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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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sich vergeblich gegen die Staatsmacht ab. Weitaus mehr Gefahr drohte dagegen von ihren beiden muskelbepackten Begleitern.
    Einer der Riesen war Bruno, den Harenstett als Dossantos’ rechte Hand bezeichnet hatte. Ein bulliger Mann, dessen Nacken über seinen verknitterten Hemdkragen quoll. Zusammen mit dem dunkelhäutigen Bodyguard wälzte er sich wie ein Bulldozer durch die Absperrung.
    Die Situation war kurz davor zu eskalieren. Kalkbrenner blieb stehen, hielt sich aber zurück. Es war jetzt Bergers Fall. Der rief gerade: »Lassen Sie ihn durch!«
    Die Beamtenkette öffnete sich widerwillig. Wütend schubste Dossantos die Polizisten wie Kegel beiseite und stürmte die Stufen zum Restaurant hinauf.
    »Warten Sie!« Berger rannte hinterher. Der Portugiese blieb im Türrahmen stehen. Er starrte auf das Durcheinander aus Asche und Löschwasser. »Was ist passiert?«, fragte er, sobald der Kommissar neben ihm stand.
    Berger stellte sich vor. »Das wissen wir noch nicht.«
    »Was ist mit meinem Sohn?«
    »Es tut mir leid.«
    Dossantos ballte die Hände zu Fäusten. »Wie konnte das passieren?«
    Harenstett, der mit Kalkbrenner am unteren Treppenabsatz verharrte, antwortete ihm: »Man hat ihn erschossen. Kaltblütig.«
    Dossantos wirbelte herum. »Was soll das heißen?« Mit einem giftigen Blick, aus dem eine jahrelang gepflegte Feindschaft sprach, starrte er Harenstett an. Er wirkte nicht wie der kaltblütige Rotlichtpate, als der er erst vor ein paar Minuten beschrieben worden war. Seit dem Foto aus der Akte mussten ein paar Jahre verstrichen sein. Auf seinem tiefbraunen Gesicht waren wieder Falten zu sehen. Der letzte Besuch beim Chirurgen musste bereits einige Zeit zurückliegen. Allerdings mochte sein Aussehen auch an der Verzweiflung und dem Zorn liegen, die in ihm kochten. Boccachi kam näher und legte ihm besänftigend die Hand auf den Arm.
    »Herr Dossantos«, sagte Berger, »ich möchte Sie bitten, den Leichnam zu identifizieren.«
    »Natürlich, ich komme.«
    Der Anwalt nahm ihn beiseite. »Bist du sicher, dass du das schaffst? Ich kann das auch für dich …«
    »Nein«, widersprach Dossantos. »Er ist mein Sohn. Ich mache das.«
    Mit einem entschlossenen Schritt betrat er das Restaurant. Seine teuren Slipper versanken in der Schlacke, aber das schien ihn nicht zu kümmern. Seine Entourage machte schon Anstalten, ihm zu folgen, da hob Berger die Hand. »Bitte nur Sie alleine.«
    »Mein Anwalt kommt mit.«
    Kalkbrenner und Harenstett beobachteten, wie Berger den Portugiesen und seinen Rechtsbeistand in das zerstörte Restaurant führte. Die beiden Bodyguards blieben wie steinerne Statuen vor dem Eingang zurück.
    »Du hegst eine innige Feindschaft mit Dossantos, oder?«, fragte Kalkbrenner.
    Harenstett zündete schon wieder einen Glimmstängel an. »Merkt man das etwa?«
    »Wolltest du nicht aufhören?«
    »Das fragt mich meine Frau auch jeden Tag aufs Neue. Sie ist Internistin und hat wirklich einige überzeugende Argumente auf Lager. Versuch mal, mit ihr zu diskutieren – grauenhaft!«
    Kalkbrenner lachte.
    »Und was ist mit dir und deiner Frau?«
    Er dachte an sein letztes Aufeinandertreffen mit Harenstett im Sommer und auch an den Streit mit Ellen, den der LKA-Mann währenddessen miterlebt hatte. Noch heute war ihm das peinlich. »Wir sind auf dem Weg der Besserung.«
    »Das ist gut. Sieh zu, dass du das hinbekommst.« Er zog genüsslich an seiner Zigarette und schnippte die Asche zu Boden.
    Berger erschien mit Dossantos und Boccachi wieder am Eingang des Lokals. Der Portugiese war sichtlich erschüttert. Es war ein seltsamer Moment: Ein Mann, der nach Harenstetts Aussage Dutzende Morde auf dem Gewissen hatte, rang mit den Tränen, weil er selbst einen Todesfall in der Familie zu betrauern hatte.
    Berger zwirbelte unschlüssig seinen Schnauzbart. »Ich würde gerne wissen, ob Sie …« Er langte mit der Hand in die Jackentasche. »Hat Ihr Sohn …«
    »Mein Sohn war ein braver Junge!«
    »Das glaube ich Ihnen gerne. Aber, was ich wissen wollte …«
    »Ich brauche sicherlich nicht weiter auszuführen«, begann Boccachi, der Anwalt, »dass es einige Personen gibt, die Herrn Dossantos seinen Erfolg neiden.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zu viele, um sie hier und heute aufzuzählen.«
    Berger klappte seinen Notizblock auf und blätterte darin herum. Für Sekunden wirkte er hoffnungslos überfordert, aber dann hatte er die richtige Seite gefunden. »Es gibt mehrere Zeugen, die aussagen, es hätte heute Mittag

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