran könnte ich mich glatt gewöhnen.«
    »Dann tu’s doch.«
    »Besser nicht.«
    Es war nur ein Scherz gewesen, doch Kalkbrenner bereute ihn schon in der Sekunde, in der er über seine Lippen geschlüpft war. Ellens Lächeln erstarb. »Hat das was mit gestern zu tun? Warum hat

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