Gier
halbsteifes Kunststoffrohr der Sorte, wie man sie von Stangen zum Verstellen der Lamellen bei Jalousien kennt. Gibt es Drydens Aufzeichnungen zufolge in vielen Hotels in London. VerhältnismäÃig leicht, ein kleines Stück zu kappen und als Röhrchen zu verwenden, in dem man einen Zettel verstecken kann. Ebenso leicht an den Enden zu Stöpseln zu formen. Wenn es uns gelingt, ein Hotelzimmer mit einer zu kurzen Gardinen- oder Jalousienstange zu finden, sind wir auf dem richtigen Weg.«
»Klingt nicht gerade nach dem allerbilligsten Hotelzimmer«, meinte Hershey. »Eher gehobenes Niveau oder noch teurer. Jalousien ...«
»Ich bin ganz deiner Meinung, Miriam«, stimmte Hjelm zu. »Klingt nicht nach Jugendherberge. Ralph hatte begonnen, an einem Hotelverzeichnis zu arbeiten, bevor er angeschossen wurde. Du kannst gerne damit weitermachen, wenn du Zeit findest. Also noch eine Liste. Im besten Fall kann man das Hotel mit dem Zettel kombinieren, auf den unsere Jane Doe ihre kryptische Mitteilung geschrieben hat. Vielleicht handelt es sich ja um Hotelbriefpapier?«
»Okay«, antwortete Hershey.
»Dann«, fuhr Hjelm fort, »habe ich noch mit den Verkehrspolizisten gesprochen, wie gesagt, bevor es uns verboten wurde. Nach ihrer Aussage war David Coleman der Erste, der vor ungefähr drei Monaten einen Nebenjob angenommen hat, ihm folgten zwei Männer mit den Namen Barton und Combes, und erst eine Woche vor dem London Summit ist auch Colemans Partner Payne dazugestoÃen, das wussten wir bisher nicht. Sie alle arbeiteten für Asterion Security Ltd. Nach Annahme der Kollegen handelte es sich um die nächtliche Bewachung von Unternehmen sowie kleine Jobs in Einkaufszentren. Aber ich habe bisher weder Barton noch Combes erreicht, also noch keine Bestätigung von ihrer Seite. Das Interessante in diesem Zusammenhang ist, dass Barton und Combes eines der anderen Begleitfahrzeuge während des London Summit fuhren. Ich habe allerdings keine Ahnung, wo sie sich befanden, als Payne und Coleman unseren Asiaten überfuhren, der nebenbei bemerkt höchstwahrscheinlich Tibeter war, aber ich frage mich, ob es nicht die Mühe wert sein könnte, das einmal näher zu erkunden.«
»Wenn ich die Sache richtig verstehe«, meinte Bouhaddi, »erlitt Payne einen starken Schock bei dem Vorfall. Zeugen, inklusive Arto Söderstedt, haben ihn laut fluchen hören, als er aus dem Wagen stieg. Dann wurde er krankgeschrieben. Und Coleman hat seinen Urlaub angetreten. Haben wir ihre Adressen?«
»Sag, was du denkst.«
»Der Familienvater Payne ist erst seit Kurzem bei Asterion angestellt«, sagte Bouhaddi nachdenklich. »Der Junggeselle Coleman ist schon länger dabei. Ich entwerfe mal ein fiktives Szenario. Okay? Long shot.«
»Bitte«, sagte Hjelm und lächelte.
»Coleman überredet Payne, etwas zu tun, was er nicht will. Aber bei der Tat erleidet er einen starken Schock, flucht laut und wird danach krankgeschrieben. Coleman hat ihn gezwungen, das zu tun. Jetzt hat Coleman Urlaub. Vermutlich weià keiner, wo er sich aufhält. Wir müssen uns Mark Payne vorknöpfen. Er hat Familie, Kinder. Er ist nicht so flexibel.«
»Und wie sieht das Szenario genau aus?«, fragte Hjelm. »Payne und Coleman setzen sich in das Begleitfahrzeug, und plötzlich sagt Coleman, dass sie einen Tibeter überfahren müssen?«
Corine Bouhaddi wirkte plötzlich etwas überrascht. Als hätte sie selbst nicht ganz so weit gedacht. »Ja verdammt, so muss es gewesen sein«, antwortete sie schlieÃlich.
»Aber ich bestehe darauf«, sagte Miriam Hershey. »Ralph und ich sind ganz sicher nicht auf Verkehrspolizisten gestoÃen. Das waren Profis.«
»Ich glaube keinesfalls, dass Payne und Coleman in Tony Robbinsâ Büro waren«, pflichtete ihr Hjelm bei. »Hingegen ahne ich, dass Asterion Security Ltd. eine Organisation ist, die viele Eisen im Feuer hat. Inklusive bedeutend professionellerer Leute. Nämlich solche, denen du begegnet bist, Miriam.«
Hershey sagte: »Okay.«
Das war alles.
Corine Bouhaddi hatte sich mit ihrer Frage nicht profilieren wollen. Sie schien lediglich ernsthaft an der Sache interessiert zu sein.
»Aber dann müssen wir voraussetzen, dass zumindest Coleman wusste, wen sie am 2. April überfahren sollten. Nur woher wusste er das?«, fragte sie.
»Söderstedt hat gesagt, dass es
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