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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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eiligst das Weite. Den Mädels fiel das schnelle Laufen auf ihren Stöckelschuhen dagegen schwer.
    Verärgert bauten sich ein Mann und eine Frau vor Kalkbrenner auf. Sie war klein und dicklich, er hager und sein Gesicht von Falten zerfurcht. »Wie oft müssen wir Ihnen das noch sagen: Reporter haben auf dem Schulgelände nichts zu suchen.«
    Kalkbrenner holte seinen Ausweis hervor. Der Mann räusperte sich kleinlaut: »Oh, es tut mir leid. Aber die Reporter sind eine Plage. Mit ein paar Euros stacheln sie die Jugendlichen zu grimmigen Selbstdarstellungen an. Unter den Schülern heißt das inzwischen
Killerpose

    Seine Kollegin fügte hinzu: »Und mit solchen Bildern illustrieren sie dann Schlagzeilen wie
Killerschüler!

    Kalkbrenner setzte eine verständnisvolle Miene auf. »Schon gut. Ich bin auf der Suche nach Herrn Christian Ernst.«
    »Den finden Sie im Lehrerzimmer.«
    Christian Ernst trug Sandalen, eine Cordjeans und ein längs gestreiftes Hemd. Die obersten zwei Knöpfe standen betont lässig offen. Sein dünnes schwarzes Haar war in der Mitte gescheitelt. Ein typischer Kunstlehrer
.
Und eine der wenigen Personen, die dem ermordeten Lehrer nahegestanden hatten. »Wie gut kannten Sie Herrn Brodbeck?«
    »Wie einen Kollegen eben.«
    »Er war mehr als ein Kollege, oder?«
    Die anderen Lehrer saßen an Tischen um sie herum, mampften ihre Brote, rauchten Zigaretten, vertieften sich in Gespräche. Doch sosehr sie auch vorgaben, beschäftigt zu sein, ihre Augen waren misstrauisch auf Kalkbrenner und seinen Gesprächspartner gerichtet.
    »Das war er doch, oder?«, drängte Kalkbrenner.
    »Ja und nein. Wir haben uns regelmäßig getroffen, abends in der Kneipe, zu einem Bierchen. Gelegentlich sind wir zusammen ins Museum gegangen. Oder ins Kino.«
    »Worüber haben Sie sich dabei unterhalten?«
    »Über die Arbeit. Die Schule und den Unterricht.«
    Kalkbrenner dachte an Judiths Worte.
Wenn man den ganzen Tag mit den Jugendlichen konfrontiert ist, will man sich nicht auch noch am Abend über deren Probleme austauschen.
»Worüber genau?«
    »Also …« Der Lehrer spielte nervös am Falz einer Zeitung herum, die zwischen ihnen auf dem Tisch lag.
Killerschüler!
»Über die Arbeit eben. Und die Therapie. Brodbeck war in Behandlung. Aber das wissen Sie sicherlich schon.«
    Etwas an der Art, wie er die Worte hervorbrachte, machte Kalkbrenner hellhörig. »Und was ist mit Ihnen?«
    Ernst ließ von der Zeitung ab, friemelte stattdessen nun an seinem Hemdkragen. Auf dem Schulhof tobten die Kids, was allerdings nicht mehr nach ausgelassenem Pausenspaß aussah. Die Aggression war beinahe mit Händen zu greifen, schwappte ins Lehrerzimmer, infizierte die hier Versammelten. »Ich war vor sieben Jahren in Behandlung. Aber das ist ja heutzutage nicht mehr ungewöhnlich«, fügte er hastig hinzu.
    »Sie haben mit Herrn Brodbeck über Ihre Therapien gesprochen?«
    »Geteiltes Leid ist halbes Leid. So sagt man doch.«
    »Hat er dabei jemals Probleme erwähnt?«
    »Wenn Sie andere Probleme als die an der Schule meinen: nein.«
    »Hatten Sie den Eindruck, seine Therapie war erfolgreich?«
    »Natürlich, sonst wäre er nicht in den Schuldienst zurückgekehrt.«
    »Es gab keinen Zweifel daran?«
    Der Lehrer reagierte nicht sofort.
    »Also gab es welche?«, hakte Kalkbrenner nach.
    »Nicht in puncto Arbeit.«
    »Sondern?«
    »Na ja«, machte Ernst, »mir kam es so vor, als würde sich Matthias von den Kollegen distanzieren. In den Pausen war er immer seltener im Lehrerzimmer, was eigentlich unüblich ist, weil es ein Refugium der Ruhe ist. Eine Art Schutzraum …« Er lachte, aber es klang bemüht. Dann wurde er abrupt wieder ernst.
    Eine Hand legte sich auf Kalkbrenners Schulter. Kalkbrenner drehte sich zu ihrem Besitzer um. Eine hochgewachsene, drahtige Gestalt in einem unfassbar hässlichen karierten Sakko funkelte durch eine schwere schwarze Hornbrille zornig auf ihn herab. »So, so, die Mordkommission also. Meine Kollegen sagten mir, Sie seien im Haus.«
    Kalkbrenner erhob sich. Noch immer überragte ihn der Mann um einen ganzen Kopf. »Ich bin Paul Kalkbrenner, Hauptkommissar.«
    »Und ich bin der Schulleiter, Dr. Edgar Börgers.« Sie reichten sich die Hand, doch der Händedruck war frostig. »Darf ich fragen, was Sie hier wollen?«
    »Reine Routine.«
    »Ach so, wie die wiederholte Tatortuntersuchung am vergangenen Samstag, für die uns bisher niemand einen Grund genannt hat. Von der abstrusen Gegenüberstellung am Freitag

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