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Gier, Kerstin

Gier, Kerstin

Titel: Gier, Kerstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smaragdgruen (Liebe geht durch alle Zeiten Bd 3)
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ehrlich
war.
    »Gideon?«,
fragte ich schließlich verunsichert. Leslie hatte mich angefleht, noch ein paar
Tage zu warten, um sicherzugehen, ob man ihm auch wirklich vertrauen konnte,
aber ich hatte nur abgewunken.
    »Ich hab
ihr einfach nicht geglaubt«, flüsterte Gideon endlich. »Keine Sekunde hab ich
Charlotte geglaubt.« Er sah mich an und seine Augen waren in diesem Licht ganz
dunkel. »Ist dir klar, was passieren würde, wenn jemand hiervon wüsste?«
    Ich sparte
es mir, ihn darauf hinzuweisen, dass sogar eine ganze Menge Personen davon
wussten. Aber vielleicht lag es daran, dass Gideon mit einem Mal so fassungslos
wirkte, jedenfalls bekam auch ich es plötzlich mit der Angst zu tun. »Wollen
wir das hier wirklich durchziehen?«, fragte ich und spürte ein mulmiges Gefühl
in meinem Bauch, das diesmal nichts mit einer beginnenden Zeitreise zu tun
hatte.
    Dass mein
Großvater mein Blut in den Chronografen eingelesen hatte, war die eine Sache.
Aber das, was wir jetzt vorhatten, stand auf einem ganz anderen Blatt. Wir
würden den Blutkreislauf schließen und die Folgen waren nicht absehbar. Mal
positiv formuliert.
    Mein Gedächtnis
rekapitulierte rasch all die grässlich gedichteten Prophezeiungen, die auf Wahl und Qual endeten,
und fügte noch schnell ein paar Details ein, die auf Not und Tod hinausliefen.
Und die Tatsache, dass ich unsterblich war, tröstete mich nicht ein klitzekleines
bisschen.
    Merkwürdigerweise
schien es aber gerade meine Unsicherheit zu sein, die Gideon aus seiner
Erstarrung rüttelte. »Ob wir das durchziehen wollen?« Er beugte sich vor und
gab mir einen kleinen Kuss auf die Nase. »Fragst du mich das im Ernst?« Er zog
seine Jacke aus und packte aus dem Rucksack die Beute aus, die wir bei Dr.
White abgestaubt hatten. »Okay, es kann losgehen.«
    Zuerst
legte er sich ein Gummiband um den linken Oberarm und zog es zusammen.
Anschließend nahm er eine Spritze aus ihrer sterilen Plastikverpackung und
grinste mich an. »Schwester?«, sagte er im Befehlston. »Taschenlampe!«
    Ich zog
eine Grimasse. »So kann man es natürlich auch machen«, erwiderte ich und
leuchtete in seine Ellenbogenbeuge. »Typisch Medizinstudent!«
    »Höre ich
da einen Hauch von Verächtlichkeit in deiner Stimme?« Gideon warf mir einen
belustigten Blick zu. »Wie hast du es denn gemacht?«
    »Ich habe
ein japanisches Gemüsemesser genommen«, erklärte ich ein wenig prahlerisch.
»Und Grandpa hat das Blut in einer Teetasse aufgefangen.«
    »Verstehe.
Die Verletzung an deinem Handgelenk«, sagte er, plötzlich gar nicht mehr
belustigt, und senkte die Nadel in seine Haut. Das Blut begann, in die Kanüle
zu fließen.
    »Und du
bist sicher, dass du genau weißt, was du tun musst?«, fragte ich und deutete
mit dem Kinn auf den Chronografen. »Das Ding hat so viele verschiedene Klappen
und Schublädchen, da kann man schnell mal das falsche Rädchen drehen . ..«
    »Chronografenkunde
ist eins der Prüfungsfächer, wenn man den Adeptengrad erwirbt, und bei mir ist
das alles noch nicht lange her.« Gideon reichte mir die Spritze mit dem Blut
und nahm das Band von seinem Arm.
    »Da fragt
man sich schon, wann du noch Zeit hattest, so cineastische Meisterwerke wie Tinker
Bell anzuschauen.«
    Gideon
schüttelte den Kopf. »Ich finde, ein bisschen mehr Respekt könnte nicht
schaden. Gib mir die Kanüle. Und jetzt die Taschenlampe auf den Chronografen
richten. Ja, richtig so.«
    »Du kannst
ruhig ab und zu mal Bitte und Danke sagen«, bemerkte ich, während Gideon begann,
sein Blut in den Chronografen zu träufeln. Anders als bei Lucas zitterten seine
Hände nicht im Geringsten. Vielleicht würde er einmal einen guten Chirurgen
abgeben.
    Ich nagte
aufgeregt an meiner Unterlippe.
    »Und drei
Tropfen hier unter den Löwenkopf«, murmelte Gideon konzentriert. »Dann dieses
Rädchen drehen und den Hebel umlegen. So, das war's.« Er ließ die Kanüle sinken
und ich knipste reflexartig die Taschenlampe aus.
    Im Inneren
des Chronografen fingen mehrere Zahnrädchen an, sich zu drehen, es knackte,
klapperte und summte, genau wie beim letzten Mal. Dann wurde das Geklapper
lauter und das Summen schwoll an, fast hörte es sich an wie eine Melodie.
Hitze schlug uns ins Gesicht und ich klammerte mich an Gideons Arm fest, als
würde als Nächstes ein Windstoß folgen, der uns vom Dach wehen könnte. Doch
stattdessen leuchteten nur nacheinander alle Steine im Chronografen auf, die
Luft flimmerte, und wenn es zunächst so gewirkt hatte, als ob

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