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Gier, Kerstin

Gier, Kerstin

Titel: Gier, Kerstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smaragdgruen (Liebe geht durch alle Zeiten Bd 3)
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unterstützt.«
    Ich
schluckte. »Sie hätten mich mitnehmen können«, sagte ich. »Vor meiner Geburt!«
    »Um dich
im Jahr 1912 auf die Welt zu bringen und unter falschem Namen großzuziehen?
Kurz vor dem Ersten Weltkrieg?« Er schüttelte den Kopf. »Wer hätte dich
aufnehmen können, falls ihnen etwas zugestoßen wäre? Wer hätte für dich
gesorgt?« Er streichelte mir übers Haar. »Ich kann nicht annähernd
nachvollziehen, wie weh es tun muss, so etwas zu erfahren, Gwen. Aber ich kann
Lucy und Paul verstehen. Sie konnten darauf vertrauen, dass sie in deiner Mum
jemanden hatten, der dich wie ihr eigenes Kind lieben und in Sicherheit großziehen
würde.«
    Ich nagte
an meiner Unterlippe. »Ich weiß nicht.« Erschöpft setzte ich mich auf. »Ich
weiß überhaupt nichts mehr. Ich wünschte mir, ich könnte die Zeit zurückdrehen
- vor ein paar Wochen war ich vielleicht nicht das glücklichste Mädchen der
Welt, aber irgendwie ganz normal! Keine Zeitreisende. Keine Unsterbliche! Und
schon gar nicht das Kind von ... von zwei Teenagern, die im Jahr 1912 leben.«
    Gideon
lächelte mich an. »Ja, aber sieh es mal so: Es gibt auch ein paar positive
Dinge.« Vorsichtig fuhr er mit dem Daumen unter meinen Augen entlang,
vermutlich um riesige Pfützen voller Wimperntusche zu verwischen. »Ich finde,
dass du sehr tapfer bist. Und ... ich liebe dich!«
    Seine
Worte spülten den dumpfen Schmerz aus meiner Brust. Ich legte meine Arme um
seinen Hals. »Kannst du das bitte noch mal sagen? Und mich dann küssen? So,
dass ich alles andere vergesse?«
    Gideon
ließ seinen Blick von meinen Augen zu meinen Lippen wandern. »Ich kann es
versuchen«, murmelte er.
    Gideons
Versuche waren von Erfolg gekrönt. Wenn man es denn so formulieren will. Ich
jedenfalls hätte nichts dagegen gehabt, den Rest des Tages oder möglicherweise
auch meines ganzen Lebens in seinen Armen auf diesem grünen Sofa im Jahr 1953
zu verbringen.
    Aber
irgendwann rückte er ein Stück von mir ab, stützte sich auf seinen Ellenbogen
und schaute auf mich hinunter. »Ich glaube, wir sollten jetzt besser damit
aufhören, sonst kann ich für nichts mehr garantieren«, sagte er etwas atemlos.
    Ich sagte
nichts. Warum sollte es ihm auch anders gehen als mir? Nur dass ich nicht
einfach so hätte aufhören können. Ich überlegte, ob ich deswegen ein bisschen
gekränkt sein musste. Doch lange konnte ich nicht darüber nachgrübeln, denn
Gideon warf einen Blick auf die Uhr und schoss plötzlich kerzengerade in die
Höhe. »Äh, Gwen«, sagte er hastig. »Es ist gleich so weit. Du solltest was mit
deinen Haaren machen - wahrscheinlich haben sich alle schon im Kreis um den
Chronografen versammelt, um uns böse anzustarren, wenn wir zurückkommen.«
    Ich
seufzte. »Oh Gott«, sagte ich unglücklich. »Aber wir müssen doch vorher noch
besprechen, wie es jetzt weitergeht.«
    Gideon
runzelte die Stirn. »Sie werden die Operation natürlich verschieben müssen,
aber vielleicht kann ich sie überreden, mich wenigstens noch für die zwei
übrig gebliebenen Stunden ins Jahr 1912 zu schicken. Wir müssen wirklich
dringend mit Lucy und Paul reden!«
    »Wir
könnten sie heute Abend zusammen besuchen«, sagte ich, obwohl mir bei der
Vorstellung ganz kurz übel wurde. Nett euch kennenzulernen, Mum und
Dad.
    »Vergiss
es, Gwen. Sie werden dich nicht mehr mit mir ins Jahr 1912 lassen, es sei denn,
der Graf ordnet das ausdrücklich an.« Gideon streckte mir die Hand hin, zog
mich auf die Beine und versuchte dann etwas ungeschickt, das Haargewirr an
meinem Hinterkopf zu glätten, das er selber dort hineingewühlt hatte.
    »Wie gut,
dass ich zufällig einen eigenen Chronografen bei mir zu Hause habe«, sagte ich,
so lässig ich konnte. »Der übrigens hervorragend funktioniert.«
    Gideon
starrte mich an. »Was?«
    »Na komm
schon! Das hast du doch gewusst - wie sonst hätte ich Lucas wohl immer treffen
können?« Ich legte die Hand auf meinen Magen, der bereits anfing, Karussell zu
fahren.
    »Ich
dachte, du hättest einen Weg gefunden, ihn während des Elapsierens ...« Vor
meinen Augen löste Gideon sich in Luft auf. Ich folgte ihm wenige Sekunden
später, nachdem ich mir noch einmal über die Haare gefahren war.
    Ich war
davon überzeugt gewesen, dass der Chronografenraum bei unserer Rückkehr von
Wächtern nur so wimmeln würde, alle in heller Aufregung wegen Gideons
eigenmächtigen Handelns (heimlich erwartete ich auch, dass Mr Marley mit einem
blauen Auge in einer Ecke stand und

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