Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gier, Kerstin

Gier, Kerstin

Titel: Gier, Kerstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smaragdgruen (Liebe geht durch alle Zeiten Bd 3)
Vom Netzwerk:
ich
sonst noch tun sollte, stützte ich mich auf die Schreibtischkante.
    »Ich
glaube, es war der schrecklichste Tag in meinem ganzen Leben«, sagte Gideon.
»Als du dort auf dem Boden lagst ...« Seine Stimme wurde ein wenig brüchig. Er
löste sich von der Tür und kam auf mich zu.
    Plötzlich
hatte ich das überwältigende Bedürfnis, ihn zu trösten. »Es tut mir leid, dass
ich... dir so einen Schreck eingejagt habe. Aber ich dachte wirklich, ich müsste
sterben.«
    »Das
dachte ich auch.« Er schluckte und machte einen weiteren Schritt auf mich zu.
    Obwohl
Xemerius längst zu seinem Klarinettenspieler verschwunden war, spuckte ein
Teil meines Hirns mühelos seinen Kommentar aus: »Sein grün funkelnder Blick
entzündete die Flamme ihres Herzens unter der pissgelben Bluse. An seine
männliche Brust geschmiegt, ließ sie ihren Tränen freien Lauf.«
    Oh Gott,
Gwendolyn! Ging's vielleicht noch etwas hysterischer?
    Ich
umklammerte die Schreibtischkante fester.
    »Du
hättest eigentlich besser wissen müssen, was mit mir los war«, sagte ich. »Du
studierst immerhin Medizin.«
    »Ja, und
genau deshalb war mir auch klar, dass du ...« Er blieb vor mir stehen und zur
Abwechslung war er es mal, der sich auf die Unterlippe biss, was mich gleich
wieder rührte. Langsam hob er seine Hand. »Die Degenspitze war so tief in dir drin.« Er spreizte
Daumen und Zeigefinger ziemlich weit auseinander. »Ein kleiner Kratzer hätte
dich nicht zusammenbrechen lassen. Und dir ist sofort die Farbe aus dem Gesicht
gewichen und kalter Schweiß ausgebrochen. Deswegen war mir klar, dass Alastair
eine große Arterie getroffen haben musste. Du bist innerlich verblutet.«
    Ich
starrte seine Hand an, die vor meinem Gesicht schwebte.
    »Du hast
die Wunde selber gesehen, sie ist wirklich harmlos«, sagte ich und räusperte
mich. Irgendetwas stellte seine Nähe mit meinen Stimmbändern an. »Das ... das
muss ... vielleicht war das einfach der Schock. Du weißt schon, ich hab mir
eingebildet, ernsthaft verletzt zu sein, und deswegen hat es auch so
ausgesehen, als ob ich ...«
    »Nein,
Gwenny, das hast du dir nicht eingebildet.«
    »Aber wie
kann es dann sein, dass ich nur diese kleine Wunde zurückbehalten habe?«, flüsterte
ich.
    Er zog
seine Hand zurück und begann, im Raum auf und ab zu laufen. »Das habe ich
zuerst auch nicht verstanden«, sagte er heftig. »Ich war so ... erleichtert,
dass du am Leben warst, dass ich mir eingeredet habe, für die Sache mit der
Wunde würde es schon irgendeine logische Erklärung geben. Aber vorhin unter der
Dusche, da ist mir plötzlich ein Licht aufgegangen.«
    »Ah, das
wird es sein«, sagte ich. »Ich habe noch nicht geduscht.« Ich löste meine
verkrampften Finger von der Schreibtischkante und ließ mich auf den Teppich
nieder. Okay, das war schon viel besser. Zumindest zitterten meine Knie jetzt
nicht mehr.
    Mit dem
Rücken gegen die Bettkante gelehnt, sah ich zu ihm hoch. »Musst du wie ein
Wilder herumlaufen? Das macht mich ganz nervös. Ich meine, noch nervöser, als
ich sowieso schon bin.«
    Gideon
kniete sich direkt vor mir auf den Teppich und legte mir die Hand auf die
Schulter, ohne Rücksicht darauf, dass ich von jetzt an nicht mehr in der Lage
war, aufmerksam zuzuhören, sondern mit lauter unwichtigen Gedanken wie
»Hoffentlich rieche ich wenigstens gut« und »Oh, ich darf nicht vergessen zu
atmen« beschäftigt war.
    »Kennst du
das Gefühl, das man hat, wenn man beim Sudoku diese eine Zahl
findet, durch die dann alle anderen Felder auf einmal ganz einfach zu besetzen
sind?«, fragte er.
    Ich nickte
zögernd.
    Gideon
streichelte mich gedankenverloren. »Schon seit Tagen grübele ich über so viele
Dinge nach, aber erst heute Abend habe ich .. . diese eine magische Zahl
gefunden, verstehst du? Immer und immer wieder habe ich diese Papiere
durchgelesen, so oft, bis ich sie fast auswendig konnte ...«
    »Was für
Papiere?«, unterbrach ich ihn.
    Er ließ
mich los. »Die Papiere, die Paul von Lord Alastair im Tausch gegen die
Abstammungslinien bekommen hatte. Paul hat sie mir gegeben, und zwar an dem
Tag, an dem du dein Gespräch mit dem Grafen hattest.« Er grinste schief, als er
die vielen Fragezeichen in meinem Gesicht sah. »Ich hätte dir davon erzählt,
aber du warst zu sehr damit beschäftigt, mir merkwürdige Fragen zu stellen und
anschließend zutiefst gekränkt wegzurennen. Ich konnte dir nicht hinterher,
weil Dr. White darauf bestand, meine Wunde zu versorgen, weißt du noch?«
    »Das

Weitere Kostenlose Bücher