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Gier, Kerstin

Gier, Kerstin

Titel: Gier, Kerstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smaragdgruen (Liebe geht durch alle Zeiten Bd 3)
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später im Jahr 1953 auf dem grünen Sofa saß,
fühlte ich mich kein bisschen mächtig oder wissend, sondern einfach nur
furchtbar allein. Wie sehr wünschte ich mir, Leslie könne bei mir sein. Oder
wenigstens Xemerius.
    Beim
ziellosen Blättern stolperte ich über die Stelle, von der Mr Marley gesprochen
hatte. Im Oktober 1782 gab es tatsächlich einen Eintrag in den Annalen mit
folgendem Text:... So legte uns der Graf vor seiner
Abreise noch einmal nahe, auch künftig die Berührungspunkte der weiblichen Zeitreisenden,
insbesondere des letztgeborenen Rubins, mit der Macht der Mysterien so gering
wie möglich zu halten und die Zerstörungskraft der weiblichen Neugierde niemals
zu unterschätzen. Ah ja. Ich glaubte sofort, dass der Graf das gesagt
hatte, ich konnte förmlich seine Stimme dabei hören. »Zerstörungskraft der
weiblichen Neugierde« - tssss.
    Für den
Ball, der ja leider nur aufgeschoben, nicht aufgehoben war, half mir das
allerdings nicht weiter, abgesehen von der Tatsache, dass mir dieses
Wächtergeschreibsel nicht gerade Lust darauf machte, dem Grafen noch einmal
gegenüberzutreten.
    Mit einem
gewissen Unbehagen widmete ich mich auch dem Studium der goldenen Regeln. Darin
war viel von Ehre und Gewissen die Rede und der Verpflichtung, in der Vergangenheit
nichts zu tun, das die Zukunft verändern könne. Gegen Regel vier - Es dürfen
keine Gegenstände von einer Zeit in die andere transportiert werden - hatte ich
vermutlich auf jeder einzelnen Zeitreise verstoßen. Und gegen Regel fünf -
niemals auf das Schicksal von Menschen in der Vergangenheit Einfluss zu nehmen
- ebenfalls. Ich ließ das Buch auf den Schoß sinken und kaute nachdenklich auf
meiner Unterlippe herum. Vielleicht hatte Charlotte ja recht und ich war so
etwas wie eine notorische Regelbrecherin - rein aus Prinzip. Ob die Wächter in
der Zwischenzeit wohl gerade mein Zimmer durchkämmten? Oder gar das ganze Haus
- mit Suchhunden und Metalldetektoren? Vorhin hatte es jedenfalls nicht so
ausgesehen, als ob unser kleines Täuschungsmanöver ausgereicht hätte, um
Charlottes Glaubwürdigkeit zu erschüttern.
    Obwohl Mr
Marley, der mich zu Hause abgeholt hatte, schon ein wenig erschüttert gewirkt
hatte. Er schien kaum in der Lage, mir in die Augen zu schauen, auch wenn er
versuchte, so zu tun, als sei nichts gewesen.
    »Wahrscheinlich
schämt er sich«, mutmaßte Xemerius. »Ich hätte ja nur zu gern sein dummes
Gesicht gesehen, als er die Truhe geöffnet hat. Hoffentlich hat er vor Schreck
das Brecheisen auf seinen Fuß fallen lassen.«
    Ja, das
war bestimmt ein blamabler Moment für Mr Marley gewesen, als er meine Bücher
aus der Truhe gehoben hatte. Und für Charlotte natürlich. So schnell würde sie
aber sicher nicht aufgeben.
    Immerhin
unternahm Mr Marley den Versuch, scheinbar ungezwungene Konversation zu
betreiben, wahrscheinlich, um seine Schuldgefühle zu kaschieren, als er auf dem
Weg vom Wagen zum Hauptquartier einen schwarzen Regenschirm über mir
aufspannte. »Recht frisch heute, nicht wahr?«, sagte er forsch.
    Das war
mir wirklich zu albern. Ich erwiderte also ebenso forsch: »Ja. Und wann bekomme
ich meine Truhe zurück?«
    Darauf
fiel ihm nichts weiter ein, als knallrot anzulaufen.
    »Kann ich
denn wenigstens meine Bücher zurückhaben oder werden die noch nach Fingerabdrücken
untersucht?« Nein, heute tat er mir nicht leid.
    »Wir...
bedauerlicherweise ... vielleicht... falsch«, stotterte er und Xemerius und
ich fragten unisono: »Häh?«
    Mr Marley
war sichtlich erleichtert, als wir im Eingang auf Mr Whitman stießen, der wieder
einmal aussah wie ein Filmstar auf dem roten Teppich. Offensichtlich war er
auch gerade angekommen, er zog sich nämlich unnachahmlich elegant seinen Mantel
aus und schüttelte sich die Regentropfen aus dem dichten Haar. Dazu lächelte er
uns mit seinen perfekten weißen Zähnen an. Fehlte nur noch Blitzlichtgewitter.
Wäre ich Cynthia gewesen, hätte ich ihn bestimmt kurz angeschmachtet, aber ich
war gegen sein gutes Aussehen und seinen (bei mir ohnehin nur sporadisch
eingesetzten) Charme vollkommen immun. Abgesehen davon machte Xemerius hinter
seinem Rücken alberne Faxen und zeigte ihm Hasenohren.
    »Gwendolyn
- ich hörte, dir geht es schon besser?«, fragte Mr Whitman.
    Von wem
hatte er das denn gehört?
    »Ein
bisschen.« Um von meiner nicht vorhandenen Krankheit abzulenken und weil ich
gerade so schön in Schwung war, plapperte ich schnell weiter. »Ich fragte Mr
Marley eben nach

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