Gier nach Blut
gefahren?«
»Weil ich mir selbst keine Vorwürfe machen will, falls doch irgend etwas an dieser Sache stinkt.«
»Aha.«
Ich schwieg. Es stimmte, so ganz konnte ich nicht daran glauben, aber es gibt eben gewisse Dinge, die liegen auf der Risikoschiene. Die können glattgehen, aber auch kippen.
Wir hockten im Bürokomplex des Frachtmeisters und konnten von hier aus die Rollbahnen beobachten. Da Ruiz auch exotische Tiere einführte, würde er kontrolliert werden, denn der Artenschutz galt auch bei uns in Großbritannien.
Wir wollten bei der Kontrolle nicht präsent sein und uns etwas im Hintergrund halten. Den Frachtmeister hatten wir eingeweiht. Er wußte, daß er unter anderem nach einem Sarg Ausschau halten sollte oder nach einem ähnlichen Gegenstand.
Von einem Erfolg war ich nicht überzeugt. Wir mußten davon ausgehen, es mit einem Profi zu tun zu haben. Ein Mann wie Jorge Ruiz wußte, daß er nach einem Besuch in Südamerika kontrolliert werden würde. Da würde er nicht so dumm sein und einen Sarg bei sich führen, aber wir wollten eben jede Möglichkeit ausnutzen.
Man hatte uns einen kleinen Raum zugewiesen, Telefonbenutzung mit eingeschlossen.
Suko hob ab, als es leise schellte. Er hörte nur kurze Zeit zu und sagte:
»Wir kommen.«
»Gelandet?« fragte ich.
»Ja.«
Wenig später eilten wir durch einen langen Gang zu einem bestimmten Ausgang des Komplexes. Wir hatten abgemacht, uns auf die Beobachtung zu beschränken und keinen direkten Kontakt zu Jorge Ruiz aufzunehmen. Er sollte noch nicht spüren, daß wir ihm auf den Fersen waren. Wenn sich der Verdacht als Windei herausstellte, hatten wir seine Beschwerde am Hals, das wollten wir nicht riskieren.
Er stand auf dem Rollfeld. Ein dicker Mann mit dunklen Haaren. Obwohl die Sonne kaum schien, schützte er die Augen durch eine dunkle Brille.
Aus dem Frachtraum seines Jets wurden Kisten geladen und weggefahren. Sie verschwanden in einer großen Containerhalle, wo die Ladung dann überprüft und mit den Frachtpapieren verglichen wurde.
Auch Ruiz verschwand in der Halle, begleitet von zwei Beamten, auf die er gestikulierend einsprach.
»Eigentlich können wir mal einen Blick hineinwerfen«, schlug Suko vor.
»Das gleiche wollte ich sagen.«
»Dann los, bevor unser Freund zurückkehrt!«
Wir eilten mit langen Schritten auf die Gangway zu und stiegen sie dann hoch.
Der Pilot befand sich noch in der Maschine und war mit der Überprüfung einiger Daten beschäftigt. »He«, sagte er, als er uns sah. »Was machen Sie hier?«
»Nur umschauen.«
»Moment mal, Mister.« Er reckte mir sein Kinn entgegen. »Dies hier ist eine Privatmaschine. Die können Sie nicht so einfach betreten.«
Ich lächelte und zeigte ihm den Ausweis. »Es ist nicht mal eine richtige Durchsuchung. Wir wollen uns nur umsehen. Wenn Sie den Mund halten, werden Sie von keiner Seite Schwierigkeiten bekommen. Weder von uns noch von ihrem Chef. Können wir uns darauf verlassen?«
»Ist klar.«
»Wer befindet sich noch außer Ihnen und uns in der Maschine?«
»Niemand mehr.«
»Ich schaue schon mal nach«, sagte Suko. »Tu das.«
Der Pilot runzelte die Stirn. So recht schien es ihm nicht zu sein, aber das machte mir nichts. Ich hielt ihn weiter auf. »Sie sind über alles informiert?«
»Das muß ich.«
»Natürlich. Wie konnte ich das nur vergessen? Auch über die Ladung, Mister?«
»Was meinen Sie damit?«
»Sie sollten doch wissen, was geladen wurde.«
Er lachte, was allerdings etwas unecht klang. »Nun ja, wie immer. Tiere, Vögel und Fische. Sie dürfen nicht vergessen, daß Mr. Ruiz damit handelt.«
»Das hat er jetzt auch mitgebracht.«
»Sicher.«
»Sonst noch was?«
»Nicht daß ich wüßte.«
Ich verzog die Lippen. »Keinen Sarg?« Ich behielt den Mann nach dieser Frage genau im Auge. Er preßte kurz die Lippen zusammen, dann hatte er sich wieder in der Gewalt und schickte mir die Frage zurück. »Was meinen Sie da? Einen Sarg?«
»So ist es.«
Er lachte und schüttelte den Kopf. »Sie können vielleicht fragen. Nein, wir haben keinen Sarg an Bord gehabt. Wie kommen Sie denn darauf? Denken Sie vielleicht, Mr. Ruiz transportiert tote Tiere in einem Sarg? Das glauben Sie doch selbst nicht.«
»Tote Tiere nicht, da haben Sie sicherlich recht. Es gibt auch noch andere Dinge.«
»Meinen Sie vielleicht Menschen?«
»Zum Beispiel.«
»Nein, wir haben keinen Toten transportiert. Tut mir leid, daß ich Ihnen nicht helfen kann.«
»Schon gut, ich…«
»John!
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