Gier nach Blut
die alte Rache. Du hast mir selbst davon erzählt, daß es zwei Familien gewesen sind, die sich da engagiert haben. Nur eben auf zwei verschiedenen Seiten.«
»Also befindet sich die Familie Marquez in Gefahr.«
»Das denke ich.«
»Dann braucht sie Schutz, John.«
Ich schaute ihn an. »Wer macht was?«
Suko lächelte breit. »Wie meinst du das denn?«
»Einer muß doch Ruiz auf der Spur bleiben.«
»Ich werde deinen Rover nehmen, obwohl es mir schwerfällt. Ich möchte ihn direkt vom Flughafen verfolgen. Du kannst dich um die Familie Marquez kümmern. Schließlich kennt man dich dort. Außerdem glaube ich nicht, daß er mit seinem Jet zu weit von London zwischengelandet ist. Welcher Flughafen käme da in Frage?«
Ich hob die Schultern. »Vielleicht Rayleigh?«
»Dort sollte man fragen.«
Wir standen zugleich auf. Da wir uns schon auf einem Flughafen befanden, war das kein Thema.
Eines stand fest. Dieser Ruiz sollte uns nicht entwischen…
***
Es gibt unterschiedliche Farben, und es gibt die unterschiedlichsten Geschmäcker. Wie sich allerdings jemand einen fäkalienbraunen Jaguar zulegen konnte, begriff Suko nicht. Aber dieser Jorge Ruiz fuhr einen braunen Jaguar. Das heißt, er fuhr nicht selbst. Er ließ sich von einem Typen fahren, der wohl sein persönlicher Leibwächter war und beim ersten Hinsehen gar nicht mal so gefährlich aussah. Wer aber einen Blick für Menschen hatte, das war bei Suko der Fall, erkannte sofort, daß dieser Mann Sprengstoff auf zwei Beinen war. Wie er sich bewegt hatte, wie er schaute, das ließ auf Training schließen, und Suko hatte beschlossen, auf der Hut zu sein. Sollte es je zu einer Auseinandersetzung zwischen ihm und diesem Mann kommen, stand noch nicht fest, wer Sieger war. Ruiz und er fuhren.
Suko klemmte sich mit seinem Rover hinter den braunen Jaguar. Die Fahrt führte nach Osten. Der Verkehr war ziemlich dicht, diesmal freute sich Suko darüber. Dem Fahrer würde es schwerfallen, einen Verfolger zu erkennen, erst recht, wenn es sich dabei um einen unauffälligen Rover handelte.
Die Reise ging nach Osten.
Sukos Freund John war nicht sofort zu der Familie Marquez gefahren. Er wollte zuerst ins Büro und auch kurz mit Sir James reden und ihn in den neuen Fall einweihen.
Es war einigermaßen leicht für Suko, sich auszurechnen, wann sich John im Büro befand, und er telefonierte aus dem Rover mit dem Yard.
Als er die Stimme des Geisterjägers hörte, war er zufrieden. »Wir fahren in Richtung Basildon.«
Suko hörte einen Pfiff. »Das läßt sich gut an. Wahrscheinlich wird eure Reise in Rayleigh enden.«
»Da können Jets landen?«
»Wenn sie nicht zu groß sind, schon.«
»Ich lasse mich überraschen.«
»Laß auf jeden Fall von dir hören.«
»Bist du telefonisch erreichbar?«
Suko hörte einen leisen Fluch. »Ich rufe wieder an. Die Nummer muß ich mir erst raussuchen.«
»Okay, beeil dich.«
Auch der Jaguar mußte sich den Gegebenheiten anpassen. Er konnte nicht so gescheucht werden. Suko blieb locker dahinter. Immer zwei bis drei Wagen zwischen ihm und dem braunen Fahrzeug. Wenn dieser Ruiz in Rayleigh etwas abholte, dann würde er es auch schaffen, noch vor Anbruch der Dunkelheit in London zu sein. Und war erst die Finsternis über die Stadt gefallen, konnte ein Blutsauger jubeln. Das war genau seine Zeit. Da würde er sich wohl fühlen und auf Blutfang gehen.
So weit sollte es erst gar nicht kommen. Schon jetzt überlegte Suko, wie er einen Angriff auf Menschen stoppen konnte. Am liebsten wäre es ihm gewesen, wenn er die Beute sofort erwischt und vernichtet hätte. Dann wäre der Fall im Anfangsstadium schon erledigt gewesen.
Zukunftsträume, die sich bestimmt nicht bewahrheiteten. Das hatte Suko auch im Gefühl.
Das Telefon meldete sich mit einem Summen. Er hob ab und hörte Johns Stimme.
»Alles klar bei dir?«
»Immer.«
»Wo bist du denn jetzt?«
»Ich habe die Bahn schon verlassen. Wir fahren auf Wickford zu.«
»Dann ist es nicht mehr weit bis zum Flughafen.«
»Richtig.«
»Hat dieser Ruiz etwas bemerkt?«
Suko war beinahe beleidigt. »Hältst du mich für einen Anfänger? Wie sieht es bei dir aus? Hast du die Nummer?«
»Ja, ich gebe sie mal durch.«
Suko notierte sie während der Fahrt. Er schrieb die Zahlen auf einen kleinen Block, der mittels eines Magneten am Armaturenbrett befestigt worden war. »Sonst noch was?«
»Nein.«
»Was sagt Sir James?«
»Bei ihm bin ich noch. Anschließend fahre ich zur Familie
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