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Gier, Kerstin

Gier, Kerstin

Titel: Gier, Kerstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smaragdgruen (Liebe geht durch alle Zeiten Bd 3)
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Enkeltochter.«
    »Nicht
wahr? Aber um ehrlich zu sein, war es die Idee meiner Freundin Leslie. Damit
wir sichergehen konnten, dass ich dich auch ganz bestimmt treffe. Und damit wir
keine Zeit verlieren.«
    »Tja, ich
habe allerdings auch noch keine Zeit gehabt, mir zu überlegen, wie wir weiter
vorgehen. Ich wollte gerade anfangen, mich von deinem Besuch zu erholen und
über alles nachzugrübeln ...« Er musterte mich mit schief gelegtem Kopf.
»Stimmt, du siehst anders aus als vorhin. Diese Spange hattest du gerade noch
nicht im Haar und irgendwie bist du dünner geworden.«
    »Danke«,
sagte ich.
    »Das war kein
Kompliment. Du siehst aus, als würde es dir nicht gut gehen.« Er trat noch
einen Schritt näher und betrachtete mich prüfend. »Ist alles in Ordnung?«,
fragte er sanft.
    »Alles
bestens«, wollte ich sagen, aber zu meinem eigenen Entsetzen brach ich in Tränen
aus. »Alles bestens«, schluchzte ich.
    »Oje«,
sagte Lucas und klopfte mir unbeholfen auf den Rücken. »Doch so schlimm?«
    Minutenlang
konnte ich nichts anderes tun, als die Tränen sprudeln zu lassen. Dabei hatte
ich gedacht, dass ich mich wieder im Griff hatte. Zorn war mir die angemessene
Reaktion auf Gideons Verhaltensweisen erschienen - so erwachsen und tapfer.
Außerdem viel filmreifer als die ewige Heulerei - Xemerius' Vergleich mit einem
Zimmerbrunnen war leider ziemlich passend.
    »Freunde!«,
schniefte ich schließlich, weil mein Großvater ein Anrecht auf Erklärungen
hatte. »Er will, dass wir Freunde sind. Und dass ich ihm vertraue.«
    Lucas
stellte das Rückenklopfen ein und runzelte verständnislos die Stirn. »Und das
ist zum Heulen, weil...?«
    »Weil er
mir gestern noch gesagt hat, dass er mich liebt!«
    Lucas
schaute, wenn möglich, noch verständnisloser drein. »Aber das scheint mir jetzt
nicht unbedingt die schlechteste Basis für eine Freundschaft zu sein.«
    Meine
Tränen versiegten, als hätte jemand den Stecker aus dem Zimmerbrunnen gezogen.
»Grandpa! Jetzt sei nicht so begriffsstutzig!«, rief ich. »Erst hat er mich
geküsst, dann finde ich heraus, dass das alles nur Taktik und Manipulation
war, und dann kommt er mit diesem Lass-uns-Freunde-sein-Spruch!«
    »Oh.
Verstehe. So ein ... äh Schuft! Lucas sah
immer noch nicht so ganz überzeugt aus. »Entschuldige, dass ich so blöd
nachfrage, aber wir sprechen doch hoffentlich nicht von diesem
de-Villiers-Jungen, Nummer elf, dem Diamant?«
    »Doch«,
sagte ich. »Genau von dem sprechen wir.«
    Mein
Großvater stöhnte. »Also wirklich! Backfische!! Als ob die Sache nicht schon
kompliziert genug wäre.« Er warf mir ein Stofftaschentuch zu, nahm mir die
Schultasche aus der Hand und sagte energisch: »Jetzt ist Schluss mit der Heulerei.
Wie viel Zeit haben wir?«
    »Um
zweiundzwanzig Uhr deiner Zeit springe ich wieder zurück.« Komischerweise hatte
mir das Weinen gutgetan, viel besser als die erwachsene Zornvariante. »Wie war
das mit den Backfischen? Ich habe tatsächlich ein bisschen Hunger.«
    Damit
brachte ich Lucas zum Lachen. »Na, dann gehen wir besser wieder nach oben. Hier
unten ist es eh ganz klaustrophobisch. Außerdem muss ich zu Hause anrufen und
sagen, dass es später wird.« Er öffnete die Tür. »Komm, du kleiner Backfisch. Auf
dem Weg kannst du mir alles erzählen. Und vergiss nicht, wenn dich jemand
sieht: Du bist meine Cousine Hazel vom Land.«
     
    Eine
knappe Stunde später saßen wir mit rauchenden Köpfen in Lucas' Büro, vor uns
jede Menge Zettel mit Notizen, die überwiegend aus Jahreszahlen, Kreisen,
Pfeilen und Fragezeichen bestanden, außerdem dicke Lederfolianten (die Annalen
der Wächter aus mehreren Jahrzehnten) und der obligatorische Teller mit Keksen,
von denen die Wächter in allen Zeiten Unmengen zu haben schienen. Das mit dem
Backfisch war offensichtlich ein Missverständnis gewesen. Leider.
    »Zu wenig
Informationen, zu wenig Zeit«, sagte Lucas immer wieder. Er tigerte unruhig im
Raum auf und ab und raufte sich seine Haare. Allmählich standen sie trotz
Pomade wirr vom Kopf ab. »Was kann ich in dieser Truhe versteckt haben?«
    »Vielleicht
ein Buch mit allen Informationen, die ich brauche«, sagte ich. Wir waren
problemlos an der Treppenwache vorbeigekommen, der junge Mann hatte immer noch
geschlafen, wie bei meinem letzten Besuch. Von seinen Alkohol-Ausdünstungen
wurde einem im Vorbeigehen ganz schummrig. Überhaupt ging es im Jahr 1956 bei
den Wächtern viel lockerer zu, als ich gedacht hatte. Niemand fand es
merkwürdig,

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