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Gier, Kerstin

Gier, Kerstin

Titel: Gier, Kerstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smaragdgruen (Liebe geht durch alle Zeiten Bd 3)
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mehr Fragen an Lucy und Paul hätte und ein Treffen genau das wäre, was wir
im Moment brauchten.«
    Ich dachte
an unsere letzte Begegnung mit Lucy und Paul bei Lady Tilney und meine Zähne
klapperten laut aufeinander, als mir einfiel, wie Lucy mich angeschaut und
meinen Namen geflüstert hatte. Mein Gott, und ich hatte keine Ahnung gehabt.
    »Wenn Lucy
und Paul meine Eltern sind - sind wir dann verwandt?«, fragte ich.
    Gideon
lächelte wieder. »Das war auch das Erste, was mir durch den Kopf geschossen
ist«, sagte er. »Aber Falk und Paul sind für mich entfernte Cousins - dritten
oder vierten Grades. Sie stammen von dem einen, ich von dem anderen
Karneol-Zwilling ab.«
    In meinem
Gehirn fingen die Zahnrädchen wieder an, sich zu drehen und
ineinanderzugreifen. Plötzlich war ein dicker Kloß in meiner Kehle. »Bevor er
krank wurde, hat Dad uns abends immer etwas vorgesungen und dazu Gitarre
gespielt. Das haben wir geliebt, Nick und ich«, sagte ich leise. »Er hat immer
behauptet, dass ich mein musikalisches Talent von ihm geerbt hätte. Dabei war
er nicht mal mit mir verwandt. Die schwarzen Haare habe ich von Paul.« Ich
schluckte.
    Gideon
schwieg, sein Gesicht mitleidig verzogen.
    »Wenn Lucy
nicht meine Cousine ist, sondern meine Mutter, dann ist meine Mutter ... meine
Großtante!«, fuhr ich fort. »Und meine Großmutter ist in Wirklichkeit meine Urgroßmutter.
Und nicht Grandpa ist mein Großvater, sondern Onkel Harry!« Letzteres brachte
das Fass zum Überlaufen. Ich begann, haltlos zu weinen. »Ich kann Onkel Harry
nicht ausstehen! Ich will nicht, dass er mein Großvater ist! Und ich will
nicht, dass Caroline und Nick nicht mehr meine Geschwister sind. Ich hab sie
so lieb.«
    Gideon
ließ mich eine Weile weinen, dann fing er an, meine Haare zu streicheln und
beruhigende Laute zu murmeln. »Hey, ist schon gut, Gwenny, das spielt doch
alles keine Rolle. Es bleiben genau dieselben Menschen, egal, in welchem
Verwandtschaftsverhältnis sie zu dir stehen!«
    Aber ich
schluchzte untröstlich vor mich hin. Ich merkte kaum, wie Gideon mich sanft an
sich zog. Er schlang beide Arme um mich und hielt mich ganz fest.
    »Sie hätte
es mir sagen müssen«, brachte ich schließlich mühsam heraus. Gideons T-Shirt
war ganz nass von meinen Tränen. »Mum ... hätte es mir sagen müssen.«
    »Hätte sie
vielleicht auch irgendwann. Aber versetz dich doch mal in ihre Lage: Sie liebt
dich - und deshalb wusste sie genau, dass dir die Wahrheit wehtun würde. Sie
hat es vermutlich nicht übers Herz gebracht.« Gideons Hände streichelten über
meinen Rücken. »Es muss furchtbar für alle gewesen sein: für Lucy und Paul ganz
besonders.«
    Meine
Tränen flossen wieder. »Aber warum haben sie mich allein zurückgelassen? Die
Wächter hätten mir doch niemals etwas getan! Warum haben sie nicht einfach mit
ihnen geredet?«
    Gideon
antwortete nicht gleich. »Ich weiß, dass sie es versucht haben«, sagte er dann
langsam. »Vermutlich als Lucy gemerkt hat, dass sie schwanger war, und ihnen
klar wurde, dass du der Rubin sein würdest.« Er räusperte sich.
    »Aber sie
hatten damals noch keine Beweise für ihre Theorien über den Grafen. Ihre
Geschichten wurden als kindische Versuche abgetan, ihre ungenehmigten
Zeitreisen zu entschuldigen. Das kann man sogar in den Annalen nachlesen. Vor
allem Marleys Großvater hat sich damals schrecklich über ihre Anschuldigungen
aufgeregt. Laut seinen Aufzeichnungen haben Lucy und Paul das Andenken des
Grafen in den Schmutz gezogen.«
    »Aber mein
... Großvater!« Mein Verstand weigerte sich, an Lucas als an jemand anderen als
meinen Grandpa zu denken. »Er war doch in alles eingeweiht und hat Lucy und
Paul auf jeden Fall geglaubt! Wieso hat er ihre Flucht nicht verhindert?«
    »Ich habe
keine Ahnung.« Gideon hob seine nass geweinte Schulter. »Ohne Beweise hätte
selbst er nicht viel ausrichten können. Er durfte seine Stellung im Inneren
Kreis ja nicht gefährden. Und wer weiß, ob er allen Wächtern trauen konnte.
Wir können die Möglichkeit nicht ausschließen, dass es jemand in der Gegenwart
gegeben hat, der von den wahren Plänen des Grafen wusste.«
    Jemand,
der meinen Großvater am Ende vielleicht sogar ermordet hatte. Ich
schüttelte den Kopf. Das war mir alles zu viel, doch Gideon war noch nicht
fertig mit seiner Theorie.
    »Was auch
immer ihn dazu gebracht hat - vielleicht hat dein Großvater die Idee, Lucy und
Paul mit dem Chronografen in die Vergangenheit zu schicken, sogar

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