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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Geschäfte.«
    »Red dich nicht raus.«
    »Aber es wäre in seinem Sinne gewesen.«
    Sie blickte vorwurfsvoll auf ihn herab. »Als wenn es dabei um Samuel ginge.«
    Eine Pause entstand. »Wir dürfen uns keine Schwäche erlauben.«
    »Wir?
Du
darfst dir keine Schwäche erlauben.
Du
musst deinen Ruf wahren. Was sollen bloß die Leute denken?« Catharina wankte. Sie trat einen Schritt vor, um sich an dem Stuhl vor dem Schreibtisch festzuhalten. Ungleich sanfter fügte sie hinzu: »Gefühle sind keine Fehler.«
    »Aber sie machen angreifbar.«
    »Ja, natürlich, deshalb hast du sie mir auch nie gezeigt.«
    »Catharina, bitte, ich habe dich geheiratet.«
    »Und damit hast du alles getan, was nötig war, oder wie?«
    »Ich habe dich geheiratet, weil ich dich liebe.«
    Sie rang um Atem. Er war sich nicht sicher, ob es wegen ihrer Schmerzen war oder ob sie sich wegen seiner Worte aufregte. »Was weißt du schon von Liebe?«
    Sehr viel,
wollte er sagen, hielt aber den Mund. Viele Jahre lang hatte er erwartet, dass Catharina eine gute Hure war, die die Freier abzog und sonst nichts an Gefühl und Lust investierte. So hatte er tatsächlich lange Zeit gedacht.
    Doch irgendwann hatte Catharina Rico kennengelernt und mit ihm durchbrennen wollen. Das hatte Dossantos nicht zulassen können. Nicht nur, weil er einen Ruf verloren hätte. Er hatte Catharina geliebt. Mehr als alle anderen Frauen. Aber da war es schon zu spät gewesen. »Du verstehst gar nichts, Cathy …«
    »Ich habe es dir schon mehrmals gesagt: Nenn mich nicht Cathy!«
    »… und hast nie etwas verstanden. Das alles …«, mit seiner Hand beschrieb er einen Bogen, der das ganze Haus oder sogar ganz Berlin einbezog, »… gehört uns. Und alles, was ich getan habe, habe ich für uns getan.«
    »Und zu welchem Preis?«
    »Wir konnten unseren Traum realisieren: Wir haben Erfolg. Die Finca. Der große Garten, den du dir immer gewünscht hast. Der Swimmingpool. Whirlpool. Schmuck. Kleider. Bedeutet dir das alles nichts?«
    »Du, Miguel, bist es, der nichts versteht. Merkst du wirklich nicht, was los ist? Unser Sohn ist tot. War es das wirklich wert?«
    »Aber das eine hat mit dem …«
    »Und mich macht dein Geld auch nicht gesund.«
    Er sah auf die Uhr. In wenigen Minuten würde sie sich mit Sina auf den Weg ins Krankenhaus machen. »Warte doch erst mal die Untersuchung ab.«
    »Und dann?« Sie stieß sich vom Stuhl ab. Langsam und konzentriert durchquerte sie den Raum und öffnete die Tür zum Foyer, wo zwei Reisetaschen standen. Sina schleppte eine zur Auffahrt raus, wo sie sie neben den Beeten mit den prächtig blühenden Bougainvilleen abstellte.
    Catharina warf einen beinahe mitleidigen Blick über die Schulter zurück. »Inzwischen bin ich fest davon überzeugt, dass jeder das bekommt, was er verdient.«
    »Was willst du damit sagen?«
    Aber da bückte sie sich bereits nach der anderen Tasche.

58
    Jugendliche kreuzten Kalkbrenners Weg. Einer der Jungs sagte: »Brauchst du mehr?«
    »Wie bitte?«
    »50 Euro, und du kriegst die Killerpose.«
    Nach fünf Trauertagen hatte der Unterricht an der Berthold-Hauptschule wieder begonnen. Es war Pause. Die älteren Schüler drückten sich in kleinen Gruppen in den Schatten der Bäume, rauchten oder spielten mit ihren Handys. Wie hatte man bloß vor 20 Jahren die Pause verbracht? Einige Jungs knutschten mit Mädels herum. Das wiederum deckte sich mit Kalkbrenners eigener Erinnerung.
    Die jüngeren Schüler tobten ausgelassen umher, manche spielten Basketball auf einem eigens dafür ausgewiesenen Feld. Nichts erinnerte mehr an die schreckliche Tat vom vergangenen Dienstag. Allenfalls die Journalisten, die noch vereinzelt jenseits der Schulmauer lauerten.
    »Ey, Alter, was ist?«
    Den Jungs vor Kalkbrenner hingen die Jeans auf halb acht, die Sneakers waren zwei Nummern zu groß, und auf ihren Köpfen saßen die Basecaps quer. Die Gesichter darunter waren pickelig und weich wie von Kleinkindern. Die Mädchen, die bei ihnen standen, waren keine 14 Jahre alt, aber Eyeliner, Wimperntusche und Lippenstift schienen selbstverständlich zu sein. Einige trugen Absatzschuhe, und in den irritierend bauchfreien Zonen ihrer T-Shirts funkelten Nabelpiercings.
    Weil er immer noch nichts sagte, verdrehten die Jugendlichen jetzt die Augen. »Ey, Mann, bist du nicht von der Zeitung?«
    »Ich muss euch leider enttäuschen. Ich bin …«
    »Sie da!« Eine scharfe Stimme fiel Kalkbrenner ins Wort. »Verschwinden Sie!«
    Die Jungen suchten

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