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Gier, Kerstin

Gier, Kerstin

Titel: Gier, Kerstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smaragdgruen (Liebe geht durch alle Zeiten Bd 3)
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...«
    »Wie
gesagt, für solche Feinheiten haben die Leute heute Abend keinen Sinn«, sagte
ich und hielt die Luft an, als Madame Rossini das Sisi-Kleid vom Ständer nahm.
Es war wirklich ein Traum.
    »Also,
bauschig ist es auf jeden Fall!« Leslie lachte. »Wenn du dich darin einmal
umdrehst, räumst du das komplette kalte Büfett ab.«
    »Probier
das mal an, mein Schwanen'älschen. Es gibt ein passendes Diadem dazu. Und jetzt
zu dir.« Madame Rossini nahm Leslies Arm und schwenkte mit ihr in die nächste
Reihe ein. »Hier haben wir französische und italienische Haute Couture aus dem
letzten Jahrhundert. Grün war zwar nicht die bevorzugte Modefarbe, aber wir
werden bestimmt etwas für dich finden.«
    Leslie
wollte etwas sagen, aber sie verschluckte sich vor Aufregung bei dem Wort
»Haute Couture« und bekam einen Hustenanfall.
    »Darf ich
diese lustigen Kniehosen mal anprobieren?«, rief Raphael von hinten.
    »Natürlich!
Aber sei vorsichtig mit den Knöpfen.«
    Ich hielt
unauffällig Ausschau nach Gideon. Er hatte bereits ein paar Kleidungsstücke
über dem Arm hängen und lächelte mir über die Stangen hinweg zu.
    Madame
Rossini bemerkte seine Plünderei nicht. Sie schritt überglücklich die
Haute-Couture-Abteilung ab, dicht gefolgt von der schwer atmenden Leslie.
    »Für la petite Sommersprosse
vielleicht ein .. .«
    ».. . das
hier!«, fiel Leslie ihr ins Wort. »Bitte! Das ist wunderschön!«
    »Excuses-moi,
ma cherie. Aber das ist nicht grün!«, sagte Madame Rossini.
    »Aber es
ist fast grün!« Leslie sah aus, als würde
sie vor Enttäuschung gleich in Tränen ausbrechen.
    »Nein, das
ist eisblau«, sagte Madame Rossini bestimmt. »Grace Kelly trug es zu einer Gala
mit Preisverleihung für Ein Mädchen vom Lande. Natürlich
nicht das - aber es ist eine exakte Dublette.«
    »Es ist
das schönste Kleid, das ich jemals gesehen habe«, hauchte Leslie.
    »Es hat
schon etwas Grünes«, versuchte ich, ihr beizustehen. »Mindestens türkis mit
einem Stich ins Grüne. Also praktisch grün, wenn das Licht noch ein wenig
gelblich ist.«
    »Hm«,
machte Madame Rossini unschlüssig.
    Ich blickte
mich nach Gideon um, der unauffällig der Tür zustrebte.
    »Es würde
mir sowieso nicht passen«, murmelte Leslie.
    »Ich denke
doch!« Madame Rossinis Blick glitt an Leslies Figur hinab und wieder hinauf und
schweifte dann gedankenverloren in die Ferne. »Ihr jungen Mädchen habt alle so
wundervolle Taillen. - Zut alors!« Plötzlich
wurde ihr Blick hart. »Junger Mann! Wohin willst du mit meinen Sachen?«, rief
sie.
    »Ich äh
...«, stammelte Gideon erschrocken. Er hatte die Tür fast erreicht.
    Aus der
Schildkröte wurde ein wütender Elefant, der durchs Unterholz brach. Viel
schneller, als ich es ihr zugetraut hätte, war Madame Rossini bei Gideon. »Was
soll das?« Sie riss ihm die Kleider aus der Hand und ihr französischer Akzent
gewann die Oberhand. »Wolltest du misch etwa bestehlen?«
    »Nein,
natürlich nicht, Madame Rossini. Ich wollte es nur ... äh ... ausleihen.«
Gideon setzte einen ausgesprochen zerknirschten Blick auf, aber bei Madame
Rossini zeigte das keinerlei Wirkung. Sie hielt die Kleider vor sich in die Höhe
und betrachtete sie.
    »Was 'ast
du damit vor, du unmöglischer Junge? Das ist nischt mal grün!«
    Ich kam
Gideon zu Hilfe. »Bitte seien Sie uns nicht böse. Wir brauchen die Sachen für
... einen Ausflug ins Jahr 1912.« Ich machte eine kleine Pause, dann beschloss
ich, alles auf eine Karte zu setzen. »Einen heimlichen Ausflug, Madame
Rossini.«
    »'eimlisch?
Ins Jahr 1912!«, wiederholte Madame Rossini. Sie drückte die Kleider an sich
wie Caroline ihr Häkelschwein. »In diesen Sachen? Soll das ein Scherz sein?« Ich
hatte sie noch nie so wütend gesehen. »Das. Ist. Ein. Herrenanzug. Aus. Dem.
Jahr. 1932«, sagte sie drohend und schnappte zwischen jedem Wort empört nach
Luft. »Und dieses Kleid gehörte einem Zigarrenmädchen! Würdet ihr
darin 1912 auf die Straße gehen, würdet ihr einen Volksauflauf riskieren.« Sie
stemmte ihre Hände in die Hüften. »Hast du denn überhaupt nichts bei mir
gelernt, junger Mann? Was sage ich immer? Worum geht es bei diesen Kostümen? Um
...«
    »...
Authentizität«, ergänzte Gideon kleinlaut.
    »Precisement!« Madame Rossini fletschte die Zähne. »Wenn ihr schon einen heimlichen
Ausflug ins Jahr 1912 machen wollt, dann ganz sicher nicht in diesen Klamotten!
Da könntet ihr auch mit einem Raumschiff mitten in der Stadt landen - das wäre
genauso

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