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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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schnappte nach Luft. Dichte, süße Rauchschwaden trieben ihm entgegen.
    In dem Nebel lümmelte sein Sohn auf dem Bett. Von der Wand über ihm hing ein Filmposter an einer Ecke herunter.
Fight Club
prangte in großen Buchstaben über den lädierten Darstellern. Einen der beiden Schauspieler kannte Hönig, es war Brad Pitt. Der andere war ihm fremd. Er hatte es nicht so mit Filmen und deren Stars. »Ist das ein Joint im Aschenbecher?«
    Lars stellte den Ton des Fernsehers lauter. Ein schmieriger Typ schlief mit zwei Frauen, einer Blonden und einer Brünetten.
    »Ich hab dir schon einmal gesagt: Ich will nicht sehen, dass du Drogen in unser Haus bringst.«
    »Du hast doch gar nicht gesehen, wie ich sie ins Haus gebracht habe.«
    Das orgiastische Gestöhne der Schauspieler dröhnte Hönig in den Ohren. »Musst du heute nicht zur Uni?«
    »Vielleicht.«
    Plötzlich färbte sich die Bettdecke des Trios mit Blut. Eine der beiden Frauen, die Blonde, stürmte ins Bad. Nackt und blutüberströmt hechtete der Mann hinter ihr her. Sie trat ihm ins Gesicht.
Nicht ins Gesicht!
, schrie er.
    Angewidert schaute Hönig weg. »Mach das bitte aus.«
    »Wenn es dich stört, kannst du ja gehen!«
    »Ich werde dein unerhörtes Verhalten nicht länger akzeptieren.«
    »Und was willst du dagegen tun?«
    Die blonde Frau hetzte jetzt durch ein düsteres Treppenhaus. Ihr Peiniger rannte mit einer Kreissäge hinter ihr her. Ihre Schreie gellten ohrenbetäubend aus den Lautsprechern und durch das Haus. Hönigs Nerven lagen blank. »Dich vor die Tür setzen! Dann kannst du zusehen, wie du alleine klarkommst.«
    »Das wirst du nicht machen.« Lars lachte. »Dann kannst du mich ja gar nicht mehr kontrollieren.«
    Fassungslos starrte Hönig seinen Sohn an. Je mehr Zeit er vergebens nach einer Antwort suchte, umso klarer wurde ihm: Lars hatte recht.
Wir wollen die Probleme der Leute lösen, aber unsere eigenen kriegen wir nicht in den Griff.
    Die Wahrheit war: Sein Sohn war ihm längst entglitten.

56
    Der dürre Mann mit dem schütteren blonden Haar studierte den Dienstausweis mit der Aufschrift
Mordkommission
. »Serienmörder gibt’s bei mir nicht.«
    Kalkbrenner ignorierte den Scherz. »Es geht um Matthias Brodbeck.«
    Dieter Winkels, laut Türschild
Dipl.-Psych. Therapeut,
wurde schlagartig ernst. Er bat den Kommissar in seine Praxis, die sich in einem der aufwendig restaurierten Altbauten am Treptower Park befand, allerdings Parterre. Dementsprechend niedrig war die Decke. Zudem gab es nur kleine und schmale Fenster, die, verstellt von Bäumen, ein verstörendes Halbdunkel im Raum erzeugten. Kalkbrenner konnte sich nicht vorstellen, wie in dieser Atmosphäre psychische Probleme gelöst werden sollten.
    Sie nahmen in zwei tiefen Sesseln Platz, die sich im rechten Winkel gegenüberstanden. Kalkbrenner versank in den Kissen. Der Therapeut blickte auf ihn herab. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Erzählen Sie mir von Matthias Brodbeck.«
    Winkels schüttelte verzagt den Kopf. »Herr Kalkbrenner, Sie wissen, dass ich an die ärztliche Schweigepflicht gebunden bin.«
    »Der Klient ist tot. Damit sind Sie von der Schweigepflicht entbunden.«
    »Das behauptet die Polizei in solchen Fällen immer.«
    »Wollen Sie nicht, dass man die Mörder von Herrn Brodbeck findet?«
    »Ich wüsste nicht, wie ich Ihnen dabei helfen könnte. Mein Klient war Herr Brodbeck, nicht die beiden Jugendlichen.«
    »Es geht nicht um die Schüler.«
    »Ach?« Winkels runzelte die Stirn. »Nicht? Was soll das heißen?«
    »Tut mir leid, das unterliegt der polizeilichen Schweigepflicht.«
    Winkels ließ sich in seinen Sessel sinken. In seiner Miene spiegelten sich zugleich Belustigung und Verdruss. »Nettes Spielchen, Herr Kommissar. Aber ich kann Ihnen wirklich nicht weiterhelfen.«
    Kalkbrenner stemmte sich ein wenig aus dem Sessel. Das Gefühl, dass die Zimmerdecke auf ihn drückte, gefiel ihm zwar nicht, aber es behagte ihm noch viel weniger, dass der Therapeut ihn von oben herab betrachtete. »Dann verraten Sie mir nur eines, sozusagen aus Ihrer therapeutischen Erfahrung: Haben Sie den Eindruck, die Zustände an der Schule waren tatsächlich so schlimm, dass Brodbeck ihnen zum Opfer fiel?«
    Der Therapeut gab keine Antwort.
    Kalkbrenner wagte einen weiteren Anlauf. »Warum kommen Patienten zu Ihnen?«
    Stille.
    »Herr Winkels, ich habe Sie lediglich nach Ihrer Arbeit gefragt. Ich glaube kaum, dass Sie damit das Vertrauen Ihrer Patienten …«
    »Klienten, bitte.«
    »Dass

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