Gier nach Blut
Kannst du mal kommen?« Aus dem Hintergrund hörte ich Sukos Stimme.
»Bin gleich da.« Ich schaute den Piloten an. »Und Sie bleiben so lange hier sitzen.«
»Gern.« Er grinste schief.
Ich wurde einfach das Gefühl nicht los, daß dieser Knabe mehr wußte, als er zugab. Mal sehen, was mein Freund Suko entdeckt hatte. Ich ging durch ein Flugzeug, dessen Innenausstattung einfach nur einen Namen verdiente: Luxus!
Da gab es nichts, was es nicht gab, und alles war aus wertvollen Materealien hergestellt worden. Suko sah ich an der offenen Tür stehen.
»Wo führt die denn hin?«
»Ins Bad.«
»Wie schön. Willst du ein Bad nehmen?«
»Nicht unbedingt.« Er gab mir den Weg frei, damit ich den Raum betreten konnte, und ich war verdammt beeindruckt.
Sich über den Wolken in einem Whirlpool zu verlustieren, war nur wenigen Menschen vergönnt. Jorge Ruiz gehörte dazu. Außerdem entdeckte ich eine komfortable Dusche, eine kleine Sauna, viele Spiegel, zudem eine TV- und Video-Anlage. Alles war vom Feinsten.
Ich stand da und schaute mich um. Suko konnte ich sehen, obwohl ich in die entgegengesetzte Richtung schaute, denn seine Gestalt malte sich im Spiegel ab. »Fällt dir nichts auf?« fragte mein Partner.
»Nein, abgesehen davon, daß es hier den Luxus in Hülle und Fülle gibt.«
»Das meine ich nicht. Du solltest mal riechen.«
»Und dann?«
»Tu mir den Gefallen.«
Wenn Suko darauf bestand – okay. Ich aktivierte also meine Geruchsnerven. Während ich das tat, zogen sich meine Augenbrauen zusammen. »Es riecht schon etwas seltsam«, sagte ich. »Nicht so, wie es eigentlich sonst in einem Bad riecht.«
»Was meinst du denn damit?«
»Na ja, muffig – oder?« Ich drehte mich um und schaute Suko jetzt direkt an.
Er bestätigte mich durch sein Nicken. »Ja, du hast recht. Muffig, alt und modrig.«
»Modrig?« murmelte ich.
»Richtig. Das kann selbst ein Deo nicht unterdrücken.«
In meinem Hals saß plötzlich ein Kloß. »Wenn man den Faden weiterspinnt, könnte man auf den Gedanken kommen, daß sich in diesem Bad etwas Modriges befunden hat.«
»Zum Beispiel?«
»Ein alter Vampir weiblichen Geschlechts.«
»Das vermute ich auch.«
»Wir sollten Jorge Ruiz einige Fragen stellen.«
Suko hob die Schultern. »Hat das Sinn?« fragte er. »Dieser Mann wird alles abstreiten, das kannst du mir glauben. Der weicht keinen Schritt zur Seite, das kannst du mir glauben. Ein Typ wie Ruiz ist knallhart.«
»Auch der Pilot?«
»Laß ihn, John.«
»Dann solltest du einen besseren Vorschlag haben.«
»Habe ich auch.«
»Raus damit!«
»Sage ich dir draußen.«
Wenn sich Suko einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, war es schwer, ihn anderweitig zu überzeugen. Also machten wir uns auf den Weg, um die Maschine zu verlassen.
Der Pilot hockte noch immer auf seinem Sitz. Er hielt einen Taschenspiegel in der Hand und kämmte sein Haar. Als er uns im Spiegel ankommen sah, drehte er sich um. »Na?« murmelte er.
»Ich gratuliere Ihrem Chef«, sagte ich. »Er hat wirklich ein tolles Flugzeug. Sie können stolz darauf sein, eine derartige Maschine fliegen zu dürfen.«
Der Mann wußte nicht, ob ich es ernst meinte oder ihn auf den Arm nehmen wollte. »Bin ich auch«, sagte er schließlich und schaute gegen unsere Rücken, als wir die Gangway entlang nach unten gingen. Beide waren wir nicht frustriert, obwohl wir nichts gefunden hatten. Uns erging es aber ähnlich wie zwei Vampiren, die einmal Blut gerochen hatten. Wir würden am Ball bleiben, das stand fest.
Suko rückte erst mit seinem Vorschlag heraus, als wir uns wieder in diesem Büro befanden, dessen Kunststoffwände so bleich wie eine Leiche waren. »Tja«, sagte er, »dieser Ruiz ist schlauer, als wir beide dachten. Der wird die Ladung unterwegs losgeworden sein. Wer weiß, wo der zwischengelandet ist.«
»Das läßt sich herausfinden.«
Suko trommelte mit den Fingern auf einer Schreibtischplatte.
»Hoffentlich und so schnell wie möglich.« Er nickte zum Fenster hin.
»Da, schau mal aufs Rollfeld.«
Wir sahen unseren Freund Ruiz. Wieder lamentierte er und bewegte dabei die Arme. Doch selbst auf diese Distanz hin war das Grinsen auf seinem Gesicht nicht zu übersehen. Er hatte auf der ganzen Linie gesiegt, bis jetzt jedenfals.
Wir beobachteten ihn weiter, und ich murmelte: »Wenn alles stimmt, was wir uns denken, dann frage ich mich trotzdem, wie die Pläne dieses Mannes aussehen?«
»Er wird die Blutsaugerin einsetzen.«
»Gegen wen?«
»Denk an
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