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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Operandi wiederzuerkennen«, sagte Corine Bouhaddi, »dann reden wir doch eher von einer Art internen Kriminalität, oder? Derjenige, der das Verbrechen entschlüsseln kann und dem auf diese Weise Angst eingeflößt wird, muss also wissen, dass diese bestimmte Bande auf diese Art und Weise vorgeht. Man steht gewissermaßen auf der Warteliste. Aber es muss sich ja nicht notwendigerweise um eine interne Vergeltungsmaßnahme eines Syndikats handeln. Das Verbrechen kann sich ebenso gegen jemanden richten, der der kriminellen Szene nicht angehört. Und dann scheint die Kunsttheorie die plausibelste zu sein. Ich persönlich glaube nämlich, dass man ein Kunstwerk imitiert hat, um jemandem Angst einzuflößen, der dieses Kunstwerk kennt. Es hat eine besondere Bedeutung für denjenigen, der gewarnt werden soll.«
    Â»Das erscheint mir nachvollziehbar«, sagte Hershey. »Besonders angesichts der Perfektion, mit der man den Fundort arrangiert hat. Die festgeklebten Körperteile. Sie wollten ein exaktes Bild imitieren.«
    Â»Dann sind wir uns, was diesen Fall betrifft, einig«, resümierte Hjelm. »Ich muss gerade daran denken, was einer von uns in Den Haag erwähnt hat. Handelt es sich möglicherweise um ein römisches Kunstwerk? Die Anordnung des Lakens sieht jedenfalls römisch aus.«
    Â»Ich glaube, dein Landsmann hat das gesagt«, meinte Hershey.
    Â»Arto?«
    Â»Ja, eventuell. Wir sollten es zumindest überprüfen. Ich bin zwar kein Kunstexperte, aber römisch bedeutet doch eher Skulptur oder Mosaik als Malerei, nicht wahr?«
    Â»Gut, danke«, sagte Hjelm. »Ich werde meine Mails checken und sehen, ob eine Antwort dabei ist. Das mache ich am besten gleich.«
    Er ging zu seinem Schreibtisch und klickte seine Mailbox an. Dann las er laut vor: »›Ich habe mehrfach versucht, Sie zu erreichen, bin jedoch nicht durchgekommen. Wie stark sind Sie eigentlich an meinem Wissen interessiert? Mit freundlichen Grüßen, Professor Graham D. Nodham, Oxford.‹«
    Â»Ich glaube, dass der Chef gerade Musik gehört hat, als der Professor anrief«, sagte Bouhaddi autoritär.
    Â»Ich rufe ihn gleich zurück«, entgegnete Hjelm ebenso autoritär. »Aber dann haben wir noch die Codes: ›e98weriN‹ respektive ›79sYsd76‹ in jeweils einer Zeile. Bist du diesbezüglich irgendwie weitergekommen, Miriam?«
    Â»Leider nicht«, antwortete Miriam. »Sie sehen aus wie zufallsgenerierte Kombinationen, wie Passwörter, die man zugeschickt bekommt, wenn man sein eigenes vergessen hat. Ich habe sie unmittelbar an einen guten Freund beim MI5 geschickt, einen Codeexperten, aber er meint, das einzige Muster, das dahinterstünde, sei der Zufall.«
    Â»Aber gleich bei beiden?«, fragte Hjelm. »Den Benutzernamen bestimmt man ja in der Regel selbst. Mein Instinkt sagt mir allerdings, dass es sich hier um irgendeinen Webmail-Account handelt. Aber müsste in dem Fall nicht die Mail-Adresse der Benutzername sein, während das Passwort so oder ähnlich aussieht?«
    Â»Ja, Hotmail hat zum Beispiel solche Strukturen«, erklärte Hershey, »aber es gibt jede Menge anderer Anbieter weltweit, bei denen die Mail-Adresse nicht automatisch mit dem Benutzernamen übereinstimmt. Ich hatte gerade angefangen, eine Liste der Anbieter zu erstellen, als das hier passiert ist.«
    Sie strich sich flüchtig übers Gesicht.
    Â»Ich wäre dir dankbar, wenn du daran weiterarbeiten würdest«, bat Hjelm. »Denn dann müssen wir lediglich den Benutzernamen und das Passwort überall ausprobieren. Wie lief es übrigens beim Röntgen?«
    Â»Dass du auch schon danach fragst«, schnaubte Bouhaddi.
    Â»Ich habe es in der ganzen Hektik einfach vergessen, tut mir leid«, bedauerte Hjelm.
    Â»Offenbar werden sie eine chiroplastische Operation durchführen müssen«, antwortete Hershey. »Das Jochbein ist, wie sie sagen, gesplittert. Und das Stirnbein hat auch ein bisschen was abbekommen.«
    Â»Du bist wirklich eine starke Frau«, sagte Hjelm anerkennend.
    Â»Ich habe jedenfalls nicht vor, die Auflösung dieses Falles zu verpassen«, erklärte Hershey. »So einfach ist das.«
    Â»Dann werde ich jetzt berichten, was ich herausgefunden habe«, begann Hjelm. »Zuerst zu Ralphs Material, in erster Linie zu dem Plastikröhrchen. Es handelt sich dabei um ein sogenanntes

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